Porträt

laut.de-Biographie

Kerstin Ott

Eine Erfolgsgeschichte, von der manche ihr Leben lang träumen: Es beginnt mit einem eingängigen Song, vier Akkorde, geschrieben mit der Intention, eine erkrankte Freundin aufzumuntern. All das passiert an einem Küchentisch innerhalb von fünf Minuten. Es entsteht der Ohrwurm und Sommerhit des Jahres 2016, "Die Immer Lacht".

Vorchecking: Metallica, Kerstin Ott, Pat Metheny
Vorchecking Metallica, Kerstin Ott, Pat Metheny
Außerdem neu am Freitag: Baby Keem, Manic Street Preachers, Gamma Ray, Matthew E. White, Igor Levit, Aborted, Amyl & The Sniffers, etc.
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Danach ist es erstmal lange Zeit still um die 1982 in Berlin geborene Sängerin und Texterin. Wobei Kerstin Ott den musikalischen Weg schon früh einschlägt - als Kind ist sie Mitglied im Kinderchor von Liedermacher Rolf Zuckowski, die erste Gitarre nimmt sie im Alter von zehn Jahren in die Hand. Von ihrem Musiklehrer lernt Kerstin drei Akkorde, Noten kann sie bis heute nicht lesen. Ihre Melodien erfindet sie am liebsten im stillen Kämmerlein und schreibt, wenn sie traurig ist. Eine andere Form der Selbsttherapie.

Der nie geplante Durchbruch lässt auf sich warten. Anfang 2000 schließt die Wahl-Schleswig-Holsteinerin eine Ausbildung zur Maler/Lackiererin ab, nebenbei verdient sie ihre Brötchen als DJane und erzielt ein paar Auftritte. 2005 nimmt sie den Song "Die Immer Lacht" in einem kleinen, privaten Tonstudio auf. Auch die in dem Lied besungene Freundin von Kerstin darf den Song hören - allerdings in getrennten Räumen, denn Kerstin schämt sich. So ganz von ihr gewichen ist die Schüchternheit, trotz Auftritten in Formaten wie dem ZDF Fernsehgarten und mehrerer Echo-Nominierungen, laut eigener Aussage bis heute nicht: "Ich bin schüchtern. Wenn ich einen neuen Song spiele, darf meine Partnerin mich nicht sehen. Ich setze mich allein ins Badezimmer - da ist die Akustik eh besser ..."

Nachdem Kerstin ein paar selbst gebrannte CDs bei ihren DJ-Auftritten unters Volk bringt, lädt Jahre später einer der CD-Empfänger den Song auf Youtube hoch. Es vergehen noch einige weitere Jahre, bis die beiden Produzenten aus dem Erzgebirge Sebastian Seidel und Rico Einenkel alias Stereoact das Lied entdecken, remixen, und auf Kontor Records veröffentlichen. "Die Immer Lacht" wird ein Riesenhit und der Ohrwurm des Jahres, etwas, dass sich die Sängerin wohl nie erträumt hätte. Über Nacht wird sie zum gefeierten Star, der Song hält sich über 25 Wochen in den deutschen Top Ten- trotz des Erfolgs übt die Norddeutsche noch bis Anfang 2016 ihre Tätigkeit als selbstständige Maler/Lackiererin aus.

Die Single erreicht Doppel-Platin in Deutschland und beschert ihr im späteren Verlauf sogar den deutschen Musikautorenpreis. Ende 2016 folgt das lang erwartete Debüt "Herzbewohner", produziert von Thorsten Brötzmann, der unter anderem auch für Werke von Helene Fischer und Lena verantwortlich ist. "Scheissmelodie", die zweite Single des Albums, kommt ähnlich gut an wie der Vorgänger. Es geht um Herzschmerz und unliebsame Erinnerungen: "Wenn man mit jemandem zusammen war, dann verbinden einen ja auch viele Melodien mit diesem Menschen. Und egal, was man macht, oftmals hört man dann auch die Melodien wieder, und die tun einem dann so ein bisschen weh in der Magengegend." Auch die nächste Single "Kleine Rakete" behauptet sich in den Charts und wartet mit einem herzerwärmenden Musikvideo auf.

In ihrer Musik verbindet Kerstin emotionalen deutschsprachigen Schlager mit eingängigen Club- und Dance-Beats. Bodenständig bleibt Kerstin weiterhin. Ihre Lieder handeln von den eher alltäglichen Dingen, Schnörkeleien und Star-Allüren sind ihr fremd. So verbringt sie ihre Freizeit am liebsten mit ihrer Frau und den zwei Kindern in ihrer beschaulichen Heimat Heide - da, wo sich die Autogramm-Anfragen auf offener Straße (noch) beschränken und sie statt Blitzlichtgewitter lieber ein freundliches Lächeln beim Bäcker erntet.

Kerstin Ott - Best Ott
Kerstin Ott Best Ott
Aufrichtig gute Absichten - planiert von Kirmesmusik.
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"Die Musik macht mir Spaß, und ich nehme das alles gerne mit. Aber ich werde sicher mittelfristig wieder in meinen eigentlichen Beruf zurückkehren", sagt Ott auch noch nach dem Release ihres ersten Albums - um dann doch bald das zweite nachzuschieben. "Mut Zur Katastrophe" erscheint im August 2018 und hat mit "Regenbogenfarben" erneut einen veritablen Hit an Bord, den Kerstin Ott an Weihnachten 2018 im ZDF und im Duett mit Helene Fischer einem riesigen Publikum präsentiert.

Ein Jahr später nimmt sie am RTL-Dauerbrenner "Let's Dance" teil. Mit Regina Luca tritt sie als erste Teilnehmerin mit einer Tanzpartnerin auf. "Ich fühle mich so fehl am Platz, dass ich mich einfach auch sehr unwohl fühle", gesteht sie sich nach einigen Wochen ein: "Und ich kann nicht jede Woche in die Kamera sagen: 'Bitte ruft für mich an', wenn ich mittlerweile denke: 'Bitte, ruft nicht mehr an.' Das fühlt sich für mich falsch an." Als Zehntplatzierte scheidet sie aus und kümmert sich im Folgenden um das Album "Ich Muss Dir Was Sagen", das Platz zwei der deutschen Album-Charts und Platinstatus erreicht.

Es folgen "Nachts Sind Alle Katzen Grau" (2021) und die Kompilation "Best Ott" (2022), die beide in den Top 10 landen. Ein Ende des Erfolges scheint noch längst nicht in Sicht zu sein.

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Kerstin Ott - Best Ott: Album-Cover
  • Leserwertung: 2 Punkt
  • Redaktionswertung: 2 Punkte

2022 Best Ott

Kritik von Dominik Lippe

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