25. Juni 2013

"Wir würden niemals für ein Feature bezahlen"

Interview geführt von

"Voodoozirkus" markierte im vergangenen Jahr nicht nur eine Bewährungsprobe, sondern bescherte Genetikk auch einen hochverdienten Achtungserfolg und jede Menge Anerkennung aus der Szene.Nun steht beim Saarbrücker Duo mit "D.N.A." der erste Albumrelease im klassischen Sinne an - die vorab veröffentlichten und gehypten YouTube-Singles versprachen Großes.

Ein letztes Mal weilt Karuzo mit Beatproduzent Sikk in den Düsseldorfer Homeboy Studios, um die restlichen Tracks der neuen Platte einzurappen. Trotz obligatorischem Zeitdruck findet sich dabei noch genug Platz für ein entspanntes Albumprelistening mit anschließendem Interview.

Erst mal herzlichen Glückwunsch zu eurer erfolgreichen Vorabsingle "D.N.A.". Habt ihr denn damit gerechnet, dass sie so hohe Wellen schlägt?

Karuzo: Ja, mehr oder weniger. Wir haben jetzt keine Hochrechnung gemacht, wie viele Klicks wir in wie viel Tagen haben werden. Aber es läuft gut, wir freuen uns drüber.

Dass das Ganze ordentlich einschlägt, habt ihr also schon erwartet.

K: Mal abwarten, am Ende zählt der Verkauf. Aber die Vorzeichen sind ganz gut, auf jeden Fall.

Bald erscheint die Platte und ihr nehmt heute noch die letzten Takes auf. Wann wird denn gemischt, gemastert und gepresst?

K: Wir nehmen jetzt nur so Nachzügler auf. Der Großteil - 70 bis 80 Prozent - steht schon und wird teilweise auch schon gemixt und gemastert. Aber es endet halt immer mit Druck, wie bei allem im Leben. Wir hatten eigentlich ewig Zeit, einen Riesenvorlauf, haben uns alle gefreut, dass man diesmal nicht unter Zeitdruck arbeiten muss. Und am Ende ist es doch so, dass am letzten Tag noch die Parts aufgenommen werden. Ich musste heute noch das Kollegah-Feature schreiben und habe hier erst die Hook fertig gemacht. Obwohl Kollegah auf dem Track ist, wodurch man sich eigentlich besonders Mühe geben muss, weil er ja nun mal gut ist. Aber es ist irgendwie nicht vermeidbar, dass das am Ende so läuft.

Habt ihr ihm also nicht verraten, dass das so läuft?

K: Das läuft ja bei ihm genauso. Wenn ich fertig bin, muss er noch schreiben. Er kriegt das jetzt heute und dann muss er seinen Part demnächst abgeben. Aber keine Ahnung, vielleicht arbeitet man unter Druck auch besser. Wir können damit jedenfalls umgehen.

Fühlt ihr euch von den Vorschusslorbeeren denn zusätzlich unter Druck gesetzt?

K: Gar nicht. Weil wir mit "Voodoozirkus" noch nicht das Album gemacht haben, was wir machen wollten. Das war nach "Foetus" halt das erste Ding, aber eben 'nur' ein Shop- bzw. Onlinerelease. Vorher war das zwar noch nicht klar, wir haben natürlich versucht, das bestmögliche Album zu machen. Aber das war nicht die Platte, die uns genügt. Bei "D.N.A." kann man dagegen sagen: Wir sind komplett und rundum zufrieden. Und wir machen zum ersten Mal die Musik, die wir eigentlich machen wollen. Zum ersten Mal haben wir es geschafft, das so umzusetzen, wie wir es vorher eins zu eins im Kopf hatten. Und sogar noch besser.

Es fühlt sich also schon wie ein Debüt an?

K: Auf jeden Fall, das ist ein Debüt. Daran werden uns die Leute messen. Der Shoprelease zählt nicht so richtig, auch wenn es ein Album ist. Aber man kann uns erst dann mit anderen vergleichen, wenn für uns die gleichen Bedingungen gegeben sind. "D.N.A." ist 'ne normale Veröffentlichung in den Läden, deshalb ist das hier der Einstieg.

