laut.de-Kritik

Innehalten, den Moment genießen, das Leben feiern.

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"Musik ist eine Sprache, die jeder versteht", zeigt sich Layori überzeugt. Mit "Rebirth" tritt sie den Beweis an. Tatsächlich wird ihr Publikum hierzulande mit den Texten vermutlich eher weniger anfangen können: Layori singt größtenteils in ihrer Muttersprache Yoruba, gelegentlich auf Portugiesisch. Um aber die Stimmung ihrer Songs zu erfassen, hätte es der hin und wieder eingestreuten englischen Worte gar nicht bedurft.

Layori kreiert mit ihrem zarten, dennoch natur- und erdverbundenem Gesang geradezu berückende Atmosphären. Ihre Stimme strahlt eine zeitlose, ewige Eleganz aus, wirkt dabei aber gleichzeitig so unbekümmert, entströmt ihrem Wesen so selbstverständlich, als streife Layori barfuß durch ihr Zuhause und wiege gerade ihr Baby in den Schlaf.

Dabei steht sie in jeder Sekunde absolut im Zentrum des Geschehens. Layori scheint sich des auf ihr ruhenden Scheinwerferlichts durchaus bewusst, auch wenn sie - wie im Einstieg zu "Ile Aye Kuru" - spielerisch, wie improvisiert zu Werke geht.

Ihre Mitstreiter spannen ihr den perfekten musikalischen Rahmen auf. Eine Akustikgitarre, Bass und statt eines Schlagzeugs ein Cajon umrahmen den Gesang. Alberto Barreira setzt melodische Akzente, wahlweise mit warmem Saxophon, häufiger jedoch mit, bunten Vögeln gleich, luftig zwitschernden Flöten.

Die Herren kreieren im Zusammenspiel schlanke Grooves von schier unerhörter Eingängigkeit. Ob beschwingter Jazz, ein Hauch Bossa Nova oder - etwa in "Iwa Lewa" - ein afrikanischer Vibe in der Luft liegt: Die Kompositionen erscheinen sofort anheimelnd vertraut, nicht nur, wenn "Pelu Abi Aisi E" sich als Yoruba-Version von U2s "With Or Without You" entpuppt.

Hin und wieder nimmt die Unkompliziertheit fast groteske Hüttenabend-Kaminfeuer-Dimensionen an. Sie gemahnt an die Fernseh-Pausenmusik früherer Jahre, als - erschreckend genug, dass ich mich daran erinnern kann - herzallerliebste Kätzchen durch Bauklotz-Türme turnten oder ein Fesselballon über weite Landschaften schwebte.

Kurz vor dem Kippen vom Lässigen ins Belanglose tritt aber regelmäßig Layori auf den Plan. Nichts, gar nichts, lenkt dann noch von ihrer Stimme ab. Jedes Detail, vom bassig brummenden Männer-Background-Gesang zur leise schnalzenden Percussion, dient einzig und allein dazu, einer grandiosen Sängerin den roten Teppich auszurollen.

"Rebirth" passt in die plüschige, kleine Pianobar oder den Jazzkeller so gut wie aufs ungezwungene Gartenfest oder ins heimische Wohnzimmer. Profunde Youruba-Kenntnisse erweisen sich als absolut unnötig, um Layoris Botschaft zu verstehen: Innehalten, den Moment genießen, das Leben feiern. Jetzt.

Trackliste

  1. 1. Mayowa
  2. 2. Igbagbe
  3. 3. Modupe
  4. 4. Ile Aye Kuru
  5. 5. Dada
  6. 6. Mama Mi, Baba Mi
  7. 7. Que Vida
  8. 8. Iwa Lewa
  9. 9. Otito
  10. 10. Owun Mi
  11. 11. Ma Je Ka Dinu
  12. 12. Pelu Abi Aisi E

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