laut.de-Kritik

Um Hip Hop scheint es down under gar prächtig bestellt.

Review von

Musik aus Australien? AC/DC und Kylie Minogue wollen einem da spontan einfallen. Nick Cave. Den Ergrauteren unter uns natürlich Men At Work, dann wird die Luft schon dünn. Dass down under eine agile Rap-Szene existiert, hätte man sich – Stichwort: globales Phänomen Hip Hop - zwar denken können. Deren Ergüsse schwappten bisher jedoch eher sparsam über Pazifik und störende Landmassen bis zu uns.

Das soll anders werden: Die Hilltop Hoods aus Adelaide legen zwar bereits ihr fünftes Album vor. Unter dem Dach des eigenen Labels Golden Era Records veröffentlicht, erfreut sich dieses erstmals eines grenzüberschreitenden Vertriebs. Siehe: Um den "State Of The Art" scheint es in Sachen Hip Hop auf dem fünften Kontinent gar prächtig bestellt.

Der derbe australische Slang der beiden MCs Pressure und Suffa - letzterer zeichnet zudem für einen Großteil der Produktionen verantwortlich - irritiert nur in den ersten Minuten. Schiere Wortgewalt und der Hunger, der aus jeder Zeile spricht, lassen anhand der Konserve schon ahnen, welch druckvolle Energie die Live-Shows dieser Typen verströmen dürften.

Unterstützung erfahren Pressure, "the veteran, blessed and possessed with the language" und Suffa, "a beast with a beat, two lungs and a drum", von DJ Debris, dessen saubere Cuts eine Lanze für eine zunehmend missachtete Hip Hop-Tugend aus Oldschool-Tagen brechen.

Altbacken wirken die Resultate deswegen noch lange nicht. Frische Ideen kontrastieren eingefahrene Hörgewohnheiten. Harte Gitarren finden in den einfallsreichen Beatkonstruktionen genauso mühelos ihren Platz, wie das rappende Duo Hardrock- und Metal-Zitate in die Texte einflicht. Es müssen nicht immer Soul-Samples sein: Der Fundus von Psychedelic- und sonstigen Rock-Combos wie Rare Earth oder Giant Crab bietet ganz andere, noch weitgehend ungeschröpfte Fundgruben.

Daneben dürfen es aber gerne auch ein Reggae-Groove ("Still Standing"), Bläser und wahrhaft klassische Drumbreaks ("Classic Example" mit Pharoahe Monch als Gast-MC), ein Pianoloop samt zum Metronom umfunktionierten Schlagzeug ("Hillatoppa") oder bedächtige Klavier-Streicher-Kombinationen ("Last Confession") sein. Je unerwarteter, desto besser. Das komplette Stax-Paket ist willkommen ("Chase The Feeling"). Hemmungsloses Zombie-Gemetzel - zelebriert in "Parade Of The Dead" - ebenso.

Zwölf Tracks ohne Skits, Interludes oder anderen Firlefanz umfasst "State Of The Art" und muss sich für keinen einzigen Ausfall rechtfertigen. Aus den durchwegs astrein hörbaren Nummern erheben sich stattdessen gleich zwei exzellente Höhepunkte.

"Let the horns fly through the hook and take us right home", heißt es zwischen Orgelsounds, einer wundervollen Basslinie und Fetzen diverser Nachrichtensendungen, die den Tod von Legenden wie Jerry Garcia, Elvis oder Jim Morrison vermelden, in "Chris Farley". Unmöglich, der bis zum bitteren Ende ausgegebenen Devise "Party hard!" nicht zu folgen: "I wanna party like Bon Scott on Charlie, Bob Marley non-stop, Chris Farley pissed, party on like the bombs dropped."

Den glanzvollen Schlusspunkt unter einen durch und durch soliden Longplayer, Gänsehaut inklusive, setzt "Fifty In Five". Damit gelingt Suffa das im Titel angedeutete Kunststück, fünf Jahrzehnte Geschichte - Politik, Kunst, Klatsch, alles - in einen fünfminütigen Rap zu quetschen. Die nächste Nase, die Hip Hops vermeintliche Monothematik beklagt, nenne mir bitte einen ähnlich gehaltvollen Pop-Titel. Sollte der tatsächlich mithalten können, bin ich dann auch davon beeindruckt. Versprochen. Komm' mir aber bloß keiner mit "We Didn't Start The Fire"!

Trackliste

  1. 1. The Return
  2. 2. Super Official
  3. 3. Chase That Feeling
  4. 4. She's So Ugly
  5. 5. Still Standing
  6. 6. Classic Example feat. Pharoahe Monch
  7. 7. Chris Farley
  8. 8. The Light You Burned feat. Trials
  9. 9. Parade The Dead
  10. 10. Last Confession
  11. 11. Hillatoppa
  12. 12. Fifty In Five

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