laut.de-Kritik

Zwischen Nightwish und Evanescence.

Review von

Man kennt das ja: Odin hier, Odin da, rein ins Drachenboot, Feuer gelegt, Frauen geschändet, wieder heim, Odin da, Odin hier, Met gesoffen und gut. So oder so ähnlich gehen 90 Prozent aller Wikinger-Thematiken im Metal - und meistens passt das im Zusammenhang mit der Musik auch. Schließlich waren die Helmträger damals nicht zum Blümchen pflücken unterwegs.

Oder etwa doch? Jedenfalls fassen Liv Kristine und Ehemann Alex Krull nach "Vinland Saga" einmal mehr den Vorsatz, die nordischen Abstammung von Madame zu nutzen und so steht auch "Njord" ganz im Zeichen der bärtigen Schlachtenbummler. Dass hier nicht über heroische Kämpfe oder gemetzelte Christen gesungen wird, versteht sich von selbst.

Dazu würde das dünne Stimmchen von Liv kaum taugen, und auch das eingestreute Gehuste von Alex (furchtbar in "My Destiny") wäre dafür kaum geeignet. Gleichwohl lässt sich der Mythen-Thematik stets eine gewisse Romantik abgewinnen.

Einmal mehr haben die Ludwigsburger großen Wert auf symphonische Elemente gelegt und bauen diese mittlerweile absolut professionell ein. Zur Seite steht diesmal das Lingua-Mortis-Orchester unter der Regie von Rage-Gitarrist Victor Smolski. Der weiß ebenfalls, was er macht und entsprechend bombastisch sind einige Kompositionen ("Emerald Island") ausgefallen.

Wer da nun - oder bei Nummern wie den rockigen "The Devil In Me" und "Northbound" - laut Nightwish ruft, liegt nicht ganz daneben. Allerdings lassen sich in der Single "My Destiny" auch Parallelen zu Evanescence ausmachen und ich frage mich ganz ehrlich: Was macht Bassistin Alla (Enemy Of The Sun) eigentlich nebenher? Kekse backen? Denn gefordert wird die Dame hier wohl kaum.

Dafür lässt sich Liv richtig was einfallen und trällert auf "Njord" nicht nur auf Englisch, Französisch und Norwegisch, sondern auch in Altenglisch, Gälisch, Mittelhochdeutsch und Isländisch. Und weil das noch nicht reicht, denkt sich Madame noch eine eigene Sprache aus.

Doch bei aller Liebe zum Sarkasmus: "Njord" ist in seinem Genre ein wirklich starkes Album mit einigen sehr guten Kompositionen geworden. Was zum großen Teil auch daran liegt, dass die klassischen, symphonischen Elemente nie zu stark in den Vordergrund treten.

Für die eher ruhigen Momente haben sie das englische Traditional "Scarborough Fair", das auf akustische Gitarre basierende "Irish Rain" und das sogar noch reduziertere "Morgenland" aufgenommen. Das Herzstück des Albums kommt mit "Froya's Theme" aber erst am Schluss und bringt alle Stärken noch mal unter einen Hut. Wer sich an Liv Kristines dünner Stimme nicht stört, wird in "Njord" ein musikalisch recht starkes Album vorfinden.

Trackliste

  1. 1. Njord
  2. 2. My Destiny
  3. 3. Emerlad Island
  4. 4. Take The Devil In Me
  5. 5. Scarborough Fair
  6. 6. Through Our Veins
  7. 7. Irish Rain
  8. 8. Northbound
  9. 9. Ragnarok
  10. 10. Morgenland
  11. 11. The Holy Bond
  12. 12. Froya's Theme

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28 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    da hassu in deiner milde und duldsamkeit eine recht wohlwollende rezi verfasst.

    kann ich zwar nachvollziehen. dennoch verstehe ich ganz persönlich unter
    Zitat (« "starken kompositionen" »):
    - auch in diesem genre - etwas gänzlich anderes.

    die abgeschmackten allerweltsliedchen - seit 10 jahren ohne jede frischzellenkur von jeder sympho-frontgirl-combo ausgelatscht - ohne jede motivation, das genre mal weiter zu entwickeln (oder zumindest die eigene stimme, liv), empfinde ich als absolut blutarm und todlangweilig.

    und mal im ernst: livs gesang ist ok. aber die geilen lingua mortiis leute von smolski hätte da auch eher ne kraftvolle koloraturstimme gebraucht.
    sowas kann man trainieren.

    warum hat nicht eine der tanten im genre mal ne echte charaktervoice wie lisa gerrard....? diese ganzen abgebrochenen gesangsstudentinnen gehen mir auf die eier mit ihrer ausdrucksarmen mittelmäßigkeit.

  • Vor 14 Jahren

    langweilig hört sich irgendwie an wie Within Temptation :D

  • Vor 14 Jahren

    Vor ca. zwei Wochen das Werbeplakat dazu an einer Wand in HH gesehen, und dachte: "Das muß was Gutes sein, sieht schick aus mit so einem Blondie im Vordergrund und dahinter die Dunkelmänner".

    Und nun muß ich heute lesen, daß das die geschätzte Liv ist und das Ganze klingt wie Evanescence & Nightwish. :D

    Muß ich unbedingt haben, gefällt mir bestimmt. Besonders, wenn sogar Eddie Wohlwollen an so einem Schmiß zeigt.

    Und sowieso: Odin statt Jesus! :D