laut.de-Kritik

Rock'n'Roll wider das Verliebtsein.

Review von

Alliance, Ohio, war bislang nicht unbedingt bekannt für Stilmixe aus Grunge, 70er-Rock, Psychedelic und modernem Popverständnis Marke Coldplay. Das Quartett Lovedrug um Sänger und Bandleader Michael Sheppard ändert das. Dessen Stimme, Hauptmerkmal des Sounds, lässt sich ungefähr zwischen Geddy Lee, Matthew Bellamy, Thom Yorke und Eddie Vedder einordnen, wobei er das Timbre des ersten, die Ausdrucksstärke des zweiten und vierten und den Weltschmerz des dritten gepachtet hat.

Bereits der Bandname macht klar, dass Liebe oder speziell das Gefühl des Verliebtseins hier unbedingt nicht positiv besetzt ist. Sheppard und Co. verbinden damit Handlungsunfähigkeit, Hormon-Diktatur und verklärte Realität. Mit der Zeile "Something in my world is dying now, I wish that it was you" etwa wünscht Sheppard dem Adressaten seiner düsteren Gedanken nicht wirklich das Beste.

Entsprechend fernab jeglicher Erlösungsmetaphern weisen Lovedrug ein angenehm diesseitig verhaftetes Textverständnis auf. Manchmal ist es eben einfach nur gut, die Sau raus zu lassen, weiß der Opener. Musikalisch gibt "Let It All Out" Anschauungsunterricht in eruptivem Luftmachen. Abseits gängiger Strophe-Refrain-Schemata rock die Band mit noisy Sounds und herzerweichenden Klängen durch ihr eigenes Universum.

Das hymnische "Blood Like" zum Beispiel wird von einem fulminanten Spannungsbogen getragen, während die Single "Everyone Needs A Halo" mit Tempiwechsel und Jekyll-und-Hyde-Atmo besticht. Das weitere Spektrum reicht von Grunge oder dem trocken produzierten Rocker "The Dirtiest Queen" über modernen, ungezwungenen Pop ("Only One", "Broken Home" oder Borrowed Legs") bis hin zu ruhigen, spartanisch instrumentierten Piano-/Synthie-Balladen ("Dying Days").

Die Bonusdisc lässt die Band dann in einem wesentlich luftigeren Licht erscheinen. Die Liveatmosphäre und die Dominanz raumgreifender Akustikgitarren sowie perkussives Drumming zeichnen weichere und dynamischere Linien, die einigen Songs wesentlich besser zu Gesicht stehen. Statt der regulären "Blood Like"-Version das Prädikat Meisterwerk zu verleihen, gibt man nach Genuss der Alternativ-Version der den Vorzug.

Auch die Arrangements und die Auskleidung der Harmonien weichen teilweise erheblich vom Original ab, wie man es sich von einer guten Akustikversion wünscht. Augmentation, die Vergrößerung des Zeitwerts einer Notenfolge, ist hier Stilmittel der Wahl, um die kompakten Rocksongs im akustischen Kontext zum Leben zu erwecken. Man kann förmlich den Platz zum Atmen spüren.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Let It All Out
  2. 2. Only One
  3. 3. Blood Like
  4. 4. Everyone Needs A Halo
  5. 5. The Dirtiest Queen
  6. 6. Borrowed Legs
  7. 7. Broken Home
  8. 8. Fake Angels
  9. 9. My World
  10. 10. Hante' Bruit
  11. 11. Panicked Witness
  12. 12. Dying Days

CD 2 (Unplugged)

  1. 1. Let It All Out
  2. 2. Only One
  3. 3. Blood Like Too
  4. 4. Everyone Needs New Orleans
  5. 5. The Dirtiest Piano
  6. 6. Borrowed Legs
  7. 7. Broken House
  8. 8. Fake Angels
  9. 9. Your World
  10. 10. Panicked Witness
  11. 11. Dying Days
  12. 12. The Next Life (Suede Cover)

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LAUT.DE-PORTRÄT Lovedrug

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