laut.de-Kritik

Streifzug durch das Studio der Rap-Ikone.

Review von

Willkommen in Madlibs Studio in Los Angeles, Kalifornien: dem Loop Digga Hideaway. Ein mittelgroßes Zimmer, voll gestopft mit Krempel. An den sonst kahlen Wänden hängt ein Bild von Roberta Flack und eines von Herbie Hancock. Der Jazzpianist steht auf einer Bühne und schaut gedankenverloren auf ein Keyboard, abgewandt vom Mikrofon. Doch er blickt nicht nur auf das elektrische Piano im Bild, zudem überwacht er die fünf Keyboards, die in der linken hinteren Ecke von Madlibs Studio im Halbkreis aufgestellt sind.

In der Mitte des mittelgroßen Raumes thront ein Schlagzeug. Ganz schlicht in schwarz, verziert mit einigen Quasimoto-Stickern, einem von Madlibs zahlreichen Alter Egos. Neben dem Schlagzeug lehnt ein mannshoher Bass imposant an einem weißen Regal, daneben, ein wenig verloren, hockt der kleine elektrische Bruder. Der Gang zum anderen Ende des Raumes fällt schwer. Überall verstreut stehen Kisten. Meistens sind die Kartons voller lieblos eingeordneter Platten: 7inches, White Labels, Singles und und und.

Aus einer Kiste neben dem Schlagzeug quellen zahlreiche kleinere Instrumente: Rasseln, Becken, Bongos, Glockenspiele und einige Triangeln. Ein unbekanntes Metalldings flackt unbeachtet daneben. Könnte eine Maultrommel sein. Abgeschirmt von einem dieser weißen Ikea-Plattenregale eröffnet sich der Blick auf den "Schreibtisch" des Studios. Zumindest ist es ein Tisch, vor dem ein gemütlicher Bürostuhl platziert ist - ziemlich abgesessen das Ding.

Von der Ablagefläche sieht man jedoch nichts. Neben zwei Plattenspielern (keine 1210er!) stehen etliche Soundmaschinen: MPCs (mindestens drei!), Effektgeräte, Mischpult und einer dieser neuen modernen CD-Turntables. Der Stuhl ist gemütlich, doch Beinfreiheit gibt es keine: zu viele Platten unterm Tisch. Die untere Seite des großen Fensters vor dem der Schreibtisch aufgebaut ist - Blick ins Grüne! - decken notdürftig einige Streifen Pappkarton ab. Der Grund dafür bleibt genauso unbeantwortet wie die imaginäre Frage, wie man hier anständig arbeiten kann. Ein Genie beherrscht sein Chaos. Hier im Loop Digga Hideaway stimmt das wohl.

Zwei weitere weiße Ikea-Plattenregale teilen den Raum notdürftig in verschiedene Nischen - vollgestopft mit Platten. Diese sogar geordnet. Im Gegensatz zum Rest des Zimmers. Wie viele LPs mögen das wohl sein? Zehntausend? Keine Ahnung. In der dritten Reihe von unten eine James Brown-Scheibe. "James Brown's Funky People"? Noch nie gehört. Genauso unbekannt wie alle anderen Cover.

Was ist das denn? "Just The Two Of Us"? Sesame Street? Grobi und das Krümelmonster im Duett. Aha. "Pralua De Quina Internacional"? Irgendwas Lateinamerikanisches wahrscheinlich. Das verrät zumindest die knackige Brasilianerin, deren braun gebrannter Hintern vom Cover blitzt. Herrgott, und das sind nur die Platten, die schön drapiert vor den einzelnen Regalabteilen stehen. Dahinter jeweils etwa 30 Scheiben mehr. Einmal ganz abgesehen von den fast zwanzig Bananenkartons voller Vinyl, die am Ausgang des Appartements auf dem Boden flacken. Mehrere Reihen, jeweils mit einem Gang dazwischen. Offensichtlich werden all diese Platten auch benutzt.

Auf einem schiefen Vinylstapel steht ein 500ml-Marmeladenglas. Bis oben voll mit Weed. Die Wände sind vergilbt. Jetzt ist klar von was. Einige Heineken-Flaschen, mal angebrochen, mal verschlossen, eine Pulle Gatorade und eine Glasbong ruhen arglos auf bzw. unter den fünf Keyboards. Was ist das überhaupt für eine Blechwand? Ach, ein Garagentor. Das Studio ist in einer Garage? Ganz genau. In dieser Garage entstehen alle Beats von Madlib, dem Beat Konducta. Auch die 35 Instrumentals der vorliegenden Platte. All diese unglaublichen Stücke Musik, bei denen man sich fragt, wo die nur gemacht werden ...

Trackliste

  1. 1. The Comeback (Madlib)
  2. 2. The Payback (Gotta)
  3. 3. Face The Sun (Africa)
  4. 4. Open (Space)
  5. 5. Tape Hiss (Dirty)
  6. 6. Sir Bang (Bounce)
  7. 7. Third Ear (More)
  8. 8. Stax (Strings)
  9. 9. Electric Company (Voltage-Watts)
  10. 10. Left On Silverlake (Ride)
  11. 11. Painted Pictures (Art)
  12. 12. Gold Jungle (Tribe)
  13. 13. Offbeat (Groove)
  14. 14. Pyramids (Change)
  15. 15. Eternal Broadcaster (Authentic)
  16. 16. Spanish Bells (High Dreams)
  17. 17. The Rock (Humps)
  18. 18. Box Top (Cardboard Dues)
  19. 19. West Zone (Coastin)
  20. 20. Filthy (Untouched)
  21. 21. Friends (Foes)
  22. 22. Toe Fat (Ghettozone)
  23. 23. Money Hugger (Gold Diggin)
  24. 24. The Comeup (Come Down)
  25. 25. Two Timer (The Pimp)
  26. 26. Chopstyle (Suey Blast)
  27. 27. Black Mozart (Opus II)
  28. 28. Understanding ( Compre hension )
  29. 29. Snake Charmer (Heads Up)
  30. 30. Old Age (Youngblood)
  31. 31. Fukwitus (The Eights)
  32. 32. African Walk (Zamunda)
  33. 33. Whutkanido (Can Do It)
  34. 34. The Forest (Greens)
  35. 35. Outerlimit (Space Ho)

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16 Kommentare, davon 13 auf Unterseiten

  • Vor 16 Jahren

    Finde die CDs leider nicht so prall. Da ist Beat Konducta Vol. 3 - 4 viel besser.
    By the way, wo issen da die Review dazu :????:

  • Vor 16 Jahren

    erstmal tolles review....liest sich herrlich

    zum zweiten....schade das es nur einen kommentar dazu gibt....

    @ rower....find 1-2 eigentlich viel besser....3-4 is auch sehr gut....aber das sind einige beats die ich echt nicht feiern kann....

    naja die geschmäcker halt

  • Vor 16 Jahren

    @Qlambo (« erstmal tolles review....liest sich herrlich

    zum zweiten....schade das es nur einen kommentar dazu gibt....

    @ rower....find 1-2 eigentlich viel besser....3-4 is auch sehr gut....aber das sind einige beats die ich echt nicht feiern kann....

    naja die geschmäcker halt »):

    also finde die ersten beiden teile kann ich mir alle 3 monate geben, ansonsten werde ich da verrückt.
    aber wie du schon gesagt hast, geschmäcker sind verschieden, gott sei dank :)