laut.de-Kritik

"Nature-Pop" für Hobbydruiden.

Review von

Wenn Plattenfirmen für eine neue Band noch nie dagewesene Genres wie hier den "Nature-Pop" anpreisen, klingeln die Alarmglocken. Die Tracklist mit Titeln wie "Frozen Silence", "Rain, Open My Eyes" und "Mother Earth" lässt weitere ungute Gedanken aufkeimen. Zum Beispiel an vegetarischen Schinkenspicker aus der Rügenwalder Mühle oder sonstige gehaltfreie Nahrungsmittelchimären.

Ein klassisch verbrämtes Piano empfängt den Hörer auf "Prelude - Birth", bis der Takt eines Herzschlags das Kommando übernimmt. Eine akustische Gitarre wird gezupft, Vögel zwitschern, ein Wasserfall rauscht, und von hinten schleichen sich Synthie-Streicher an. "Lights Will Guide Me" taugt mit enervierender weiblicher Gesangsinbrunst bestens als passende Hintergrundbeschallung für die nächste Sonnenwendfeier des örtlichen Druidenvereins.

Beim dritten, zunächst ähnlich ausstaffierten Track "The River" kommt erstmals so etwas wie Rhythmus auf. Aufdringliche Weltmusik-Trommeln zerren heftig am Hörernerv, dazu schütten Fahrenhaidt die Gesangsparts mit nervös hin- und herspringenden Soundgimmicks zu.

Von Anfang bis Ende wabern esoterische Nebel, erkennbar bereits beim Blick aufs Albencover. Eine Insel mit zwei Bergen schwimmt scheinbar menschenleer in DDR-beige gehaltenen Äthersphären. Womöglich handelt es sich hier gar um Atlantis, Fahrenhaidt lassen ohnehin kein New Age-Klischee ungenutzt in ihrer Soundküche herumgammeln.

Noch einmal hilft die Gebrauchsanleitung der Plattenfirma: "Das Album ist reich an ergreifenden Melodien, monumentalen Momenten und schillernden Klangfarben". Der letzte Punkt trifft tatsächlich zu: "The Book Of Nature" klingt häufig wie rasch zusammengeklaubt beim letzten Besuch auf Christopher von Deylens Resterampe.

Mit "Frozen Silence" entfaltet der erste Fahrenhaidt-Beitrag für den kommenden Vorentscheid zum Song-Contest seine ganze verwirrende Pracht aus Esoterik-Mystik, zirpenden Feenstimmen und herumtaumelnden Streichern. "Mother Earth" als zweite ESC-Auswahl gibt sich - dem Titel angemessen - tonnenschwer erdrückt von all der Last dieser Welt und weckt Erinnerungen an längst überstanden geglaubtes Kelly Family-Pathos.

Track elf verspricht endlich: "There's A Storm Coming". Pure Rosstäuscherei: Weiterhin ziehen gelangweilte Pianoakkorde ihre Runden in künstlerischer Einöde. Für Fahrenhaidt-Verhältnisse hochtourig geben sich nur die halbherzig housig angestrichenen Eurodance-Beats auf "Chasing The Sun", allerdings mit einer an den Jammersang einer indianischen Squaw gemahnenden Litanei.

Richtige Beats gibts erst zum Schluss mit dem 'Deep Snow Radiomix' von "Frozen Silence" und handelsüblichen Synthie-Drums. Das musikalische 2015 dauert zwar noch eine Weile. Doch einen Spitzenplatz in der Liste der überflüssigsten Platten des Jahres hat "The Book Of Nature" schon sicher.

