laut.de-Kritik

Salz für unsere Wunden und Pfeffer für unsere Hüften.

Review von

"Meine Träume hätten in der wirklichen Welt keinen Platz. Das sagen mir die Leute, die wollen, dass ich aufgebe. Sie wissen nicht, dass mein Leben ohne meine Träume bedeutungslos wäre" (Femi Kuti).

Für die Aufnahmen an seinem neunten Studioalbum hat sich Femi Kuti, Papas Sohn, mitsamt seiner Band The Positive Force und Produzent Sodi Marciszewer in das Zarma Studio Paris zurückgezogen. Ausgerechnet an diesem Ort, der so weit entfernt von den Problemen seines Heimatlandes liegt, gelingt dem Nigerianer sein politisch wütendstes und tanzbarste Album seit langer Zeit. Eine vollkommene Fokussierung auf die Wurzeln im Afrobeat.

"No Place For My Dream" behandelt Korruption, Unterdückung, Zerwürfnis, Verelendung und Umweltzerstörung vor der Blindheit und Ignoranz der Politik. Eine einfache Gleichung durchzieht Femi Kutis Diskografie. Je direkter die Botschaft, um so treibender die Grooves. Die bittere Pille der Realität schluckt sich um so einfacher, wenn man dabei vergnügt das Tanzbein schwingt.

Doch der Fokus liegt schon lange nicht mehr allein auf Afrika. Die Welt verändert sich. Ernüchtert stellen wir fest, dass die Probleme Afrikas, noch in Plüsch verpackt, vor unserer eigenen Tür stehen. Die Schere zwischen Arm und Reich reißt unaufhörlich auseinander. Europa zittert sich von Krise zu Krise. Der Großteil von uns sitzt dennoch weiterhin blind in ihren beheizten Stübchen und weint über den ach so bösen Euro und den Rettungsschirm für Griechenland wie ein Kind, das zu Weihnachten anstatt des neusten Models nur ein iPhone 4 bekommen hat. "Now the rich dey cry / But the poor still die from poverty no be lie / Remember Haiti no one can deny / Somalia no one can deny" ("The World Is Changing").

"Nothing To Show For It" bereitet den Weg vor für ein Afrobeat-Konglomerat, durchsetzt von mitreisenden Melodien, knorrigen Percussions, strahlenden Bläsern und treibenden Bässen. Femi pendelt durch verwinkelte Rythmusgassen, mal mit gefühlvoller Tenorstimme, mal in gebrochenen Höhen. Ein verlockendes Gitarrenriff und vom Reggae gefärbte Keyboards unterlegen das gallige "No Work No Job No Money". "See the suffering of the people/ They no getting nothing/ Then they hungry."

Egal ob beim einnehmenden Glanzstück "Carry On Pushing On" oder dem von schreienden Bläsern durchschnittenen "Polictics Na Big Business", die Botschaft bleibt immer klar und deutlich. "When you see Politicians you better beware, most of them they don't realy care."

"Überall auf der Welt werden die Menschen immer hoffnungsloser und verzweifelter. Musik ist der einzige Weg, die Kraft zu finden, um die alltäglichen Hürden zu überwinden. Darum geht es auf diesem Album." Femi Kuti folgt allein schon durch seine Direktheit den Fußstapfen seines übergroßen Vaters. "No Place For My Dream" streut Salz in unsere Wunden und Pfeffer in unsere Hüften.

Trackliste

  1. 1. Nothing To Show For It
  2. 2. The World Is Changing
  3. 3. No Place For My Dream
  4. 4. Action Time
  5. 5. No Work No Job No Money
  6. 6. Carry On Pushing On
  7. 7. Politics Na Big Business
  8. 8. Na So We See Am
  9. 9. One Man Show
  10. 10. Wey Our Money
  11. 11. This Is Only The Beginning

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