laut.de-Kritik

Weg vom Bubblegum-Soul - hin zu reiferen Pop-Klängen.

Review von

Eigentlich wollte Lena Meyer-Landrut im vergangenen Jahr mal so richtig abschalten, denn nach zwei Nummer-1-Alben, dutzenden TV-Auftritten und einem wunden Hintern vom Wokfahren, lockte die heimische Couch mit Kerzenschein und Ruhe-Garantie. Doch irgendwie kam alles ganz anders. Das Verlangen, der Republik zu beweisen, dass sie auch ohne den Beistand ihres Mentors Stefan Raab bestehen kann, war größer als der Wunsch nach all den Fast-Forward-Erlebnissen der Vergangenheit, sich im realen Leben erst einmal einer Aufarbeitungs-Therapie zu unterziehen. Und so reiste die quirlige Hannoveranerin mit reichlich Texten und Melodien im Kopf quer durch Europa auf der Suche nach musikalischen Seelenverwandten.

Es dauerte nicht lange, ehe plötzlich allerorten die Türen geöffnet wurden und illustre Künstler wie Lina Carlsson (Miss Li), Johnny McDaid (Snow Patrol) und Alexander Schroer (Mobilée), sowie die Produzenten Swen Meyer (Kettcar, Tomte, Tim Bendzko) und Sonny Gustafsson sich der Ideen und Visionen der Sängerin annahmen.

Fernab vom Raabschen Bubblegum-Soul-Reißbrett entwickelten sich in der Folge zwölf handgemachte Pop-Ergüsse, die so ziemlich alles auffahren, was das Genre abseits von anorganischem Dazutun leisten kann. Der Titeltrack macht den Anfang und führt die Hörerschaft erst einmal auf eine völlig falsche Fährte, denn von der eingängigen Florence And The Machine-Opulenz ist bereits im anschließenden "Mr. Arrow Key" nichts mehr zu hören. Stattdessen versammelt Lena eine polternde Swing-Horde um sich herum. Kindlich vergnügt wie eh und je versucht sie einen Großteil ihres englischen Wortschatzes in dreieinhalb Minuten zu pressen. Spätestens zum Ende des Refrains kann die Gute dem vorgegebenen Tempo aber nicht mehr ganz folgen, und so klingt der antrainierte Übersee-Akzent an vielen Stellen etwas aufgesetzt.

Ähnlich beschwingt geht es mit "Pink Elephant" weiter. Mit schnippenden Fingern, Kontrabass und Snare-Besen im Schlepptau hält sich die Protagonistin den eigenen Spiegel vor Augen: immer etwas verpeilt und mit den Gedanken scheinbar stets woanders. So kennt man Lena.
Das folgende "Neon (Lonely People)" tritt ein wenig auf die Bremse, ehe der positive Grundvibe des Albums mit dem Offbeat-Dancer "Better News" seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Halbzeit: Zeit, um ein bisschen runter zu kommen. Lena genießt den Pausentee umringt von akustischem Gezupfe und entspannten Bläsern ("Day To Stay"). Wohl bekommt's.

Weiter geht's mit "To The Moon", einem soliden Ying und Yang-Spiel zwischen schluchzendem Lagerfeuer-Pop und weltumarmendem Neuzeit-Folk. Mit Handclaps und markantem Piano-Thema geht es auf "Bliss Bliss" wieder wesentlich hibbeliger zur Sache, bevor sich Lena zusammen mit Miss Li vor dem Anrufbeantworter positioniert und Rückrufe des Liebsten einfordert ("ASAP"). Es folgt das kompakt instrumentierte "I'm Black" und die aufwühlende Akustik-Perle "Goosebumps", bevor die junge Bardin mit "Don't Panic" zum Finale hin nochmals ausgelassen und von Sorgen befreit zum letzten Tanz bittet.

Lena macht jetzt Bandmusik. Der logische Entwicklungsschritt, bei dem viele "gemachte" Newcomer in der Vergangenheit schon ins Stolpern gerieten, funktioniert bei der Niedersächsin erstaunlich gut. Betrachtet man es sportlich, könnte man sagen, dass sich rund um den extravaganten Spielmacher "Stardust" elf durch und durch fähige Teamplayer versammelt haben, die letztlich ein in sich stimmiges Mannschaftsauftreten gewährleisten – erfolgsversprechende Grundvoraussetzungen, mit denen nicht jedes ambitionierte Profiteam aufwarten kann. Das riecht nach Titelverteidigung.

Trackliste

  1. 1. Stardust
  2. 2. Mr. Arrow Key
  3. 3. Pink Elephant
  4. 4. Neon (Lonely People)
  5. 5. Better News
  6. 6. Day To Stay
  7. 7. To The Moon
  8. 8. Bliss Bliss
  9. 9. ASAP
  10. 10. I'm Black
  11. 11. Goosebumps
  12. 12. Don't Panic

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