Trackliste

  1. 1. Prelude - Birth
  2. 2. Lights Will Guide Me
  3. 3. The River
  4. 4. Wildfire
  5. 5. Frozen Silence
  6. 6. Interlude - Deep Waters
  7. 7. Mother Earth
  8. 8. In The Beginning
  9. 9. Islands Of White
  10. 10. Interlude - Nightfall
  11. 11. There's A Storm Coming
  12. 12. Chasing The Sun
  13. 13. Interlude - Autumn Leaves
  14. 14. Anima
  15. 15. Rain, Open My Eyes
  16. 16. Deep In The Lands
  17. 17. Frozen Silence (Deep Snow Radiomix)

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5 Kommentare mit 20 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    "(...) noch nie dagewesene Genres wie hier den "Nature-Pop" anpreisen (...)"

    Noch deutlicher kann der Rezensent es nicht machen, dass er sich in dem Genre nicht genügend auskennt, um diese Platte sachlich und kompetent zu besprechen.
    Der Nature-Pop wurde bereits von Oonagh geprägt und ist keineswegs "nie dagewesen". Wer dieses genreprägende AAlbum verpasst hat, muss 2014 unter einem Stein gelebt haben.

    Für Herrn Schulz bleibt nur der Rat, das Genre zu wechseln und Rezensionen in dieser Richtung zukünftig dem Spezialisten für Nature-, Ethno- und River-Pop zu überlassen: Sven Kabelitz.

    Setzen, sechs!

  • Vor 9 Jahren

    Herr Schulz hat mit dieser Rezension nur klar gemacht, dass er sich mit der Materie nicht im geringsten auskennt. So ziemlich die schlechteste Rezension zu einem Datenträger, die ich in meinem Leben jemals gelesen habe. Kann man nur hoffen, dass der Autor für diese geistige Umnachtung nicht auch noch Geld bekommen hat. Aber zum Glück ist die generelle Meinung eine andere und das Album schießt (für dieses sehr spezielle Genre) regelrecht durch die Decke.

    Zum Schluß lässt sich aber zumindest sagen, dass diese Rezension den Spitzenplatz bei den überflüssigsten Rezensionen des Jahres schon jetzt kaum noch zu nehmen ist. Man sollte halt nur Dinge sachlich bewerten, mit denen man sich wirklich auskennt. Ein Freund der klassischen Musik würde auch nicht unbedingt eine Platte von Slipknot bewerten :/

  • Vor 8 Jahren

    Also diese Kritik kann man nicht ernst nehmen. Der Autor hatte anscheinend einen schlechten Tag und wollte seinen Frust in diesem Text ablassen. So zumindest ließt sich diese Kritik.

    • Vor 8 Jahren

      Sicher?
      Für mich liest sich das eher so, als ob die Plattenfirma einen schlechten Tag hatte, als sie Fahrenhaidt unter Vertrag nahm. So zumindest lese ich diese Kritik ...
      Gruß
      Skywise

  • Vor 8 Jahren

    Was Herrn Schulz dazu verleitet hat dieses Album so zu zerreissen mag ich nicht nachvollziehen.
    So viele Worte hätte es dafür nicht gebraucht. Der Satz: "The Book Of Nature" klingt häufig wie rasch zusammengeklaubt beim letzten Besuch auf Christopher von Deylens Resterampe." sagt doch alles aus.
    Ich habe hier nichts Neues oder gar Innovatives gefunden.
    Ich meine sogar, das der eine oder andere Song auf einem Komplettalbum auftaucht, welches entweder in meinem Plattenschrank steht, oder die Ähnlichkeit mit bereits existierenden Songs einfach zu verblüffend ist. Daher ginge ein Lob gegebenenfalls an die eine oder andere Künstlerin, welche hier in die Collection übernommen wurde. Das Werk ist ambitioniert gemastert. Das Resultat... gähn.

  • Vor 7 Jahren

    Wenn alle Hobbydruiden, die hier ihrem Unmut Luft machen wollten so viel Spaß an der Musik haben, hätte die Tour 2017 wohl nicht "krankheitsbedingt" abgesagt werden müssen. Herr Schulz, es scheint mir also doch keine Schande zu sein, noch nie von Nature-Pop gehört zu haben.