laut.de-Kritik

Brett an Brett an Brett.

Review von

Haiyti haut derzeit Hits raus wie am Fließband. Jetzt knallt sie uns die "Jango EP" vor die Füße. Überraschenderweise enthält die EP kein wüstes Trap-Geballer. Farhot und Bazzazian haben größtenteils runtergetrimmte Bässe zusammengeschraubt, die leiernd oder wabernd vor sich hin laufen und eine sehr düstere Atmosphäre erschaffen. Sanfte Flöten umspielen den finster drückenden Bass im Titeltrack, ein für Haiyti eher ungewöhnliches Setting. Das bedeutet aber nicht, dass die deutsche Trap-Queen deswegen ungewohnte Töne anschlagen muss. "Für mich gibt es keine Friendzone". Sie brettert über den Beat hinweg, als gäbe es für sie kein unbekanntes Terrain.

"Single" enthält wieder kein übervolles Geballer, sondern eher einen wabernden Bass, der mit kurzem Trap-Gezucke aufgetuned wird. Der Beat könnte fast für Drake gedacht sein, doch sobald Haiyti einsetzt, gehört er ihr allein. "Das ist meine neue Single / Ich bin Single" Sheesh, da fragt man sich doch, warum die Boys dann hier noch rumsitzen. Los, geht klingeln, dann gibt es "Sex on ice!

Man merkt Haiyti an, dass sie brennt. Gefühlt jeder Track ist ein Hit, in jeder Silbe steckt so viel Energie wie in 50 Pitbulls. Girl, you gon' kill us! Nein, Haiyti macht heute Abend keinen Ruhigen, wie auch der wabernde Bass in "Tonight" verdeutlicht. Während sie das Mula macht, feiert sie Party auf Kuba und sippt den Tula. Die Zusammenarbeit mit der Kitschkrieg Squad und Trettmann haben merklich Einfluss bei ihr hinterlassen. In ruhigeren, Tretti-ähnlichen Sphären fließt sie durch die Hook, die sich direkt ins Hirn bohrt.

Es folgt das nächste Brett: "Angst" beginnt poppig, aber dann legt Haiyti los. "Ich hab' Angst" schreit sie mit entwaffnender Ehrlichkeit - der mit Abstand stärkste Moment der EP. Der Song erzählt davon, wie Haiyti durchs Nightlife steuert und versucht, ihre Angst zu ertränken. "Ich finde keinen Frieden, denn ich glaube an die Liebe / Gefühle überwiegen / Die Wahrheit wird zur Lüge".

Für ihren letzten Song holt sie Joey Bargeld ins Boot. "Schampustower" ist ein harter Endlostrip: "Ich fliege in den Schampustower tower tower tower / Es tut nicht weh, sag' nicht mal aua aua aua aua / Sekunde wird zur Hour Hour Hour Hour / Alles um mich rum Flower Flower Flower Power". Und immer noch strotzt jede einzelne Silbe nur so vor Energie.

Die Sekunden fliegen nur so dahin, wenn man sich Haiytis düsterem Konstrukt aus Nightlife, Trips und Emotionen hingibt. Die Zusammenarbeit mit der Achse, wie sich Bazzazian und Farhot nennen, sollte unbedingt fortgesetzt werden, am besten auf Albumlänge.

Trackliste

  1. 1. Jango
  2. 2. Single
  3. 3. Tonight
  4. 4. Angst
  5. 5. Schampustower

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16 Kommentare mit 33 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Ich gönn ja gerne, aber diese komplette Musikrichtung ist, bis auf ganz wenige Ausnahmen, so gar nichts für mich. Kann Haiyti gar nichts abgewinnen, nicht mal die Stimme selbst taugt mir.

  • Vor 7 Jahren

    Wie kann man diese Autotune-Scheiße nur feiern?

  • Vor 7 Jahren

    1/5
    "Dann Album ist scheiße, scheiße, scheiße / ich fessel dich auf die gleise, gleise, gleise / ich mach den lokführer und fahr auf reise, reise, reise / und plötzlich ist haiyit ganz leise, leise, leise"
    ernsthaft diesen Mist könnte ein 5jähriger performen und es wäre vermutlich unpeinlicher und authentischer.

    Wenn Trap, dann Fler. Diese junge Dame darf aber gerne wieder zurück in die Küche.

    • Vor 7 Jahren

      "Momentan ist Trap wie Popmusik, allgegenwärtig. Jeder kanns machen. Es ist sogar leicht, guten Trap rauszuholen. Schnapp' dir einen Double-Cup-Burger-King-Becher, zieh dir 'ne gefälschte Lacoste-Jacke an und laber' die Leute voll, wie high du bist."

      Aber zumindestens hat sie es schön auf den Punkt gebracht warum Trap der hässliche Pickel am Arsch von D-rap ist.

