laut.de-Kritik

Die Quintessenz der Schizophrenie.

Review von

Nach zwei Jahren endlich eine neue Langspielplatte von Luke Vibert. Was bei anderen Künstlern die Regel ist, erscheint beim Engländer wie eine halbe Ewigkeit, schließlich warf er in der Vergangenheit unter verschiedenen Pseudonymen auch gerne mehrere Alben im selben Jahr auf den Markt. Nun hat der gute Mann momentan wohl besseres zu tun, als Tag ein, Tag aus an seinen Reglern rumzudrehen, durfte er sich doch nach "Lover's Acid" zum zweiten Mal über Nachwuchs freuen.

Um seine Anhängerschaft nicht gänzlich aus der Fassung zu bringen, bittet Luke Vibert auf "Chicago, Detroit, Redruth" mit der Quintessenz seines Schaffens zum Tanz. Denn Vibert schwelgt in Reminiszenzen. Nicht nur an sein 12.000 Seelen zählendes Heimatstädtchen Redruth, sondern auch an den Sound der guten alten Roland TB 303. Der verfolgt den Hörer durch ein 63-minütiges, schizophrenes Wirrwarr aus Vibert-typischen Acid-Sounds über das Trip Hop/Hip Hop-Gemisch des Wagon Christs bis zu den plug'schen Drum and Bass-Tunes.

Letzterer eröffnet den Reigen mit D'n'B der eingängigeren Sorte und einem locker-flockigen Pianoloop ("Comfycozy"), bevor Amen Andrew, ein weiteres Alter Ego, die Zügel übernimmt und sich unweigerlich ins Gehirn einbrennt. Bei "Brain Rave" ist der Name tatsächlich Programm. Doch schon knapp fünf Minuten später hat der Discospaß ein Ende und der Körper schaukelt zu Orgelklängen im D'n'B-Gewandt und dem "Radio Savalas". Ein Highlight jagt das nächste, "Breakbeat Metal Music" trichtert einem per Stimme ein, dass man sich nun gefälligst zu verausgaben habe. Dagegen aufzumucken käme mir nicht im Traum in den Sinn.

Erst der fünfte Track verspricht Entspannung. "God" bildet den völligen Kontrast zum bisherigen Programm. Dieser unerhört einfache Beat kommt so plötzlich, dass er beinahe weh tut, und begründet somit den einzigen wirklichen Schwachpunkt dieser an Höhepunkten reich bestückten Scheibe. Als hätte er es geahnt, dreht Vibert mit "Argument Fly" noch mal richtig auf und lässt selbige im wahrsten Sinne des Wortes verpuffen, bevor er sich in der Folge eher in die Nackengegend groovt, wobei mich der Basslauf von "Rotting Flesh Bags" doch stark an "Clint Eastwood" der Gorillaz erinnert.

Das höhepunktarme "Rapperdacid" und das mir persönlich zu eintönige Technobrett "Chicago, Detroit, Redruth" treten leider etwas auf die Euphoriebremse. Glücklicherweise bildet "Swet" den perfekten Schlusspunkt. "The party's over now and the dawn is drawing very nigh. Let's creep away from the day and allow me to say goodbye". Jetzt heißt es Glieder ausschütteln und Milch trinken. Auf dass der Tanzmuskelkater kein zu heftiger wird.

Trackliste

  1. 1. Comfycozy
  2. 2. Brain Rave
  3. 3. Radio Savalas
  4. 4. Breakbeat Metal Music
  5. 5. God
  6. 6. Clikilik
  7. 7. Argument Fly
  8. 8. Rotting Flesh Bags
  9. 9. Comphex
  10. 10. Rapperdacid
  11. 11. Chicago, Detroit, Redruth
  12. 12. Swet

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