laut.de-Kritik

Hochglanzpolierte Songs, die echten Soul nur vortäuschen.

Review von

Bei Kim Cesarion erweist sich die gebeutelte 13 mal wieder als echte Unglückszahl. Denn genau diese Anzahl Tracks präsentiert er auf seinem Album "Undressed". Das will zeitgemäßer, trendy R'n'B unter Einbeziehung der großen Black History sein. Und endet doch nur im tiefen Tal der Fistelhölle.

Der Titeltrack "Undressed" holpert dröge in angestrengten Beats herum, doch den echten Schock ereilt den Hörer beim Einsatz des Refrains. Cesarion erwischt genau die Tonlage, in der Prince landen würde, wenn ihm jemand in die Eier tritt. Nervig genug - doch es bleibt nicht das letzte Mal auf dieser CD, dass der Sänger anscheinend kräftige Unterleibs-Roundhouse-Kicks einstecken muss.

"Can't Love Nobody" hechelt über ausgetretene Eighties-Soulballadenpfade, für die schon ein George Benson in alten Tagen verdientermaßen Schelte einstecken musste. Leider gibts anders als bei George keine eleganten Gitarrenlicks, dafür haufenweise Synthie-Waberflocken aus überlagerten Packungen.

Die "Girls" sind in den Beats offensichtlich an den einstigen TAFKAP aus Minnesota angelehnt. Doch wo Prince den Funk hart und straff durch die Lautsprecher jagte, initiiert Kim nur ein allzu lau angelegtes, biederes Konglomerat. Das lahm umherstrullernde "Bad Thing" trägt seinen Titel völlig zu Recht, die schwülstigen und flügellahmen "Angel Wings" versinken tief im Mainstream-Balladen-Treibsand.

Das ist das Hauptproblem des als neuen Hoffnungsträger des R'n'B verkauften Cesarion: Allzu unüberhörbar eifert er großen Vorbildern und längst abgenagten Versatzstücken der Black Music nach. Dabei bleibt die Eigenständigkeit leider vollkommen auf der Strecke. Im Ergebnis führt das zu hochglanzpolierten Songs, die echten Soul nur vortäuschen.

Es gibt Alben, die sind bestenfalls belanglos und überflüssig. Doch "Undressed" entpuppt sich auf voller Länge als einfach nur ärgerlich - für solcherlei Soul-Imitate wünscht man sich Bobby Womack, Garland Jeffreys und Sam Cooke als Exekutionskommando.

Auf "X" versucht sich Cesarion schmierig als tougher Liebhaber, kommt dabei über notgeile Anmache aber nicht hinaus: "I know you're my x-girl / but i still wanna have sex with you". Wer da ein feuchtes Höschen bekommt, hats nicht anders verdient. Und darf dann später zu "Come Down To Me" gleich noch mal nass werden.

"Brains Out" treibt das Hirn wie versprochen davon. Gedankt sei's den altbackenen Quietsche-Synthie-Effekten, deren metronomhafte Stetigkeit gleich einer chinesischen Wasserfolter den Hörer in den Irrsinn treibt. "I Love This Life" beweist eindrucksvoll, zu welch erschreckenden Nichtigkeiten Dancepop fähig ist.

Irgendwie passt sein Nachname schon auf den Kim. Der klassische Cesarion war Sohn des Julius Cäsar, konnte aber nie in dessen Fußstapfen treten und wurde schließlich von Kaiser Octavian hingerichtet. Kein Schicksal, das man dem Schweden wünscht. Doch wer so überdeutlich in den hörbar zu großen Fußstapfen eines Prince oder Michael Jackson umherwandert, muss zumindest im Schatten lauernde Kritikerhäscher fürchten.

Trackliste

  1. 1. Undressed
  2. 2. Can't Love Nobody
  3. 3. Girls
  4. 4. Bad Thing
  5. 5. Angel Wings
  6. 6. X
  7. 7. One True Lover
  8. 8. Brains Out
  9. 9. When U're High
  10. 10. I Love This Life
  11. 11. Come Down to Me
  12. 12. Amen
  13. 13. Trade Ya

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