laut.de-Kritik

Fulminante Breitseite Soul, Blues, Ska & Co.

Review von

Nach langen Jahren, in denen er wie verschollen schien, steht Garland Jeffreys plötzlich wie aus dem Nichts wieder vor der Tür. Willkommener Einlass ist ihm sicher - denn mit seinem neuen Album hat er ein großartiges Gastgeschenk mitgebracht. Während seiner Abwesenheit hat Jeffreys zielsicher destilliert. Und in der Hexenküche des Rock, Soul und Reggae ausschließlich die richtigen Essenzen herausgefiltert, verfeinert mit einer ordentlichen Dosis Rhythm And Blues.

Unwiderstehlich: die satt und hypnotisch pumpende Basslinie auf "Streetwise". Musikalisch irrlichtert die Nummer raffiniert durch die Schnittstelle zwischen schwitzigem Seventies-Funk und elegantem Phillysound. Isaac Hayes und Curtis Mayfield wippen da fraglos gerne mit.

Das lakonisch dahintreibende "The Contortionist" bietet für die "Do-Do"-Vocals im Background einen alten Weggefährten auf: Lou Reed absolviert seine schlichten Parts mit noch immer unnachahmlicher Lässigkeit. Für den Flug "All Around The World" packt Garland den Ska mit ins Reisegepäck. "'Til John Lee Hooker Calls Me" vermengt Boogie und Blues zu einer vitalen und munter herumshufflenden Mixtur.

Jeffreys' stetiges Umherspringen zwischen unterschiedlichen Stilen macht den großen Reiz der Platte aus. Wenn er vermeintliche Gegensätze mit geübter Hand zusammenstellt, kommt dabei kein zusammenhanglos geschnürtes Bündel heraus. Sondern ein rundes, in sich stimmiges Gesamtpaket.

"Love Is Not A Cliché" führt musikhistorisch in die Ära des legendären Sun Studios zurück. Anscheinend haben Elvis, Roy Orbison und Jerry Lee Lewis das Studio gerade verlassen. Jeffreys besitzt Gespür und Gewitztheit genug, ihren noch nachhallenden Geist einzufangen und einfach da weiterzumachen, wo die Big Three gerade aufgehört haben.

Die Aufnahmetechnik ist bewusst karg gehalten, so klingt die Nummer mit ihren furztrockenen Drums wie eine jener echten, ursprünglichen Garagenaufnahmen ganz früher Tage. Auch die "Rock And Roll Music" (kein Cover des Classics!) wildert weiterhin in tiefen Fifties, hier hat Altvater Chuck Berry anscheinend ein paar Noten liegengelassen.

Mitunter streut der gebürtige New Yorker eine kleine, bekömmliche Prise Pop mit ein. Besonders festzumachen an der Abschlussnummer "Everybody": Nach zwölf ehrlich gearbeiten Nummern gönnt sich Garland eine verdiente Entspannung, straight gleitet die E-Gitarre durch ein zuckerfreies Streicherarrangement, und sorgt für die nötige Spannung.

Garlands knarziger Gesang gibt betulichem Wohlfühlpop eh keine Chance, auch wenn er sich für "I'm Alive" auf eine eingängige Hookline einlässt. Zielbewusste Drums und eine wachsame E-Gitarre sorgen für die nötige Credibility im Gesamtbild des Songs. Abgeklärt, relaxt, energisch und beseelt: "The King Of In Between" mag vordergründig als eine Art Musikmuseum erscheinen. Doch vorher ist Jeffreys ordentlich mit dem Staubwedel durchgegangen, und seine Exponate erstrahlen dadurch makellos.

Trackliste

  1. 1. Coney Island Winter
  2. 2. I'm Alive
  3. 3. Streetwise
  4. 4. The Contortionist
  5. 5. All Around The World
  6. 6. 'Till John Lee Hooker Calls Me
  7. 7. Love Is Not A Cliché
  8. 8. Rock And Roll Music
  9. 9. The Beautiful Truth
  10. 10. Roller Coaster Town
  11. 11. In God's Waiting Room
  12. 12. She's A Killer
  13. 13. Everybody

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