Wie läuft denn bei euch beiden die Aufnahme ab? Wo entstehen Beats, Texte, Demos? Und wann fahrt ihr letztendlich hierher, um professionell aufzunehmen?

Sikk: Die Beats entstehen bei mir daheim, in der Wohnung. Homestudio quasi. Dann kriegt er die, ich schick ihm die, er rappt drauf. Dann geht's ab hierher und wir nehmen es auf.

K: Manchmal sind wir auch zusammen bei ihm ...

S: ... und ändern dann zusammen am Beat oder am Text was.

K: Aber wir nehmen auch schon zuhause bei uns im Schrank auf.

S: Ach, stimmt. Wir machen ja noch Voraufnahmen.

K: So wie damals, als wir angefangen haben. Als Beispiel: Sikk hat 'ne Songidee, gibt dann schon vor, was ich machen soll. Dann versuche ich, das zu entwickeln. Anschließend überlegen wir uns, was wir beatmäßig brauchen und dann wird sehr konzentriert darauf hin gearbeitet. Natürlich kommen auch mal Beats oder eine Textidee vorher raus, bevor etwas steht. Im kreativen Überschwall, sag' ich mal. Aber meistens haben wir vorher eine Idee und dann wird so lange der Beat gebaut, der dazu passt.

Dadurch haben wir meistens auch wenig Überschuss. Die Leute können eigentlich davon ausgehen, dass alle Tracks erschienen sind, die wir als Genetikk gemacht haben. Wir machen nie 30 Songs, von denen dann 15 auf's Album kommen. Wir sagen, wir wollen 20 Songs, arbeiten an den 20 Songs, beenden die 20 Songs - und das ist dann das Album. Es ist natürlich auch ein kreativer Prozess, aber irgendwie haben wir uns daran gewöhnt, dass das so konzeptionalisiert läuft.

Lasst uns noch ein bisschen zurückblicken: Ihr kommt aus Saarbrücken, was nicht gerade das Deutschrap-Mekka ist. Wie wurde denn Selfmade auf euch aufmerksam?

K: Wir haben die ersten Videos von "Voodoozirkus" selbst produziert, haben einfach mal angefangen, Singles zu machen, obwohl das Album noch gar nicht ganz fertig war. Wir wollten einfach raus. Dann hat Favorite eines der Videos gesehen, hat das gepostet, fand das cool und hat uns auch in Interviews erwähnt. Und dann haben wir gedacht, komm, wir kontaktieren den mal - also erst mal Fav, nicht Selfmade - ob er Bock hat, was zu machen.

Dann gab es wirklich einen krassen Zufall: Wir wollten uns hinsetzen und die E-Mail schreiben und genau in dem Moment kam eine E-Mail von Selfmade. Die hatten von sich aus quasi die gleiche Idee und sagten, wir sollen mal mit dem Album vorbeikommen. Wir sind nach Düsseldorf gefahren, haben drei oder vier Tracks vorgespielt und dann war eigentlich alles klar. Direkt im Büro haben wir festgelegt, dass "König Der Lügner" die nächste Single wird. Dann haben wir irgendwann noch die Verträge unterschrieben und das war's.

Ihr wohnt aber beide noch in Saarbrücken?

S: Ja.

Habt ihr euch nie überlegt umzuziehen? Etwa nach Düsseldorf? Oder ist Saarbrücken schöner?

S: Es ist beides gleich scheiße.

K: Ja, aber es ist halt das Zuhause, da ist die Familie. Wenn die Notwendigkeit bestünde, würde man sich den Gegebenheiten anpassen und eventuell auch wegziehen. Aber von der Musik her ergibt sich das nicht.

S: Es sind ja nur drei Stunden nach Düsseldorf.

K: Wir leben im Zeitalter des Internets, alles kann rumgeschickt werden. Drei Stunden Fahrt zum Aufnehmen sind keine so große Aktion, das ist im Rahmen.

Ihr seid ja so dieses klassische MC-/Beatbastler-Duo. Habt ihr euch trotzdem mal überlegt, fremde Beats zu picken?

