laut.de-Kritik

Huldigung an Kurt Cobains Punkrock-Idole.

Review von

Nach dem Motto "klingt gut - lass es uns schneller spielen" produzieren Male Bonding melodiös-noisigen Garage-Rock, mit dem sie Kurt Cobains Punkrock-Helden huldigen. Hüsker Dü, Wipers, Dinosaur Jr. und Flipper (deren Track "Ever" sie coverten) kommen einem unweigerlich in den Sinn, wenn man sich "Nothing Hurts" ins Ohr schnellen lässt. Kein Zufall daher, dass die Band bei Sup Pop unter Vertrag ist.

"Year's Not Long" erinnert mit rostigen Gitarren, rasantem Drums und verschwommenem Gesang an Blood Red Shoes (nur schneller). "All Things This Way" vereint auf nur 1.30 Minuten Länge - überspitzt formuliert - fast eine ganze Dinosaur Jr. Platte - inklusive Feed-back-Eskapade, Mitsing-Melodie und simpler, aber enorm cooler Bass-Schlagzeug-Bridge.

Sowieso bewegen sich die Songs immer um die zwei-Minuten-Marke, insgesamt finden auf knapp einer halben Stunde 13 Songs Platz. "Nothing Hurts" bietet Kurzweiligkeit schlechthin. Ehe man sich versieht, ist die Hälfte der Platte schon um.

"Crooked Scene" zwingt mit simpelsten Riffs zum Fußwippen während "T.U.F.F" bestens auf Bleach gepasst hätte - wäre da nicht das hohe Spieltempo. Die zuckersüßen "Uuhs" im Refrain von "Nothing Remains" summt man trotz der erneuten Kürze des Lieds noch den ganzen Tag.

Obwohl sich Male Bonding an der nordamerikanischen Underground-Punkszene der 80er Jahre orientieren, stammt die Band eigentlich aus einem Vorort von London. So ganz un-englisch klingen sie dann aber doch nicht. "Franklin" beispielsweise erinnert mit seinem stark gehallten, androgynen Gesang an frühere Shoegazer.

Das Genre erlebte bekanntlich unlängst ein Revival, mit Vivian Girls und Dum Dum Girls unternahm Male Bonding bereits gemeinsame Projekte. Erstere beispielsweise wirken auf dem Song "Worse To Come" mit. Der Schlusstrack hebt sich dabei nur mit akustischer Gitarre und sanftem Gesang stark vom Rest der Platte ab, trotz 20-sekündigem Feedback-Ausflug gegen Ende. Gerade deswegen stellt er aber den perfekten Schlusspunkt dar, bevor man sich die Platte gleich nochmals von Anfang an reinzieht.

Male Bonding haben sich definitiv Dinosaurs Slogan "fast as fuck" auf die ausgewaschenen T-Shirts geschrieben und reihen in ihren erfrischenden Songs Hook an Hook. "Nothing Hurts" ist dabei der perfekte Soundtrack für bier- und schweißgetränkte Kellerparties - zur Freude aller Grunge-Nostalgiker. Wer daher aus Mangel an neuem Dinosaur Jr.-Material bereits an Entzugserscheinungen leidet, findet in der Platte sein wohltuendes Methadon.

Trackliste

  1. 1. Year's Not Long
  2. 2. All Things This Way
  3. 3. Your Contact
  4. 4. Weird Feelings
  5. 5. Franklin
  6. 6. Crooked Scene
  7. 7. T.U.F.F.
  8. 8. Nothing Remains
  9. 9. Nothing Used to Hurt
  10. 10. Pirate Key
  11. 11. Paradise Vendors
  12. 12. Pumpkin
  13. 13. Worse To Come

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