laut.de-Kritik

Die Diagrammlover verdienen leider keine Gegenliebe.

Review von

Love Of Diagrams produzieren jene Art von Kunstkontext, die sich in einem 1:1-Gespräch mit dem Text ziemlich plötzlich enthüllt. Wenige Fragen an den Stoff genügen, bis Monika Fikerle, Luke Horton und Antonia Sellbach blankziehen – rein metaphorisch gesprochen natürlich. Da wären zunächst die Begrifflichkeiten.

Der noiserockende Dreier aus Down Under nennt sich "Love Of Diagrams" und sein weltweites Debüt "Mosaic". Weil sie eben Diagramme lieben, wie Bassistin/Sängerin Antonia umschreibt: "Für mich stehen sie für Dinge, die man sonst nicht erklären kann." Klingt nach einer cleveren Namenswahl, entpuppt sich jedoch leider viel zu schnell als roter Hering. LODs Postpunk haftet de facto weder Mosaikhaftes noch irgendwie Unerklärliches an.

Stichwort "Referenzen". Um fröhlich und ausgiebig im Vorhof von Siouxsie & The Banshees zu streunen, steigen die Aussies in die Zeitmaschine. Antonia imitiert deren rotzig-kaputten Halbgesang, während quengelige Gitarre und völlig überzüchteter Mutantenbass ungewaschen an Proto-Drum-Exkursen vorbeitreiben. Dann ein weiteres Mal den Hebel betätigt, in die späteren Achtziger hinein und die Portion No Wave bei Sonic Youth abgepaust. Plagiatismus statt Puzzlespiel.

Weiß "Mosaic" denn wenigstens am Kopierer zu befriedigen? Nun, dass Produzentenlegende Bob Weston hier Hand angelegt hat, passt zum sehr rohen Klangabdruck. Unzählige Klippen und Kanten segnen das Dutzend Stücke aber nicht etwa mit schroffem Charme – im Angesicht einer fehlenden Spannungskurve wirken sie lediglich wie Fragmente, denen jede Catchyness abgeht. 1:1 will ja nun keiner, aber ein verschlimmbessertes Zerrbild?

Und zum Vierten: Cui bono? Live eine genehme halbe Stunde, in der man sich in hypnotischer Langeweile verlieren kann, passiert auf CD genau das, woran so manches cool new thing auf mittlere Sicht scheitert: So nonchalant es aus den Boxen schallt, so kalt gestaltet sich die Rezeption. So ist es am Ende nicht einmal mehr fraglich, wen LOD eigentlich erobern wollen. Aber nicht so dramatisch. Als Diagrammlover sind sie Liebe ohne Gegenliebe ohnehin gewöhnt.

Trackliste

  1. 1. Form And Function
  2. 2. The Pyramid
  3. 3. Pace Or The Patience
  4. 4. At 100%
  5. 5. Interlude
  6. 6. Ms V. Export
  7. 7. Confrontation
  8. 8. Single Cable
  9. 9. Double
  10. 10. All The Time
  11. 11. Trouble
  12. 12. What Was I Supposed To Do?
  13. 13. [Bonus Track]

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