laut.de-Kritik

Unrasiert, moppelig und Spaß dabei.

Review von

"Wenn laut.de dein Album positiv bewertet, weißt du, dass dein Album scheiße ist." Vorausgesetzt, in Bass Sultan Hengzt steckt mehr als nur eine beleidigte Leberwurst und er sollte mit dieser Einschätzung Recht haben: Sorry, Kex Kuhl. In diesem Fall treten wir hiermit an, um deine Karriere zu zerstören. Zum Glück handelt es sich bei "Bartik" aber ja um kein Album, sondern lediglich um eine EP. Es besteht also vielleicht noch Hoffnung für den Newcomer, obwohl uns sein Appetizer prächtig reinläuft.

Für das richtige Debüt darf es inhaltlich gerne ein bisschen mehr sein. Das etwas eingeschränkte Themenspektrum - Suff, Suff, die Nachwehen, noch mehr Suff und ein bisschen Autoerotik, verteilt auf sieben Tracks - möchte ich an dieser Stelle (noch) gnädig vergeben. Kex Kuhl präsentiert sich auf "Bartik" so locker, glaubwürdig und herrlich unbeeindruckt von all dem Blendergehabe im hiesigen Rap-Zirkus, dass es ohnehin schwer fiele, ihm irgendetwas krumm zu nehmen.

"Scheiß mal auf Fitness", Bankdrücken geht auch anders. Unrasiert, moppelig und Spaß dabei, pfeift Kex auf Trainingsblogs, Prestige und falsche Freunde. Statt dessen zieht er lieber mit vertrauenswürdigen Kumpels wie Rockstah um die Häuser, um die Lebern sorgfältig in Schnaps zu betten. Echte Freunde kommen bestimmt auch mit mittelschwerer Planlosigkeit zurecht: "Ich schwör', in ein paar Tagen bin ich startklar." Erstaunlich eigentlich, dass die Nerdy Terdy Gang-Brüder es tatsächlich geschafft haben, zu einer gemeinsamen Tour aufzubrechen.

"Bis hierher lief es gut, doch ich halte Blickkontakt zum Abgrund." Vollkommen sorglos steckt Kex Kuhl die eigenen Exzesse offenbar doch nicht weg. Die Gefahr, beim Über-die-Stränge-Schlagen auf der Fresse zu landen, scheint ihm durchaus bewusst. Der melodische Beat in "Blickkontakt" besitzt einen leise warnenden Unterton.

Der ausgewachsene Kater folgt ohnehin auf dem Fuße: "Ich hab' 'nen Schädel auf wie Sido zu Zeiten", befindet der Hauptakteur da. Die Sonne, die aus dem souligen Sample ins gärende Hirn dringt, gilt es zusammen mit jeder zwischenmenschlichen Interaktion zu meiden: "Du willst mit dem Rad fahren? Klettern im Park? Ja, dann becher' nicht mit Taha." Besser nicht.

Zitate und Referenzen setzt es, wohin man schaut. Die musikalische Untermalung passt überall prächtig, erzielt mit einfachen Mitteln größtmögliche Wirkung und atmet (an vielen Stellen auch gar nicht einmal dezenten) Wu-Vibe. In "Fap Fap Fap" gleitet dieser - passend zur Thematik - in freundlichen Softpornosound ab. Auf den vorangegangenen Wie-Vergleichs-Wahn in "Fast 50 Bars" darf man sich am Ende getrost einen von der Palme wedeln. Jawoll, das hat Spaß gemacht. Aber da geht bestimmt noch viel mehr.

Trackliste

  1. 1. Bartik Intro
  2. 2. Blickkontakt
  3. 3. Carter
  4. 4. Deko
  5. 5. Nerdy Terdy Bartik Gang feat. Rockstah
  6. 6. Fast 50 Bars
  7. 7. Fap Fap Fap

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