S: Das haben wir bisher noch nicht gemacht und werden es auch nie machen. Das ist eigentlich ein Grundsatz. Es sei denn, wir streiten uns.

K: Wenn jetzt Dre kommt und einen Beat anbietet, überlegt man sich's vielleicht. Aber auch nur, wenn Sikk nochmal über die Drums geht.

S: Ja, oder ich rapp' dann drauf.

K: Aber nee, es ist nicht vorgesehen. Wir haben beschlossen, wir machen das zusammen. Es ist unser kreativer Prozess. Dieses klassische Produzenten-/Rapper-Duo gibt's ja gar nicht mehr so häufig.

Macklemore & Ryan Lewis, immerhin.

K: Ja, langsam kommt es wieder. Man sieht ja, wie erfolgreich die sind. Und bei uns ist es ähnlich: Ich steh' an der Front, werde visuell am meisten wahrgenommen und laber' natürlich auch am meisten. Aber das Produkt kommt im Kern von uns beiden. Und zwar mindestens zu gleichem Anteil. Sikks Anteil am Erfolg steht meinem in keiner Weise nach, nur weil er nicht ganz so weit vorne steht. Der geht auch über meine Texte drüber. Wenn ich was Schlechtes schreibe, muss ich so lange dran arbeiten, bis es ihm gefällt. Es kommt kein Song raus, den er nicht vorher abgesegnet hat. Umgekehrt muss er auch so lange an der Bassline basteln, bis sie mir gefällt.

"Das Privatleben ist weg"

Die Beats setzen oft auf eine Mischung aus organischen und synthetischen Elementen. Hört man auf "D.N.A." denn auch Samples?

S: Ich sample mich meistens selbst. Ich spiele irgendwas ein und das bekommt dann auch den Samplesound.

K: Samplesound ohne Samples.

S: Genau.

Auch aus rechtlichen Gründen, nehme ich an?

S: Ja, auch.

Auf "Voodozirkus" war das noch anders, oder?

S: Da waren eigentlich gar keine Samples drauf.

"Sorry"?

S: Ach ja, "Sorry" könnte vielleicht eins sein. (lacht)

K: Aber das war's glaub auch.

S: Ich denk auch nicht viel darüber nach, irgendwas zu samplen. Ich mach' einfach irgendwas.

Die Frage bietet sich natürlich an: Wie kamt ihr dazu, Masken beziehungsweise Make-Up zu tragen?

K: Ganz ehrlich: Wir sind reingestolpert. Glaubt wahrscheinlich keiner, ist aber so. Wir haben "Foetus" gemacht und sind damit an die Öffentlichkeit gegangen. Allerdings hatten wir kein Video, brauchten für den Download-Release aber irgendein visuelles Element. Dann haben wir überlegt, wie wir das Feeling des Albums mit wenig Aufwand rüberbringen können. Und da "Clown" für uns der stärkste Track auf dem Ding war, hat sich das ergeben. Anstatt ein Video zu drehen, haben wir halt ein aufwändiges Fotoshooting gemacht, um den Clown zu inszenieren.

S: Wir wollten unsere Fressen aber auch von vornherein nicht zeigen, oder?

K: So weit ich mich erinnern kann, kam das danach.

Es kursieren auch gar keine Fotos von euch, oder?

K: Gar nix. Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wie das lief, aber es war anfangs auf keinen Fall als Marketing-Move gedacht. Es ist passiert und dabei geblieben - und jetzt passt es auch perfekt zu uns. Das Element gehört zu unserer Musik. Heutzutage kann man sich als Musiker sowieso kaum mehr auf's Musik machen beschränken. Du musst auch ein visuelles Produkt liefern. Wenn du daran selber arbeiten willst, bietet sich das mit den Masken eben an. Und wir haben einen großen Durst danach, das alles selbst zu machen.

Und ihr werdet die Masken bis auf weiteres wohl auch nicht abnehmen.

S: Genau, wir wollen ja nicht erkannt werden. Es geht eigentlich nur um die Musik. Das sollte man so nehmen. Wir scheißen auf Fame, denn ohne Maske haben wir ja keinen.

