laut.de-Kritik

Die Erde, der Vorort zur Hölle.

Review von

Im Bible Belt, dort wo die Südstaaten sich frömmelnd zum Herrn bekennen, erwuchs gerade Anfang der Nullerjahre eine Gruppe, die seither mittels Freizeitdrogen und Rockmusik dem Mephistopheles näher steht als dem Himmel über Talihina, USA. Stephen Mitchells Dokumentation über die Brüder Nathan, Caleb, Jared und ihren Cousin Matthew Followill ist eine kaleidoskopische Annäherung an das Innenleben der Kings Of Leon: Sie geben sich der Nackedei hin, grüßen mit roten Augen in die Kamera, wählen Barack Obama, streiten sich im Suff.

Es ist Sänger Caleb, der kontrovers anmutet und nicht nur ein stimmiges Reibeisen besitzt, sondern auch die größte Reibungsfläche innerhalb der Band anbietet. Das passiert besonders dann, wenn er ausfallend wird, weil er zu tief ins Glas geschaut hat.

Andernorts inszeniert er sich als das Oberhaupt des Followill-Clans, indem er fast staatsmännisch während einer Recording-Session zu "Use Somebody" kundtut: "Ich denke, das ist möglicherweise unsere letzte Aufnahme. We are people's band. Play like it."

Der Film zeigt, wie die große Heimkehr der Kings in ihrem Heimatstädtchen erwartet wird und wie beharrlich sie versuchen, mit den Widersachern ihrer Erziehung - Religion und Rockstartum - umzugehen. Zu Beginn der Karriere ist es für die gottesfürchtige Mutter Betty Ann zunächst unvorstellbar, dass sich ihre Kinder dem äußerst unorthodoxen Schicksal mit Gitarren und Groupies hingeben. Sie lehrte die drei Brüder, wenn die eigentliche Schulzeit wegen der Predigten des Vaters Ivan Leon, einem ehemaligen Priester der United Pentecostal Church, auf Reisen ausfiel. Ivan ging zu denen, die sich auf Abwegen befanden und tappte in die Falle, als er selbst zum Sünder wurde. Dem Alkoholismus folgte bald die Scheidung.

Dieses Leben war laut Caleb kein lebenswertes. Zwar war die Familie mit dem Glauben gesegnet, aber von Armut gezeichnet. Er wechselte die Jeans nur einmal – und zwar mit der des Bruders.

Davon hat man sich heute weit von entfernt, schließlich wurde die eigene Geschichte in Gold und Platin gegossen. "Wir werden nicht im Radio gespielt. Aber vielleicht bringen wir ein paar Jugendliche dazu, das Radio abzustellen", heißt es an einer Stelle. Es ging so aus, dass sowohl die Jugendlichen als auch die Radiostationen auf Kings-Rotation setzten. Ob das Schicksal war oder Zufall?

Trackliste

  1. 1. The Story Of Kings Of Leon
  2. 2. Deleted Scenes
  3. 3. Home Movie
  4. 4. 2 Separate Commentary

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LAUT.DE-PORTRÄT Kings Of Leon

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