laut.de-Kritik

Erstaunlich frischer Folk-Rock in liebevoller Kleinstarbeit.

Review von

Der Entstehungsprozess dieses Albums zeugt von einer außergewöhnlichen Persönlichkeit. In Eigenregie geschrieben, aufgenommen, produziert und vermarktet, legt der Kanadier Howie Beck mit "Hollow" so viel Ehrgeiz und Selbstüberzeugung an den Tag, dass er wohl problemlos mit Jennifer Lopez oder Dieter Bohlen in Konkurrenz treten könnte.

Am interessantesten ist jedoch das Endprodukt selbst. Das kurze Intro "Hollow" weist den Weg: eine gezupften Akustik-Gitarre begleitet eine hohe, fast ätherische Stimme, die in klassischer John-Lennon-Manier leicht zeitversetzt auf zwei Spuren aufgenommen ist und dadurch verdoppelt klingt. Es ist der Anfang eines erstaunlich frischen Folk-Rock-Albums, das Howie Beck Vergleiche mit den üblichen Größen des Gebiets eingebracht hat.

Zweifellos sind die Beatles ein großer Einfluss. "Maybe I Belong" erinnert mit seiner Slide-Gitarre und seinem Aufbau an George Harrison, "I Won't Be Sorry" an eine rhythmische Ballade aus der ersten Lennon/McCartney-Zeit. Bei "She Moves" und "Serves You Right" hat Tom Petty dagegen deutliche Spuren hinterlassen.

Es handelt sich jedoch nicht um allzu offensichtliche Zitate, denn Howie Beck beweist Eigenständigkeit und eine weite Bandbreite. So klingt "The Chance Is Gone" countryesk, während "Baby Plays Around Me" und "What You Found" etwas rockiger sind. Mit großer Sorgfalt und Verspieltheit aufgenommen und gemischt, erscheinen neben akustischen, Slide- und E-Gitarren auch Schlagzeug, Bass, gelengentlich eine Orgel und Streichereinsätze.

Die Klarheit des Sounds bringt jedoch auch Schwächen hervor. Nach Angaben Becks in der eigenen Wohnung und meistens nachts aufgenommen, hat "Hollow" einen melancholischen und gemütlichen Unterton, der allerdings die Tiefgründikeit vermissen lässt, die M Wards unter ähnlichen Umständen aufgenommene "End Of Amnesia" auszeichnet. Seine Stimme ist einen Tick zu klar und zu sauber, um dem Album eine wertvolle Prise Verruchtheit hinzuzufügen. Verbesserungswürdig sind auch die Lyrics, die von den heiklen Themen Liebe, Frauen und Gefühle handeln und eine Spur zu stereotypisch geraten sind.

Die positiven Aspekte übertreffen jedoch bei weitem die Mankos. "Hollow" ist ein gelungenes und vielversprechendes Debut-Album, bei dem sich das Reinhören auf jeden Fall lohnt.

Trackliste

  1. 1. Hollow
  2. 2. Baby Plays Around On Me
  3. 3. Maybe I Belong
  4. 4. The Chance Is Gone
  5. 5. She Moves (Rosie)
  6. 6. I Won't Be Sorry
  7. 7. Scarecrow Down
  8. 8. Serves You Right
  9. 9. Wanted Man
  10. 10. What You Found
  11. 11. The One You Wanted

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