laut.de-Kritik

Die Hölle wartet, und der Teufel hat zwei Köpfe.

Review von

Zwei Kerle, zwei Instrumente - Part II. Machte das Debüt "Death By Burning" seinem Namen schon alle Ehre, bleibt auf dem Nachfolger nur noch Asche übrig. Der vorangegangene Flächenbrand war verheerend. Und nun? Nun keifen ihm Mantar inmitten totaler Dunkelheit eine Ode: "Ode To The Flame".

Die Trademarks ändern sich nicht: grob dem Black Metal zugeordnet, würzen Mantar ihre Stücke mit einer großen Portion Groove und Punk-Attitüde, zu Werke gebracht einzig mit Schlagzeug und Gitarre. Trotzdem ragt eine massive Soundwand vor dem Hörer auf.

Die Produktion legt im Vergleich zum Erstling noch eine ganze Schippe drauf, klingt noch drückender, noch überwältigender und vor allem: noch finsterer.

Wie heißt es in "Sundowning"? "Attack the enemy / Smash his skull and limb / Blood mayhem / Destruction in the air." Hach, diese Liebe… Aber wer will schon Liebe, wenn es Hasshooks à la "This is era borealis / This is death über alles!" gibt, die dazu noch Ohrwurmpotenzial as fuck haben?

Aus Stoner-Riffs ("Praise The Plague"), Black Sabbath-Anleihen ("Era Borealis") und schwarzen Tremoloausflügen ("Oz") kreieren die beiden Bremer eine schwelende Suppe, die ganz und gar nicht schmackhaft, sondern eher mit mittelalterlichen Pechkübeln vergleichbar ist. Wenn diese brodelnd von den Mauern flossen, war das garantiert kein angenehmes Schauspiel. Irgendwie haftet dem Ganzen aber doch eine düster-morbide Faszination an.

Steigen wir also noch ein wenig tiefer hinab in die Gruft Mantars, wo eine Graborgel ihr hoffnungsloses Lied spielt ("I Omen"). "Schwanenstein" greift ausnahmsweise auf Overdubs zurück, um die Stürme des Nordmeers zu entfesseln.

"Sundowning" gräbt sich einfach nur immer tiefer und tiefer in feuchte Erde. Zunächst schwankend zwischen Low-Tempo-Schaufel und ratterndem Palm-Mute-Bohrer, später in glanzloser Doom-Manier, bis selbst die Gitarre stirbt und das Schlagzeug allein ausharrt. So lässt man die Sonne untergehen. Allzu bald schafft sie es wohl nicht mehr an die Oberfläche.

Mantar scheinen auf ihrer Vernichtungsmission vorerst nicht zu stoppen zu sein. Was es mit "Death By Burning" begonnen hat, setzt das Duo auf "Ode To The Flame" konsequent fort. Hier splittern Knochen, hier regiert die Qual. Die große Stärke Mantars ist dabei, in all das noch Groove zu integrieren. Die Schwäche, dass im Kontrast zum Übersong "Era Borealis" die anderen Stücke (abgesehen vielleicht von "Oz" und dem majestätischen "Schwanenstein") etwas an Durchschlagskraft einbüßen. Die Atmosphäre halten sie trotzdem aufrecht. Die Hölle wartet, und der Teufel hat zwei Köpfe.

Trackliste

  1. 1. Carnal Rising
  2. 2. Praise The Plague
  3. 3. Era Borealis
  4. 4. The Hint
  5. 5. Born Reversed
  6. 6. Oz
  7. 7. I Omen
  8. 8. Cross The Cross
  9. 9. Schwanenstein
  10. 10. Sundowning

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5 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 7 Jahren

    konnte mich bisher nicht so überzeugen wie das debüt, habs aber auch erst 1x gehört.vorläufige 3/5.

  • Vor 7 Jahren

    Beim ersten Album hat´s mich 2014 weggeblasen. Nun Album Nr. 2... Überraschungseffekt futsch. Trotzdem dickes Brett! Jetzt noch was Neues von Bölzer und 2016 kann geschlossen werden.

  • Vor 7 Jahren

    "Bremer eine schwelende Suppe, die ganz und gar nicht schmackhaft, sondern eher mit mittelalterlichen Pechkübeln vergleichbar ist. Wenn diese brodelnd von den Mauern flossen, war das garantiert kein angenehmes Schauspiel."

    Bremen hatte wohl keine Stadtmauer. Die hatten die Wesser? Jedenfalls haben die Wachsoldaten dafür Sorge getragen, das viele Stunden vor der Erstürmung der Mauer genügend Pech ähnliche Flüssigkeit, manchmal heiße Öle/Fette (aus Mangel wurde oft auch nur heißes Wasser, das gab dann große Verbrühungsblasen) gehalten, oben auf der Mauer bereit stand.
    Die dann den Kübel auf den Sturmsoldaten kippten, waren trainiert darin genau auch diese zu erwischen. Zielen nennt man das. Wenn die nur die Mauer trafen, wurden die von ihren Vorgesetzten entsprechend zusammen gefaltet und brodeln tat das Zeug auch nicht. Eventuell wurden die Sturmsoldaten etwas knusprig, als man sie in Brand schoss mit Brandpfeilen. Das brodelt nicht, das knuspert. Hört sich anders an!
    Im Mittelalter bzw. früher war die Effektivität sicher nicht geringer als heute. Als die Verteidigungsmassnahmen immer perfekter wurden und einige Leitern zur Erstürmung nicht mehr ausreichten, hat man diese gepanzerten Türme erfunden, da kippte man gar nichts drauf. Sobald da die Klappe oben auf ging und die Soldaten raus strömten, hatten die oft eine schwere Wunde durch ein Schwert, Axt oder Bogen.

    Später ist man dann dazu übergegangen die Städter und ihre Soldaten zu belagern, wenn Vorräte verbraucht waren, machten die die Tore freiwillig auf. Besser versklavt als Tod. Kam alles nicht so häufig vor wie man denkt, sondern Herr der Ringe etc. hinterlassen halt nur Bilder, damit der Tod gut aussieht. Siehe oben, das tut er nicht.

  • Vor 7 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 7 Jahren

    freut mich, dass die jungs bei kollege berger in den erwartbar guten händen landeten. besten dank nochmal fürs einspringen :)

    die band ist ja wirklich eine echte ausnahmeerscheinung. talentiert, kompromisslos, intelligent und kreativ. kann nicht jede metalband behaupten; erst recht nicht in deutschland. allein schon das großartige "schwanenstein" ist aller ehren wert.