Porträt

laut.de-Biographie

Feeder

1995. Die Umzugskisten stehen noch unausgepackt in der neuen Wohnung in London. Hier ist alles größer, schneller und lauter als daheim in Südwales. Südwales, das ist Grant Nicholas und Jon Lees Heimat und Jugend. Da gab es auch noch das Aquarium daheim und diese kleine Hobbyband mit Namen "Temper Temper", hier in London gibt es nur die neuen Jobs in kleinen Aufnahmestudios, ohne große Perspektive.

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Mal sehen, vielleicht kann man ja auch in London eine Band als Hobby haben. Grant kann singen und spielt Gitarre, Jon ist ein passabler Drummer, fehlt also eigentlich nur noch ein Bassist. Und wo findet man den? Ab zum Kiosk, die neueste "Loot" gekauft und die Kleinanzeigen durchgestöbert. Ah, da ist ja was: Der gebürtige Japaner Taka Hirose kann spielen und sucht eine Band. Da melden wir uns mal.

Taka erweist sich als Heavy Metal spielender Jazzliebhaber und obwohl er kaum ein Wort Englisch spricht, verstehen sich die drei ganz gut und gründen die Band "Reel". Daraus wird schnell "Real" und schließlich einigt man sich auf Feeder. Der Name ist einem Fisch entliehen, den Grant als Kind mal im Aquarium hatte. In Zukunft wird sich das Fischmotiv auch durch die Artworkgestaltung der Band ziehen, aber eins nach dem anderen.

Auf ihren ersten Konzerten verkauft die Band Promo-CDs, die ihnen das kleine Indie-Label "Echo" zugestanden hat. Überraschenderweise stößt man auf gute Resonanz und das Label entschließt sich, eine EP zu finanzieren – "Swim". Sechs Tracks, die in der Rockszene des Empires Eindruck hinterlassen. Da wagt es doch tatsächlich jemand, brettharte Gitarren mit zuckersüßen Melodien zu kombinieren. Ein Verkaufsschlager wird "Swim" zwar nicht, aber immerhin darf man nun, im Sommer 1996, im Fahrwasser von Terrorvision und Reef auf Tour gehen.

Touren - das Stichwort. Von nun an entwickeln sich Feeder zu einem der eifrigsten Beschaller der Insel. Die Fangemeinde wächst stetig, und Feeder wissen, was sie den Fans schuldig sind: Grant Nicholas bricht sich auf der folgenden US-Tour einen Wangenknochen, spielt aber jeden Abend das ganze Set. Noch ein Jahr später nimmt sich Jon Lee ein Beispiel daran und sagt trotz eines gebrochenen Knöchels kein einziges Konzert ab.

Mittlerweile erscheint das Album "Polythene" und begeistert durch seine Rohheit und das verlässliche Songwriting. "Metal Hammer" erklärt es umgehend zum Album des Jahres und das Sommerfestival 1997 in Reading wird zum Triumph, getragen von der Skate- und Surfszene im Königreich. Dort spielen Feeder auch einen neuen Song: "High". Er wird zur Hymne der Jugendkultur, wird Kult und nachträglich auf "Polythene" hinzugefügt. Feeder schwimmen auf einer Welle der Euphorie und geben allein in den USA 125 Konzerte, bevor sie 1998 nach England zurückkehren, um ein neues Album einzuspielen.

Für die Studioaufnahmen zu "Yesterday Went Too Soon" kann man Grant und Andy Wallace gewinnen, die zuvor schon bei Nirvanas "Nevermind" und Slayers "Reign In Blood" mitgewirkt haben. Da ist man also. Erste Liga. Premier League. Ein dicker Fisch. 1999 steigt "Yesterday Went Too Soon" auf Platz sieben der Englischen Charts ein und zeugt von der Entwicklung Grants Songwriterischer Fähigkeiten. Enthält es doch erstmals wunderschöne Balladen ("Tinseltown"), dazu explosiven Powerpop ("Insomnia") und schrullige Sounds ("Day In Day Out").

Nach weiteren Touren in Australien und Japan, nimmt die Band eine kurze Auszeit. Man will sich für das nächste Album viel Zeit nehmen, außerdem heiratet Jon in Miami. Der Sommer 2000 wird in Buckinghamshire im Studio verbracht. Als Produzent wieder ein Top-Mann: Gil Norton (Pixies, Foo Fighters). Das Resultat ist bei weitem das Beste, was die Band bisher produziert hat. Echo Park schlägt 2001 in Europa ein wie eine Bombe, hat Airplay auf allen wichtigen Radiostationen. Auf der ersten Singleauskopplung "Buck Rogers" wird im Refrain geshoutet: "I think we're gonna make it ... I think we're gonna make it yeah ..." und es sieht ganz danach aus, als meinten sie ihre eigene Erfolgsstory. Für den Moment hat der Fisch seinen Hafen gefunden.

Feeder - All Bright Electric
Feeder All Bright Electric
Sie klingen gleichsam nach gestern, heute und morgen.
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Doch kurz nach der Europatour mit den Stereophonics erschüttert am 7. Januar 2002 die Meldung von John Lees Freitod die Fangemeinde. Aus ungeklärten Gründen nimmt er sich in seiner Wohnung in Miami das Leben. In einem Statement erklärt die Band: "We shall miss him more than melody." John Lee hinterlässt seine brasilianische Frau Tatiana, die er 2000 in Florida heiratete, und seinen Sohn Cameron. Trotzdem geben Feeder nicht auf, sondern versuchen eher, ihre Trauer mit neuen Songs zu berarbeiten.

Das Resultat hört auf den Namen "Comfort In Sound" und wird einmal mehr mit Produzent Gil Norton eingespielt. Am Schlagzeug hilft mit Mark Richardson (Ex-Skunk Anansie) ein alter Bekannter von Grant aus. Mark ist aber kein permanentes Mitglied der Band. "Comfort In Sound" erscheint im Oktober und geht wesentlich ruhiger zur Sache als seine Vorgänger.

Einen kompletten Neuanfang stellt das Anfang 2005 erscheinende Album "Pushing The Senses" dar. Obwohl die Band mit dem bewährten Produzenten Gil Norton im Studio arbeitet, ist vom Power-Pop, der Feeder einst berühmt machte, kaum noch etwas übrig geblieben.

Erst jetzt wird deutlich, wie sehr die Band noch in der Trauerarbeit um den Freitod ihres Drummers steckt. Ein Jahr später erscheint "The Singles", eine Compilation in der alle Singles von ihrem Debüt bis 2005 enthalten sind.

Das darauf folgende Studioalbum "Silent Cry" von 2008 ist das vorläufig letzte, das die Band mit ihrem Schlagzeuger Mark Richardson aufnimmt. Ein Jahr später beenden beide Seiten ihre Zusammenarbeit und Richardson verlässt das Trio, um dorthin zurück zu kehren, wo er einst herkam: auf den Schlagzeugstuhl von Skunk Anansie, die wiederum ihre Reunion anstreben.

Karl Brazil übernimmt den vakanten Schlagzeugposten. Mit ihm nehmen Feder in den Folgejahren drei weitere Alben auf, die außerhalb des Vereinigten Königreiches jedoch hinter den Erfolgserwartungen zurück bleiben.

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2011 Renegades

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