K: Man hat auch Familie und wenn man selber in der Öffentlichkeit stehen will, heißt das nicht, dass alle Leute um einen herum das auch wollen. Das kann aber schnell passieren. Daher geht es uns da gar nicht nur um die eigene, sondern auch um die Privatsphäre anderer. Denn man steht ja eigentlich zu dem was man macht.

Was ist eigentlich an dem Gerücht dran, dass einer von euch Jura studiert?

K: Das stimmt, ja. Das bin ich. Im Moment ist es stressig. Es ist viel Arbeit und man hat einfach kein Privatleben mehr. Sikk studiert ja auch, Architektur, beziehungsweise er ist schon fertig. Zu den Prüfungszeiten für den Bachelor war es schon krass viel Arbeit, das alles zu koordinieren. Am Ende ist der Ehrgeiz dann so groß, dass das Privatleben drunter leidet.

Mit Chillen ist nicht so viel. Wenn jetzt noch die Masken weg wären, hätte man wirklich überhaupt keine Minute mehr für irgendwas Anderes. Und das Leben besteht auch noch aus anderen Dingen. Wir investieren viel in die Musik, sie bedeutet uns auch viel. Aber sie ist halt einfach nur ein Teil von uns, dahinter gibt es auch noch mehr Mensch.

Ihr wollt aber weiter zweigleisig Fahren, auch wenn sich bald die Möglichkeit böte, alleine von der Musik zu leben?

K: Wenn ich morgen eine Million Platten verkaufe, überlege ich es mir vielleicht. Aber eigentlich will ich zweigleisig fahren. Der Anspruch ist eben da, die Musik alleine würde mir nicht reichen. Ich bin interessiert, daher will ich mich nicht nur mit dem beschäftigen, was mir Spaß macht.

Als "Kopfnickersound, wie es ihn in Deutschland seit Creutzfeld & Jakob nicht mehr gegeben hat" bezeichnet ihr das Geschehen auf eurer neuen Platte. Warum gerade Creutzfeld & Jakob?

K: Weil wir das beide krass viel gehört haben.

S: War doch gut, fandest du's nicht gut?

Doch. Ich kenne die eher durch Zufall, denn eigentlich bin ich mit einer späteren Hip Hop-Generation groß geworden.

K: Die sind auch ein bisschen unterschätzt. Die wurden nicht so richtig wahrgenommen. Es gab halt Hamburg, Berlin, Stuttgart, Frankfurt. Und die waren halt nicht in so ein großes Umfeld eingebettet. Deswegen kennt es halt nicht jeder. Aber eigentlich sind sie sträflich vernachlässigt. Das gehört zur guten Deutschrap-Bildung.

Wie ihr sie in besagtem Zitat auf dem Thron hebt, ist also schon vollends ernst gemeint.

K: Ja, doch, warum nicht. Dieses richtige Kopfnickerding haben nur die gemacht. Natürlich waren andere Sachen auch cool. Aber diesen Sound, der unserem am nächsten kommt, gab's von denen. Oder gab's noch jemanden?

S: Nee, das sind die Einzigen. Aber die sind jetzt auch nicht perfekt gewesen. Ich fand die gut, aber irgendwann sind die doch zum Major und wurden scheiße, oder? Nee, Quatsch, scheiße wurden die natürlich nie. Es gehört schon zu den besten Sachen, die es gab.

"Sikk ist totaler Beatles-Fan"

Man hört auf eurer Platte immer wieder kleine Zitate aus älteren Deutschrap-Songs, etwa von Max Herre, Prinz Pi oder Eißfeldt. Repräsentieren diese Erwähnungen auch euren persönlichen Background? Dann seid ihr ja schon eher Oldschool geprägt?

S: Wir sind einfach hängen geblieben.

K: Auf jeden Fall. Das ist, womit wir in unserer Jugend rumgelaufen sind. Mit 12, 13 von der Schule nach Hause mit dem Walkman. Oder blau gemacht, auf dem Spielplatz gekifft und die Mucke gehört. Eigentlich zieht sich das als roter Faden durch's Album. Die Liebe zum Deutschrap war nie größer als damals, als wir die Sache angefangen haben zu entdecken.

