laut.de-Kritik

Er bringt das Lagerfeuer immer noch am schnellsten zum Lodern.

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Zunächst will man es als Anhänger seiner ersten beiden Alben ("A Solitary Man", "Gold Dust") nicht wahrhaben: Eine Platte von Jonathan Jeremiah, die einen nicht bereits nach dem ersten Durchlauf packt, nicht mehr loslässt und sich über Wochen als treuer musikalischer Begleiter durch Höhen und Tiefen erweist? Das kann nicht sein!

"Oh Desire" muss ein Hintertürchen haben. Irgendwann wird sich das Album schon öffnen und ähnlich große Spuren hinterlassen wie die voran gegangenen Werke des britischen Barden. Es braucht nur ein bisschen mehr Zeit. Oder nicht? Passiert vielleicht doch nichts mehr?

Nach mittlerweile zehn Durchläufen gebe ich mich als bekennender Fan geschlagen. Die Luft ist raus. Ich gebe auf. 'Herr Butterweck, jetzt reißen Sie sich aber mal wieder zusammen!', hör' ich es plötzlich motzen. 'Andere ähnlich gestrickte Künstler würden für Songs wie 'Wild Fire' oder 'Rosario' Haus und Hof verkaufen.' Recht hat sie, die innere Stimme.

Der zwischen laut und leise pendelnde Mix aus Kammermusik und beschwingtem Arena-Folk von "Wild Fire" hätte sich auch auf "Gold Dust" gut gemacht. Und "Rosario"? "A Solitary Man" würde auch mit diesem Song immer noch glänzen. Ein orchestral untermalter, halbballadesker Ausflug in 007-Welten: Warum nicht? Das hätte schon gepasst. Die beiden Eckpfeiler des neuen Albums wären auf den vergangenen Alben jedoch nicht herausgestochen. Sie sind überdurchschnittlich, keine Frage. Aber eben keine Perlen.

Auch der Rest des Albums bewegt sich klar über dem Niveau standardisierter Singer/Songwriter-Kost mit akzentuierten Soul- und Jazz-Anleihen. Allerdings kratzen Jonathan Jeremiah und seine Band nur selten an den Toren, hinter denen sich Songs wie "If You Only", "Heart Of Stone" oder "Forever Shall Be Ours" auch heute noch wie Könige bedienen lassen.

Sollte man deswegen aber gleich die Nase rümpfen? Nein, natürlich nicht. Jonathan Jeremiah hat den Soul immer noch fest im Griff ("Phoenix Ava", "Smiling"). Er weiß immer noch, wie man ein Lagerfeuer am schnellsten zum Lodern bringt ("The Birds"). Auch die große Inszenierung hat der Brite noch drauf wie kaum ein Zweiter ("Arms"). Ich meckere also auf hohem Niveau. Darf ich das? Ja, darf ich. Schließlich stehen die beiden Vorgänger-Alben nicht umsonst stets griffbereit in meinem CD-Regal.

Trackliste

  1. 1. One
  2. 2. Wild Fire
  3. 3. Arms
  4. 4. The Birds
  5. 5. Oh Desire
  6. 6. Smiling
  7. 7. Seven
  8. 8. Walking On Air
  9. 9. Phoenix Ava
  10. 10. Rising Up
  11. 11. Rosario
  12. 12. The Devil's Hillside
  13. 13. Thirteen

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