laut.de-Kritik

Schmerzhaft intensives Songwriting zwischen Traurigkeit und Zorn.

Review von

2004 ist die Australierein Kat Frankie auf der Suche nach kreativen Impulsen von Sydney nach Berlin gezogen. Manchem mag sie in den letzten zwei Jahren auf einem ihrer unzähligen Konzerte im ganzen Land bereits aufgefallen sein, auf denen sich die Sängerin und Gitarristin einen respektablen Ruf erspielt hat.

Mit der Veröffentlichung ihres vielseitigen Longplayer-Debüts "Pocketknife" holt die 28jährige Songschreiberin, Sängerin und Gitarristin nun zum großen Wurf aus.

Ihre wunderbar arrangierten Lieder positionieren sich zwischen Folk und Pop, hier und da schwingen sie sich mit kraftvolleren Inszenierungen in rockigere Höhen. Im Zentrum steht der mal kreischende, mal zärtlich flüsternde oder fragile Gesang, der die entsprechende emotionale Befindlichkeit eindringlich vokalisiert.

Unschuldig summend eröffnet sie das Album mit dem Main-Theme aus Prokofjevs musikalischem Märchen "Peter Und Der Wolf", bevor das traurig-schöne "Boy Wolf" mit reduziert gezupfter Gitarre und weichen Klavierschlägen das Ende eben jener Unschuld andeutet. Die Zärtlichkeit der Gesangsstimme geht dabei Hand in Hand mit der allgegenwärtigen Melancholie.

Mit solch intimen Momenten verführt uns Kat Frankie auch mit dem mit Gitarre, Schlagzeug und Mellotron instrumentierten und einem tollen Melodiebogen ausgestatteten "The Tops", der reinen Akustikgitarren-Nummern "The Wrong Side Of Midnight",dem von Flötenklängen umschmeichelten "Say It Isn't So" und dem vom Mellotron umrahmten, verträumten "Going Away".

Angenehm nostalgisch tänzelt sich anschließend "Treading Water" im Walzertakt mit Klavier- und Percussionbegleitung ins Ohr, während "Fake" mit ruhelos intonierten Strophen und eingängigem Refrain gefällt.

Das Kat Frankie auch anders kann, macht das treibende, mit flirrenden Streicherarrangement untermalte "Blameless" deutlich. Ein aggressives und wütendes Aufbegehren und Durchleuchten der scheiternden Zweierbeziehung. Diese Wut spitzt sich im Protestsong "Berlin Cops" zu. Es erinnert an die frühe PJ Harvey, der mit der Akustischen inszenierten vermeintlichen Ruhe einen instrumentalen und stimmlichen Ausbruch folgen zu lassen.

Das Album klingt mit "Serves You Right For Using Violence" ebenso zornig aus, rhythmisiert vom bedrohlichem Schlagzeug, vorgetragen mit emotionalem, anklagendem Gesang.

"Pocketknife"- so harmlos sich so eine kleine Klinge ausnehmen mag, sie kann bei aller Praktikabilität destruktiv eingesetzt werden und Wunden zufügen. Ähnlich verhält es sich mit diesem abwechslungsreichen und tiefgründigen Debüt. Eine einnehmende Ambivalenz wohnt den Songs der Kat Frankie inne, die mit grandioser Stimme schmerzhaft intensiv über die Liebe und Missstände singt und zwischen Melancholie und Aufbruch eine Unmittelbarkeit schafft, der man sich schwer entziehen kann.

Trackliste

  1. 1. A Brief Moment between Sigrid Thornton and Sergei Prokofiev
  2. 2. Boy Wolf
  3. 3. Everything Everything
  4. 4. Fake
  5. 5. The Tops
  6. 6. Blameless
  7. 7. The Wrong Side Of Midnight
  8. 8. Going Away
  9. 9. Treading Water
  10. 10. Say It Isn't So
  11. 11. Berlin Cops
  12. 12. Come Quickly
  13. 13. Serves You Right For Using Violence

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