Doch jetzt bei "D.N.A." ist sie wieder da, wir haben uns quasi selbst das Geschenk gemacht. Daher sind oft so Tributes an die damalige Zeit drin. Ich zitiere dann immer eine Line. Aber jeder der ernsthaft denkt, das sei gebitet, hat den Schuss nicht gehört, wie man bei uns sagt. Es ist ja wohl klar, dass das anerkennend gemeint ist. Jeder Deutschrap-Fan peilt das natürlich auch.

Außer vielleicht die jüngeren Leute.

K: Ja, dann gucken sie in die YouTube-Kommentare und peilen es.

S: Nein, dann peilen sie's ja immer noch nicht. Die merken, dass das aus "Füchse" ist, und denken trotzdem, wir hätten es gebitet. Das ist das Witzige.

K: Okay, gibt's auch. Aber eigentlich halten wir unsere Fans für relativ klug. Wir haben, glaube ich, eine sehr gesunde Schicht an Fans. Die meisten werden das schon verstehen.

Es ist interessant: Dadurch dass ihr so auf Oldschool hängen geblieben seid, stellt ihr ja eine Art Gegenpart zu Kollegah dar.

S: Ja, aber die Einflüsse haben wir ja auch nicht gefaket, wir haben das von klein auf einfach immer gehört. Ich denke auch nicht, dass Karuzo das jetzt bewusst schreibt.

K: Nein, es passt dann einfach. Oft erinnert mich der vorherige Reim gerade an was Altes und ich hab' ein ähnliches Feeling. Dann denke ich, das gehört jetzt da rein. Die zitierten Rapper verstehen das schon und ich vermute jetzt einfach mal, dass denen das auch nicht missfällt.

Vor knapp zwei Jahren haben wir mal mit Kollegah und Favorite im Interview über dieses Competition-Ding im Rap geredet. Von beiden kam das Statement: Ich bin der bester Rapper Deutschlands.

K: Die haben beide Unrecht, ich bin der beste Rapper Deutschlands. (lacht)

Was hebt euch eurer Meinung nach denn von den anderen Selfmade-Acts ab?

K: Ich glaube, technisch können alle was bei Selfmade. Alle können rappen.

S: Ich kann Beats machen, die anderen nicht.

K: Ja, stimmt. Aber ich glaube nicht, dass unser Style beispielsweise mit Kollegah vergleichbar ist. Ich glaube, Selfmade hat es relativ schlau gemacht. Die vier gesignten Acts sind relativ unterschiedlich, da kommt sich keiner in die Quere. Deswegen gibt es so ein direktes Competition-Ding nicht. Wenn jetzt irgendeiner auch Doubletime- und Punchline-lastig rappt, wäre das anders.

Aber das machen wir ja überhaupt nicht. Deswegen habe ich nicht das Gefühl, dass Kollegah mein Konkurrent ist. Ich find's krass, was er macht, es ist halt was ganz Anderes. Es gibt da keine Competition, trotzdem sollte bei jedem Rapper der Ehrgeiz bestehen, alles rauszuholen. Erstens musikalisch und zweitens auch monetär. Dass der Erfolg da ist und die Leute das peilen: Dieser Anspruch ist natürlich schon da.

Lasst uns über die hochkarätigen Features sprechen. Wer ist denn alles drauf?

K: Sido ist drauf, Kolle ist drauf, MoTrip ist drauf. Der war gerade eben hier und hat aufgenommen. Außerdem steht es im Raum, dass wir ein RZA-Feature kriegen. Da würde ein Traum in Erfüllung gehen, aber es steht noch nicht fest, ob das zeitlich klappt. Er ist ein viel beschäftigter Mann, hat aber Bock drauf. Er hat Sikks Beats bekommen und fand das cool. Es ist ja auch ein bisschen Wu-Tang-Style. Wir haben auch geschaut, dass wir ihm die Sachen schicken, die ihm am ehesten gefallen. Er feiert das. Hoffen wir einfach mal, dass das noch zustande kommt. [Es hat geklappt, d.Red.]

S: Ohne Geld!