    • Vor 7 Jahren

      ""Dann Album ist scheiße, scheiße, scheiße / ich fessel dich auf die gleise, gleise, gleise / ich mach den lokführer und fahr auf reise, reise, reise / und plötzlich ist haiyit ganz leise, leise, leise" "

      you, sir, mad my day!
      :ill:

    • Vor 7 Jahren

      Hahahahaha.. Sehr geil... Berufsbedingt könnte ich bei der Sache mit dem Lokführer helfen

    • Vor 7 Jahren

      DeineMudda: Du hättest auch einfach direkt meinen gutgemeinten Rat unter den Video-News zu Angst beherzigen können.

    • Vor 7 Jahren

      „Sollen sie doch auf den Trap Train aufspringen. Ein Lauch bleibt ein Lauch. [...] Aber besser so als hängengebliebene 2-Pac-Fans, die immer noch auf NeunzigerBeats rappen."

      Hoffnung zerstört. :(

    • Vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      Dieses Interview.... "Berlinern ist es gestattet" Bitch, Fresse! Diese Überheblichkeit...

      Aber an welchen Kriterien kann ich denn feststellen ob ein Lauch oder Nicht-Lauch gerade Trap macht? Die hören sich für mich alle gleich scheiße langweilig und armselig an. Wenn der dünne, blasse Junge aka LGooney von lilanen Scheinen labert, frag ich mich ob Shrooms der Grund für diese Dichromasie sind?

      Ach ich vergaß, geht ja bei Cloud Rap bzw. Trap in Deutschlang gar nicht um Authentizität. Um was geht es da eigentlich genau? Abgehakt Rappen? Was ich rein hypothetisch mit viel Geld machen würde? Was für Drogen ich einnehmen muss um mir diese Wunschwelt vorstellen zu können?

      Da bin ich doch ganz bei Fler und seiner Einstellung zu "Realness". (das ich das mal schreiben würde)

    • Vor 7 Jahren

      Dann ist Haiyti aber nicht gerade das beste Beispiel. Klar, Übertreibungen gehören zum Subgenre. Aber mit Ticken dürfte sie ganz gut verdient haben und auch die ganzen Eskapaden nehme ich ihr zum Großteil locker ab. Siehe Post von HvW unten: astreine Assel, die Gute.

  • Vor 7 Jahren

    ist bis jetzt völlig an mir vorbeigegangen, aber angst ist spannender als alles, was ich letztes jahr so von deutschrap mitbekommen habe

  • Vor 7 Jahren

    Wie an anderer Stelle auch schon formuliert, Musik die für mich die Grenze zum Erträglichen streift. Und damit meine ich sicher nicht die teilweise guten, routiniert trappigen Beats, sondern den Vortrag, der den Hörern einen schwerverdauliche Brei aus übersteuertem Gekreische, wirren Lauten und einer gehörigen Menge an Faulheit serviert.

    Ja Faulheit, weil ich diese Null-Bock-Attitüde auf alles übertönenden Autotune mit neumodischem Gestammel auf Albumlänge weder hören kann noch will

    • Vor 7 Jahren

      Meine Rede, Brudi.

    • Vor 7 Jahren

      Same here. Anschluss verloren, verschlossen für Neues, ewiggestrig, den alten Zeiten nachtrauernd: Alles Stempel, die ich jahrelang nicht auf mir sitzen lassen wollte. Aber je mehr ich mich mit diesen ganzen aktuellen Hypes befasse, um so mehr stelle ich fest, dass mir Deutschrap anscheinend entwachsen ist. Es gab schon schon eine gefühlte Ewigkeit keinen Newcomer mehr, den ich uneingeschränkt feiern konnte :\

    • Vor 7 Jahren

      @inno same here. Aber die Stempel lass ich mir alle gerne aufdrücken wenn in Zukunft nur noch son Rotz als der neue Shit im D-Rap durchgeht.

    • Vor 7 Jahren

      Vielleicht ist Hip Hop ja wirklich nur für die Jugend. Ab einem gewissen Alter ist man da raus oder hängengeblieben. Aber Savas feiert das auch nicht denke ich.
      Autotune hat schlechte Rapper zu noch schlechteren Sängern gemacht. Danke T-Pain.
      Ist ja nicht immer schlecht, funktioniert bei mir aber nur als Gimmick, für Ad-Lips etc. aber durchgerappt, auf Albumlänge.... no way.

    • Vor 7 Jahren

      Seh ich anders, kommt nur auf den Hip Hop an. Die macht halt gezielt auf Strasse, was bei Älteren sicher nicht zieht bei so nem kleinen Mädchen.

      Diese Woche wurde auf Laut schon Loyle Carner besprochen. Der muss nicht cool machen, hat einfach Flow und macht für alle Altersgruppen relevante Musik.

    • Vor 7 Jahren

      Bin da bei Gucci Mane. Und den Savas Kommentar überlasse ich Baude. ;)

  • Vor 6 Jahren

    Leider immernoch bei 3/5 für mich. Abseits der strangen "Drop-In Musik" Kollabo mit 2Malle ihr schwächstes Release.