laut.de-Kritik

Ehrlicher Arsch mit großer Klappe.

Review von

"Ich bin eine selbstgerechter, ehrlicher Arsch mit einer großen Klappe. Eure Mittelmäßigkeit und eure Lügen kann ich nicht mehr hören", singt Ed Hamell in "Halfway". Damit liefert er nicht nur ein Zeugnis über sich selbst, sondern beschreibt auch passend den Inhalt seines vierten Studioalbums "Touch Me".

Als wütenden Billy Bragg hat ihn die Presse beschrieben, in Anspielung auf seine Einmannband mit Gitarrenbegleitung. Genau das ist auf dem ersten Stück zu hören. "Gott rief vom Berg und sagte: Tötet nicht! ... Schon wieder habt ihr mich nicht verstanden. Schon wieder seid ihr mir nicht gefolgt" schreit Hamell mit verzerrter Stimme, der verstärkte Sound seiner Akustikgitarre bis zum Anschlag aufgedreht. "There Is A God!" verkündet er sarkastisch im gleichnamigen Lied über einen Mann, der sich vor laufender Kamera mit einer Knarre den Schädel wegbläst.

Für gelungene Abwechslung sorgen Hamells andere Seiten; neben eher politischen Aussagen bietet er persönliche Erlebnisse und erfundene Geschichten. "When Destiny Calls" erzählt eine "True Romance"-Story in gesprochenem Gesang. Das zärtliche "Hailed" spielt am Tag danach bei einer Tasse Kaffee, "95 South" erinnert textuell an Bruce Springsteens "Highway Patrolman". "Downs" handelt von einem Autounfall, der Hamell im Jahr 2000 fast das Leben gekostet hätte, der Titeltrack "Tough Love" könnte dagegen aus Oliver Stones "Natural Born Killers" stammen.

Auf "All That Was Said" hat Ani DiFranco, Hamells neue Plattenchefin, einen Auftritt als Duettpartnerin, und greift ihm auch bei weiteren Stücken unter die Arme. Weitere Gäste sind Gary Lucas (Captain Beefheart, Jeff Buckley), John Leckie (Radiohead, John Lennon, George Harrison) oder Phil Niccolo (Rolling Stones, Cypress Hill), die Instrumente spielen und mitproduzieren. Nach wie vor bleiben Hamell und seine Gitarre aber das Zentrum des Geschehens.

Mit "Tough Love" bestätigt Hamell seinen Ruf als eigenständiger Musikschaffender, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Hoffentlich gelingt es ihm, das Album mit neuer Labelunterstützung auch im deutschsprachigen Raum vorzustellen. Berichte im Internet zeugen von mitreißenden Auftritten.

Trackliste

  1. 1. Don't Kill
  2. 2. Halfway
  3. 3. When Destiny Calls
  4. 4. Hail
  5. 5. 95 South
  6. 6. Downs
  7. 7. All That Was Said
  8. 8. A Little Concerned,That's All
  9. 9. Everything And Nothing
  10. 10. Tough Love
  11. 11. Dear Pete
  12. 12. There Is A God
  13. 13. First Date
  14. 14. Worry Wart
  15. 15. Oughta Go Around
  16. 16. Detroit Lullaby

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