laut.de-Kritik

Das Beste der 60er, 70er und 80er - auf Sub Pop!

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Eine verwackelte Note auf dem Cover – das passt genauso zur Musik von Happy Birthday wie die krakeligen Zeichnungen von Gitarren, Tieren und Köpfen auf der Rückseite. Denn das Trio aus dem Ostküstenstaat Vermont ist zu 100 Prozent ein Do-It-Yourself-Projekt. Will heißen: Auf so etwas wie Perfektion wird in allen Belangen herzlich gepfiffen. Übrigens auch vom Label Sub Pop, die Happy Birthday ohne auch nur einen fertigen Song unter Vertrag nahmen.

Das hat natürlich viel mit Frontmann Kyle Thomas zu tun, der schon mit J. Mascis die Band Witch unterhalten hat und eine ähnliche Vorliebe für Beach Boys-Harmonien und phlegmatisch-nöligen Gesang zu pflegen scheint. Es ist auch ein höherer Geburtstag, der mit den elf Songs dieses Albums gefeiert wird, treffen doch Flower-Pop der 60er Jahre, Glam-Rock der 70er Jahre und schräger 80er-Indie aufeinander.

Im besten Fall entsteht daraus wunderbar schrammeliger Lo-Fi-Pop wie bei "Maxine The Teenage Eskimo", das sich anhört, als würde man den Beach Boys im Proberaum lauschen. "Subliminal Message" wiederum ist Twee-Pop in seiner schrägsten erdenklichen Form, die Single "Girls FM" unverschämt catchy Schrammel-Pop, der sich vor den Großmeistern des Genres, den Schotten von Teenage Fanclub, nicht zu verstecken braucht.

Doch gerade, wo Happy Birthday weniger melodiös und verkanteter nach den Indie-Helden Beat Happening klingen, ist nicht mehr jeder Song wirklich eine Offenbarung, zumal der Gesang von Thomas sich öfter in Kopfstimmen-Höhen begibt, die ihm nicht wirklich gut bekommen. Wer sonst nur glatt gebügelten, europäischen Indie-Pop hört, dem werden hier ob der schlingernden Gitarren und der nicht vorhandenen Produktion eh die Ohren schmerzen.

"Now I wanna break shit / Don't want to make shit / Just want to waste it", grölt Thomas heißer in "Zip", einem schönen Punk-Kleinod am Ende des Albums. Über Bockmist und Zeitverschwendung muss er sich jedenfalls keine Gedanken machen. Kaum zu glauben, dass Thomas zu schüchtern gewesen sein soll, diese freilich unfertigen, aber sowas von charmanten Pop-Songs vom Stapel zu lassen. Mit ähnlichem Rohmaterial sind schließlich auch The Strokes zu Weltstars geworden.

Trackliste

  1. 1. Girls FM
  2. 2. 2 Shy
  3. 3. Cracked
  4. 4. Perverted Girl
  5. 5. Subliminal Message
  6. 6. Eyes Music
  7. 7. Maxine the Teenage Eskimo
  8. 8. I Want to Stay (I Run Away)
  9. 9. Pink Strawberry Shake
  10. 10. Zit
  11. 11. Fun

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