laut.de-Kritik

Mit Hang zum Trend, zum Zitat und zum Kastratentum.

Review von

Der Hang ist da: zum Trend, zum Zitat und zum Kastratentum. Man möchte dieser Band nicht vorwerfen, wie eine Boyband zu klingen – dazu sind sie vermutlich überqualifiziert. Klar denkt man bei ihrer produzierten Sorgfältigkeit bestimmt nicht an Fehler. Dass aber auch zu viel Pomade den Putz ruiniert oder in eine klebrige Künstlichkeit wirft, daran erinnert man sich bestimmt.

Am Ende ist es doch wieder nur Pop, der versucht, an seinen vermeintlichen Bruchstellen innovativ zu sein – nämlich dann, wenn er sich aus seinem theatralischen Korsett winden möchte, in das er sich eben noch hineingezwängt hat. Fenech-Soler ist ein Coming-Of-Age Soundtrack, die passende Musik, um sich der Welt zu stellen und mit Fragen und Gedanken nicht zu weit zu gehen.

Bequem und tolerant ist dieses Album geworden, das von seinen Zuhörern ähnliche Loyalität fordert. Dabei schöpfen Fenech-Soler aus dem Vollen: Refrains in "Lies", die sich schon vor der Qual zur Gefälligkeitswahl als gebrandmarkt zeigen und nochmals gern gehört werden. Die Keyboards von "Stop And Stare", die sich anmutig über dem Synthie-Wahn der 80er behaupten wollen. Rhythmen, die bei "Demons" gefällig werden, weil man zu ihnen tanzen kann und wird.

Dass der Funke aber nicht ganz überspringen will, liegt wahrscheinlich an der Vergangenheitsform, besser dem bereits Dagewesenen. Und an der Trendanfälligkeit der einzelnen Lieder, die den Eindruck erwecken, von ihnen wie von allen Seiten angesprungen zu werden.

Nun ist genau dieser Querschnitt aber nicht unbedingt ein Minderungsmerkmal oder ein zorniger Verfechter, der Qualität und Potenzial abspricht. Große Scharmützel hat es gegeben, was Pop ist, was er sein darf und was nicht. Fenech-Soler haben begriffen, dass der Pool weit und tief ist, aus dem die wichtigen Gegenstände gezogen werden und mit dem der Aha!-Effekt beschworen wird. Dann steigt nämlich die Kaufsucht – und der Konsumcharakter. Es geht hier nicht um "big" sondern um "oversized", nicht um Sartre sondern um einen gut gemeinten Arztroman. Kurz: die Oberfläche.

So läuft der funktionierende Pop: Wenn man das schon Erkennbare nicht für bare Münze nimmt und nachbildet, sondern im richtigen Moment unauffällig umfrisiert. Das gelingt mit ganz leichten Erosionen an der Fassade. Manchmal schaffen Fenech-Soler das, manchmal verlieren sie sich im Spiegelbild der Klaxons und Friendly Fires. Die beste Selbst-Prognose ist deshalb ein kleinlautes "Definitely Maybe", die sicherste Aussage nicht nur in Zeiten, in denen es Oasis gegeben hat.

Trackliste

  1. 1. Battlefields
  2. 2. Lies
  3. 3. Golden Sun
  4. 4. Stop And Stare
  5. 5. The Great Unknown
  6. 6. Demons
  7. 7. LA Love
  8. 8. Stonebridge
  9. 9. Contender
  10. 10. Walk Alone

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Fenech-Soler

Der Pop beginnt für Fenech-Soler 2006 in Kings Cliffe, einem kleinen Dorf im Hinterland von Northamptonshire in England. Die beiden Brüder Ben (Gesang, …

Noch keine Kommentare