laut.de-Kritik

Hier tanzen sogar die Clips - und zwar aus der Reihe!

Review von

Ähnlich einem Robbie Williams verließ Norman Cook vor langer Zeit seine Band The Housemartins und gelangte als Solokünstler zu Weltruhm. Er fand Gefallen an elektronisch generierter, in Black Music wurzelnder Tanz-Musik und kehrte (über den Umweg Freak Power und Beats International) als DJ und Producer namens Fatboy Slim ab Mitte der 90er regelmäßig in die Charts der Welt zurück.

Doch während sich Willams (noch) in der Sonne des Erfolgs wärmt, scheint Cooks Stern zum 10-Jährigen Jubiläum zu sinken. Den Begriff Bigbeat kennt ja kaum ein Teenager mehr und seinem letzten Longplayer "Palookaville" (2004) blieb ein Hit verwehrt. Zeit für eine Greatest Hits (die natürlich in unterschiedlichen Variationen – DVD, CD, Limited Edition CD/DVD oder Vinyl auf den Markt kommt).

Fatboys Mission war von Beginn an: Schüttelt, was eure Mutter euch gegeben hat! Und Cook lieferte in der Tat einige Dancefloor-Kracher ab. Kein Zufall, denn Samplebanken und Beats hat er stets im Griff. Folglich beschränkt sich das dünne Booklet inhaltlich schlicht auf die nackten Tatsachen: "10 Years, 573 Gigs, 17 Pairs Headphones, 812 Litres Vodka, 1 Melbourne Hotel Lobby etc.". Mehr als Unterhaltung ist eben nicht.

Hinzu kommt das entwaffnende Motto aus dem "Right Here, Right Now"-Clip: "Ich bin die Nummer 1, warum soll ich mich also noch anstrengen?" Kündigt hier etwa jemand im Nachhinein freiwillig, bevor er gefeuert wird? Es spielt letztlich keine Rolle. Wer so regelmäßig die Hitparaden gerockt hat, dem darf das scheißegal sein. Zumal die Greatest Hits wieder einige kurzweilige Clips ins Gedächtnis ruft, die schlichtweg Spaß machen.

Unvergessen dagegen die Clips, die Spike Jonze inszenierte: "Praise You" mit der Selbstfindungstrip-Tanzgruppe auf einem gut besuchten Boulevard oder Christopher Walkens spektakulärer Abstecher ins Genre des Tanzvideos ("Weapon Of Choice"). Nicht minder amüsant Doug Aitkens "Funksoulbrothers" im "Rockafeller Skank" oder Roman Coppolas Explosionsstudien.

In "Gangster Tripping" lässt er Alltagsgegenstände in die Luft fliegen, vom Klo bis zum Kühlschrank. Solche Clips leben von der spektakulären Einfachheit einer Grundidee, die dann analog zu Fatboys Sound immer wieder durchgekaut und variiert wird. Sehenswert auch der Streifen zu einem seiner besten Tracks: "Right Here, Right Now" (1998) mit einer aufwändig programmierten Evolutions-Sequenz sowie Cooks vielleicht mächtigstem Beat. In "Everybody Loves A Carnival" erlaubt er sich dagegen, in einer einzigen Einstellung am Ende die Frage zu stellen: Why make videos?

"Don't Let The Man Get You Down" nimmt den Rassismus eines weißen Durchschnittsamerikaners aufs Korn. Tim Pope konziperte 2004 dann eines von Cooks Lieblingsvideos ("Slash Dot Dash"), während "Yo Mama" einen wahrlichen freakigen Plot auffährt. Tierfreunde kommen in der Coverversion von "The Joker" (Steve Miller Band) auf ihre Kosten: Hier sind niedliche Kätzchen die Big Playas.

Die insgesamt 17 Clips werden durch weitere Videos, u.a. mit alternativen Enden, einem Directors Cut, alternativen Versionen sowie zwei Making Ofs flankiert. Dazu kommt eine längere Doku, in der Cook, sein Manager oder Video-Regisseure über ihre Arbeit sprechen. In der Bonus-Sektion findet sich zum Schluss noch ein Schmankerl (auch wenn hier die Bildqualität zu wünschen übrig lässt): Szenes des Abends, an welchem Fatboy am Brightoner Strand vor 40.000 Menschen Platten auflegte.

Unterm Strich hinterlässt er einen sympathischen Eindruck. Norman Cook gibt nicht vor, mehr zu sein als er ist: ein guter DJ und Producer, der es sich leisten kann, Clips zu drehen, die aus der Reihe tanzen.

Trackliste

The Videos

  1. 1. Praise You
  2. 2. Rockafeller Skank
  3. 3. Weapon Of Choice
  4. 4. Gangster Tripping
  5. 5. Wonderful Night
  6. 6. Right Here, Right Now
  7. 7. Going Out Of My Head
  8. 8. Sunset (Bird Of Prey)
  9. 9. Everybody Loves A Carnival
  10. 10. Don't Let The Man Get You Down
  11. 11. Demons
  12. 12. Slash Dot Dash
  13. 13. Santa Cruz
  14. 14. Ya Mama
  15. 15. Star 69
  16. 16. The Joker
  17. 17. That Old Pair Of Jeans

Rare & Unseen Videos

  1. 18. Sunset (Bird Of Prey) Director's Cut
  2. 19. Star 69 (Animated Version)
  3. 20. Everybody Need A 303 (Pigboy)
  4. 21. Rockafeller Skank (Spike Jonze - The Audition Demo Version)
  5. 22. Build It Up Tear It Down
  6. 23. Don't Let The Man Get You Down (5 Alternative Endings)

Documentaries

  1. 24. Why Make Videos

Making Ofs

  1. 25. Ya Mama
  2. 26. Right Here, Right Now

Special Bonus Section

  1. 27. Are We Having Fun Yet? (Live From Brighton)
  2. 28. Video Mash Up (Eclectic Method)

Videos

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