Gunter Gabriel verdient Respekt. Zigmal ist er hingefallen, einmal mehr ist er aufgestanden. Nun, da er für einen normalen Menschen das Rentenalter erreicht hat, meldet er sich nach langer musikalischer Abwesenheit zurück. Und das bei einem Label, das sich sonst mit großen Namen und den oberen Etagen …

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  • Vor 14 Jahren

    Das war eine rhetorische Frage, in Verbindung mit dem Roy Black Song eigentlich verständlich. Alles was du sagst, stimmt. Allerdings habe ich Cash seinerzeit, also als ich begonnen habe, mich mit ihm zu befassen, diesen Outlaw-Quatsch noch viel eher abgenommen, als heute diesem traurigem Abklatsch aus Hamburg.
    Natürlich hat J.R. bei den American Recordings dick aufgetragen. Aber das war noch im Rahmen, genießbar; und man konnte wirkliche Atmosphäre dabei spüren. Zieh dir die AR IV rein. Viele sagen, da kann man einem Mann beim sterben zuhören. Ich bin geneigt, da zuzustimmen. Und dann, nach ein paar Jahren, kommt Mr. Gabriel, kaut das ganze nochmal durch und versucht es der Schlagergemeinde anzudrehen. Und jeder, der den alten Cash gehört hat, fässt sich an den Kopf, weil das so dermaßen dreist 1:1 ins Deutsche übernommen ist, dass es einem das Frühstück wieder hochkommen lässt.
    Ich wüsste gern, ob Gabriel den Scheiß eigentlich selbst ernst nimmt. Wenn ja, wäre das umso tragischer. Dann wüsste er nicht, dass er einfach nur der dünnere Aufguss von jemand anderem ist.
    Sorry, aber das Creep Cover hat mich ernsthaft wütend auf den Kerl gemacht..

  • Vor 14 Jahren

    ach fuck....letzten endes geht es doch darum - und daran mölchte ich kuku gern auch mal in bezug auf cash erinnern . ob die track rein musikalisch funktionieren - auch bei leuten, die weder den einen noch den anderen kennen.

    und da hat der eine mit songs wie "the man comes around", Deliah's gone, hurt etc und der herrlich stampfenden dampflok-rhythmus-erfindung (die in den frühen 50ern ja revolutionär war)

    eben hervorragendes material zu bieten, das einen schon ob der bloßen interpretation von kraftvoll bis brüchig nicht kalt lässt
    und der andere.....naja......seien wir ehrlich, guga ist als songwriter/interpret ungefähr so talentiert wie truck stop.

    zu don benassis zeilen stehe ich dennoch nach wie vor.

  • Vor 14 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt («

    und da hat der eine mit songs wie "the man comes around", Deliah's gone, hurt etc und der herrlich stampfenden dampflok-rhythmus-erfindung (die in den frühen 50ern ja revolutionär war) »):

    Dieses Zugimitationsding ist schon seit Anfang des 20. Jahrhunderst Bluesrepertoire. Meistens garniert mit einem richtig lang gezogenen Mundharmonikabending. (genauso wies in "Crossroads" gezeigt wird... :D )

  • Vor 14 Jahren

    ok, aber nicht mit dieser wucht und geschwindigkeit.

    dieses temperamentvoll ekstatische in der art und weise, es zu bringen, hat cash da doch mit seinem alten sauf- und tourkumpel jerry lee lewis gemein.

    genau wie letzterer zb im vergleich zu elvis fast schon wie ein früher punk wirkt,

    genauso hat cash diesen rhythmus doch erst so richtig zur explosion gebracht, oder meinst du nicht?

  • Vor 14 Jahren

    Weiss nicht.
    Das ist das erste mal, daß ich davon höre, daß Cash damit in Verbindung gebracht wird. Kann aber auch daran liegen, daß ich mich so gut wie gar nicht mit ihm beschäftigt hab.

    (es gibt sogar Leute, die die Entstehung des Swing, also nicht den Musikstil, sondern die triolische Spielweise, darauf zurückführen)

  • Vor 14 Jahren

    @ZombieGigolo («
    Natürlich hat J.R. bei den American Recordings dick aufgetragen. Aber das war noch im Rahmen, genießbar; und man konnte wirkliche Atmosphäre dabei spüren. Zieh dir die AR IV rein. Viele sagen, da kann man einem Mann beim sterben zuhören. »):

    Ja. Und wollen wir das? Das ist eine sehr wichtige Frage!

    Es gibt seit zehn, zwanzig, vielleicht dreißig Jahren diese Tendenz, die Verfertigung von harmlosen Gefühlsvorlagen a la Roy Black durch die weit wirksamere Droge des biografisch unterlegten und medial globalisierten Gefühls-Exhibitionismus zu ergänzen. Per TV geführte Ehe- und Familienkräche sind der Anfang. Oder das öffentliche Verspeisen von Insekten. Immer noch harmlos. Nach meinem Gefühl waren die späten Cash-Veröffentlichungen in dieser Hinsicht ein Dammbruch. Oder wenigstens leiteten sie eine neue Stufe ein. Wäre Cash ein Trottel, hätte man sich vielleicht schützend vor seine Privatsphäre stellen sollen. Er war aber kein Trottel sondern ein etablierter, wenn auch zeitweilig aus der Mode gekommener sehr erfolgreicher Entertainer. Es geht mir nicht um ihn. Es geht mir um die Zuhörer-, die Empfängerseite - um mich. Diese Produktionen sind auf gewisse Art und Weise eine Form emotionaler Vergewaltigung mit dem Ergebnis, dass man sich lieber verschließt, lieber wünscht, einer der großen genialen Zyniker in der Tradition Heine, Brecht, Biermann, Zappa würde auftauchen und seinen giftigen Spott über diesen ganzen Ergriffenheitskult vergießen.