laut.de-Kritik

Klassik-Rock mit Drumcomputer und die Faithfull.

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Ein fleißiger Künstler war Joe Jackson ja schon immer, aber wie der Mann in den letzten Jahren eine Platte nach der anderen veröffentlicht, das lässt sich nur als Schaffenswut bezeichnen. Auf "Heaven And Hell" (1997) folgte "Summer In The City" und mit der "Symphony No.1" ein erster Exkurs in klassische Gefilde.

Und wie seinerzeit der alte Bach beginnt Jackson nun, seine besten Themen und Einfälle immer und immer wieder zu verwenden. "Night And Day" (1982) war neben "Body And Soul" (1984) seine erfolgreichste Platte, kein Wunder also, dass Jackson diesen "Markennamen" für seine aktuelle Retrospektive wiederbelebt. Denn als eigenständiges Album kann "Night And Day II" nicht gelten.

Zu oft zitiert der Meister des Klassik-Rock sich hier selbst, die meisten Melodien sind dem Joe Jackson-Kenner von früheren Alben bereits vertraut. Überwiegend neu sind die Texte und die Arrangements, erstaunlicherweise lassen aber gerade letztere zu wünschen übrig. Exzessiv wie nie zuvor wendet Jackson hier einen Drumcomputer an, der seinen Rhythmus über den ganzen Verlauf der Platte durch hält. Dass dieser Rhythmus keine Pause macht, nicht ein mal in den Überleitungen, soll wohl die einzelnen Songs miteinander verbinden und einen Gesamtzusammenhang herstellen.

Doch die ausgefeilte und streng durchkomponierte Musik verträgt ein solch starres Gerüst nicht. Trotz eingängiger Melodien und betörender Harmonik wirkt "Night And Day II" so leblos wie keine Scheibe Jacksons zuvor. Ausnahmen sind "Love Got Lost" mit der wunderbar rauhen Stimme der Marianne Faithfull und das halbwegs rockige "Just Because ...". Doch auch dessen Einleitung, eine Fuge für Streichquartett und Demonstration anspruchsvoller Kompositionstechniken, wird in den simplen rhythmischen Rahmen gepresst und dadurch doch sehr verniedlicht. Schade, das.

Trackliste

  1. 1. Prelude
  2. 2. Hell Of A Town
  3. 3. Stranger Than You
  4. 4. Why
  5. 5. Glamour And Pain
  6. 6. Dear Mom
  7. 7. Love Got Lost
  8. 8. Just Because ...
  9. 9. Happyland
  10. 10. Stay

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