laut.de-Kritik

Paul Simons Sohn gibt den Garfunkel.

Review von

Wie würde sich heutzutage ein neues Album von Simon & Garfunkel anhören? Eine Frage, auf die es hoffentlich nie eine Antwort geben wird, denn wie Paul Simon schon vor langer Zeit feststellte, hat das Duo mit seiner Abschiedsplatte "Bridge Over Troubled Water" 1970 sein kreatives Potential ausgeschöpft.

Spekulationen sind angesichts der vorliegenden Platte dennoch zulässig. Denn bei Harper handelt es sich um den ältesten Sohn des Singer/Songwriters aus New York. Mit 37 ein Debütalbum zu veröffentlichen, ist ungewöhnlich, dafür lässt die Liste der Mitwirkenden weitaus berühmtere Kollegen vor Neid erblassen.

Da ist z.B. Produzent Bob Johnston, der für die elektrische Wende Bob Dylans verantwortlich zeichnete und drei Platten von Simon & Garfunkel betreute. Mit von der Partie sind auch mehrere Sessionmusiker, die mit Dylan, Elvis, Johnny Cash und Leonard Cohen im Studio standen.

Das ist der erste Teil der Liste, denn für die Grundaufnahmen reiste Simon Jr. nach Nashville. Der zweite Teil ist nicht minder hochwertig: Adam Green, Sean Lennon, Eleni Mandell, Schlagzeuger Stevie Gadd und vor allem Papa Paul, der so etwas wie die graue Eminenz spielt. Zwar taucht er in den Credits nur bei ein paar Songs als Co-Autor und in "The Audit" als Gitarrenspieler auf, doch drängt sich das Gefühl auf, dass er den Namen seines Sohnes verwendet hat, um die guten alten Zeiten aufleben zu lassen, ohne den sperrigen Namen seines ehemaligen Mitstreiters einsetzen zu müssen.

Denn Art Garfunkel ist genau derjenige, der auf der Liste fehlt. Was nicht wirklich auffällt, denn Simon Jr. übernimmt dessen Rolle wie einen gut sitzenden Anzug. Zwar besitzt er nicht Garfunkels samtenes Organ, eher erinnert er an seinen Vater, aber Harmonien, Themenauswahl und Songaufbau erinnern stark an die des Duos.

Simon & Garfunkel haben die folkige Basis ihrer Musik immer wieder mit neuen Elementen angereichert. Was fehlte, war der Country. Die Reise nach Nashville hat das nun behoben: Slide-Gitarren spielen eine prominente Rolle in "Shooting Star", "Tennessee" und "All I Have Are Memories".

Doch das ist nur ein Detail, denn das Album lebt von der nie aus der Mode gekommenen Verbindung aus Akustikgitarre und Stimme. So könnten "Wishes And Stars", "Ha Ha" und das abschließende Stück auch von Simon & Garfunkel oder einem frühen Soloalbum von Papa Paul stammen.

In letzten Lied, "Berkeley Girl", geht es um eine hübsche, junge Frau, die mit ihrem Karmann Ghia den Highway 101 entlang cruist. Fast wie ein Studie Paul Simons, der dazu Elemente aus "A Dagling Conversation" und anderen Liedern einfließen ließ, später aber der Mutter der besungenen Schönheit, Mrs. Robinson, den Vorzug gab.

Hervorragende Namen, gute Stücke, eine angenehme Atmosphäre und der leicht schale Geschmack, dass hier so etwas wie Recycling betrieben wurde, so der abschließende Eindruck. Wesentlich anders würde ein neues Album von Simon & Garfunkel nicht klingen. Nicht wirklich spannend, aber auf jeden Fall entspannend.

Trackliste

  1. 1. All To God
  2. 2. Wishes And Stars
  3. 3. The Audit
  4. 4. Shooting Star
  5. 5. Tennessee
  6. 6. Ha Ha
  7. 7. Cactus Flower Rag
  8. 8. All I Have Are Memories
  9. 9. The Shine
  10. 10. Berkeley Girl

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