K: Die Amis lassen sich, so weit wir das mitgekriegt haben, immer bezahlen. Aber ich sehe das nicht ein. Ich würde für ein Features kein Geld bezahlen. Am Ende kann man ja zusammen damit Geld verdienen, das ist auch in Ordnung. Man teilt sich die Kohle. Aber warum soll ich das freikaufen? Das ist komplett lächerlich. Dann kann ja jeder kommen und 10.000 Euro hinlegen. Dann hat jeder ein RZA-Feature, dann ist es auch nix Besonderes mehr.

S: Das würde der aber auch nicht machen, glaube ich.

K: Wahrscheinlich nicht.

Karuzo, du hast vor dem Interview bereits kurz angesprochen, dass ihr privat eigentlich kaum Hip Hop hört. Was denn stattdessen?

K: Ganz ehrlich, Sikk ist totaler Beatles-Fan. Die Sachen haben wir eine Zeit lang rauf und runter gehört, mir gefällt das auch sehr gut. Frank Sinatra hören wir immer auf Tour im Auto, weil es so ruhig und entspannt ist.

S: Ich hör' auch viel Zaz.

K: Natürlich auch Rap, französischen oder Ami-Rap. Auch mal was Deutsches.

Hört ihr da auch aktuelle Sachen?

S: Auf Deutsch? Gar nichts.

K: Wir hören dann oft alte Sachen.

S: Wenn, dann neue Ami-Sachen.

K: A$ap zum Beispiel. Und Joey Badass. Die beiden am meisten. Also wir hören auch neuen Scheiß, wir hängen nicht den ganzen Tag in irgendwelchen U-Bahn-Schächten rum und hören Wu-Tang. Wir kommen auch mal an die Oberfläche.

Dann nochmal als abschließende Frage: Was sind die wesentlichen Fortschritte, die "D.N.A." im Vergleich zu den vorherigen Sachen mitbringt?

S: Wir wussten diesmal, dass wir ein Album machen müssen. Das wussten wir damals bei "Voodoozirkus" nicht. Wir sind mit den fertigen Tracks bei Selfmade angekommen und es war ungewiss, ob wir das Album überhaupt dort rausbringen. Dass wir uns diesmal komplett drangesetzt haben, hört man schon.

K: Es ist diesmal einfach rund. Am Anfang war das alles ein bisschen zusammengewürfelt. "Voodoozirkus" - der Name ist Programm. Bei "D.N.A." hatten wir eine Vision und haben uns den Arsch aufgerissen, um die zu verwirklichen. Und wir haben uns extrem weiterentwickelt. Wenn ihr das nicht glaubt, dann zieht euch die Platte und kauft sie euch danach, wenn's euch gefällt.

Natürlich kann man immer noch sagen, dass man es scheiße findet. Alles klar, dann fick dich. Aber die Entwicklung seit "Voodoozirkus" - sowohl klanglich, als auch lyrisch und technisch - ist extrem groß. Wir sind beide stolz auf den Fortschritt. Es ist das erste Mal, dass wir komplett hinter dem Produkt stehen.

Und seid ihr schon aufgeregt?

K: Wir sind froh, wenn der ganze Stress rum ist. Natürlich ist es spannend, wenn dann die Charts kommen. Es ist nicht so, dass wir keine Notiz davon nehmen. Ich will das natürlich schon wissen.

S: Aber es ist eigentlich egal. Denn wie man verkauft, sagt nichts darüber aus, ob man gute Musik macht.

K: Erstens das und zweitens ist es einfach so: Natürlich wird ein Künstler auch an den Verkäufen und dem kommerziellen Erfolg gemessen. Das ist auch in Ordnung, gerade im Hip Hop muss man sich das gefallen lassen. Aber viel wichtiger als der Erfolg ist eigentlich der Einfluss, den ein Künstler hat. Der sagt viel mehr über die Qualität aus. Und ich glaube, dass wir mit diesem Album das gesamte Deutschrap-Feld beeinflussen werden. Wie viel, ist nicht absehbar. Aber das ist eigentlich das Ziel: möglichst viel Einfluss auf die Musik aus unserer Zeit, aus unserer Deutschrap-Generation zu haben.

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