laut.de-Kritik

Das wilde Leben spiegelt sich nicht im glattpolierten Klang.

Review von

Mit jeder neuen Generation Musikkonsumenten gibt es auch eine neue Generation Musiker, die die gleichen Lieder über Beziehungen, Einsamkeit und die Schwierigkeit, Beziehungen zu führen noch einmal voller Naivität singt.

Die fünf Münchner von Liza23 konnten bereits das Bayern3-Publikum überzeugen, ihnen den Bayerischen Musik-Löwen zu überreichen. Im Gegenzug gaben sie wohl das Versprechen ab, nicht all zu sehr mit den üblichen Hörgewohnheiten des Radiopublikums zu brechen.

Der Opener "Lüg Mich An" startet mit Klavier, bricht aber nach wenigen Takten mächtig mit Keyboardriff und Gitarre los. Ein kurzer Break und schon geht die wilde Singerei über das Abenteuer Liebe los, die das ganze Album durchzieht.

Die Ballade "Ein Letztes Mal" mit der jugendlichen Harmlosigkeit des Textes steht an der Grenze zum Schlager, was sich auch durch den stampfenden Beat im Zwischenteil nicht bessert: Man hat immer das mitklatschende Festzeltpublikum vor Augen.

"Weil Sonst Rett Ich Die Welt" prescht nach vorne weg. Die Bandfotos im Kombination mit diesem Lied lassen unweigerlich die Erinnerung an Avril Lavigne und ihren "Sk8ter Boi" hochkommen. Mit "Nicht So Viel Denken" kommt auch schon wieder die nächste Ballade um die Ecke gezwirbelt. Wie zuvor sucht die Band möglichst interessante Textkonstruktionen, als gelte es, einen Schülerzeitungs-Wettbewerb zu gewinnen.

"Gefährlich" hingegen bleibt tatsächlich im Ohr hängen. Das Klavier steht im Vordergrund, eine zweite junge Dame singt über ihre Beziehungen und ihre Einsamkeit. Leider wirkt das Ganze textlich unüberlegt und unausgereift. Das "dass du gefährlich bist für mich" ist in eine Zeile gequetscht und stößt bitter auf. Konsequente Reduktion oder komplette Abkehr vom Taktkorsett hätte dem Lied besser gestanden.

Schnell die Ballade und die schweren Gedanken hinter uns lassen. Auf geht’s, Buam und Madl, mit "Mein Traum Ist Kein Spielzeug" zurück zum Power-Pop und zu den alten Rezepten. Und natürlich das Ende eine Terz höher, Schlager sei Dank!

Liza23 bieten den Soundtrack für Pubertät, Aufwachsen und Erwachsenwerden. Was nach genauem Hinhören abgedroschen und plakativ wirkt, kann den jungen Hörer ansprechen und mitnehmen. Die Band versteht diese Generation, alles ist wild, verwirrend und aufregend. Dass sich dieses Schema jedes Jahr mit neuen Akteuren wiederholt, ist nebensächlich, es zählt der Moment. Und wenn der Text mal nicht passt, geht immer ein "Mhmmmm". Schade, dass sich das wilde Leben nicht im glattpolierten Klang widerspiegelt. Weniger Perfektion bitte.

Trackliste

  1. 1. Lüg Mich An
  2. 2. Ein Letztes Mal
  3. 3. Weil Sonst Rett Ich Die Welt
  4. 4. Cafe Strandbad
  5. 5. Wüste
  6. 6. Nicht So Viel Denken
  7. 7. Es Dreht Sich!
  8. 8. Gefährlich
  9. 9. Mein Traum Ist Kein Spielzeug
  10. 10. Wirbelsturm

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Liza23

Fünf junge Münchner machen sich 2006 auf, eine Band zu gründen. Die 23 im Namen rührt nicht etwa von mysteriösen Ereignissen in Oberbayern, hier …

4 Kommentare