8. September 2011

"Mein normaler Wahnsinn ist ..."

Interview geführt von

Wir sprachen mit F.R. über das, was normal ist und was nicht, darüber, was alles verpasst wird, aus Angst, zu verpassen, über Wunderkinder und Rapwunder, über Unbeschwertheit und: seinen Steuerberater.Frauenfeld Openair 2011: auf der Fahrt im Tourbus von F.R. aufs Festivalgelände, ranken sich die Gesprächsfetzen vor allem um ein Thema: Jungfrauen. Genauer gesagt: "Frauenfeld-Jungfrauen". Für Rapper Fabian Römer und seine gesamte Crew ist der Auftritt auf dem Frauenfeld-Openair eine Premiere. Noch nie zuvor dagewesen, darf F.R. um 13 Uhr das Festival eröffnen. DJ Chris fasst das Ganze prägnant in die Worte: "Ich bin auch 'ne Frauenfeld-Jungfrau ... Ich weiß ja gar nicht, wo ich hier reinfahren soll!" Gelächter von allen Seiten. Klar, dass der Kerl neben F.R. in der hintersten Reihe sitzt. Im Bus sitzen die Coolen schließlich immer hinten.

Es ist spät am Vormittag und im VIP-Bereich noch kaum was los. Ryan Leslie, der direkt nach F.R. auf die Bühne geht, spielt mit seinem Kollegen Kicker, während ich Fabian vorschlage, das anstehende Interview im Jacuzzi zu machen, den wir eben in einer Ecke des VIP-Bereiches entdeckt haben.

Pokertisch, Jacuzzi und ein ganzer Haufen feinster Hip Hop-Caps zur freien Verfügung- schön ist es hier, bei den Schweizern! Findet F.R. auch. Neben F.R. und Ryan Leslie geben sich allein am Freitag übrigens Größen wie Atmosphere, Ice Cube, Kool Savas und Snoop Dog die Ehre. Deshalb sind alle geknickt, schon kurz nach Fabians Auftritt weiter auf ein anderes Festival fahren zu müssen.

Das Interview findet schließlich nicht im Jacuzzi statt. Frei vom Zwang zu narzisstischer Selbstinszenierung zieht sich F.R. kurz vorm Soundcheck lieber in den Schatten seines Containers zurück, als sich lasziv im Pool zu räkeln oder mit eingefrorener Coolness über dem Pokertisch zu hängen.

Zunächst mal möchte ich dir – auch im Namen unserer Hip Hop-Queen Dani - zu deiner coolen Formulierung in "Exzess all areas" vom letzten Album gratulieren: "Ich bin so fly, meiner Scheiße wachsen Kotflügel."

(Lacht.) Ja - Danke!

Reden wir zunächst mal über dein aktuelles Album "Ganz normaler Wahnsinn", das am 2.9.11 veröffentlicht wird. Was ist der ganz normale Wahnsinn?

Das ist, denke ich, für jeden Menschen ganz unterschiedlich. Also mein ganz normaler Wahnsinn ist z.B., dass ich mit 12 Jahren angefangen habe, Musik zu machen. Und jetzt seit ungefähr einem Jahr "Berufsmusiker" bin und mich wirklich dazu entschieden habe, das mal durchzuziehen bzw. mich nicht direkt ins Studium zu stürzen. Das ist einerseits ganz normal, wenn man meine Entwicklung als Musiker sieht. Weil ich eben schon so früh angefangen habe, würde jeder denken: 'Okay, der hat das jetzt schon so lange gemacht, das ist seine Leidenschaft'. Aber andererseits ist es eben trotzdem ein bisschen wahnsinnig in einer Zeit, in der einem vermittelt wird, dass man eher den geraden Lebensweg einschlagen sollte und von der Schule direkt in die Uni. Ich bin schon ein bisschen "outstanding", sag' ich mal - im Vergleich zu allen anderen oder vielen anderen Leuten aus meinem Jahrgang.

Das ist so ein Ding. Aber im Grunde genommen ist es bei allen Albumtiteln immer das Wichtigste, dass sie einfach cool klingen und man sich irgendwie gut dabei fühlt. Man denkt sich dann immer für die Interviews irgend 'ne coole Erklärung bzw. Rechtfertigung dafür aus, aber eigentlich ist es das Wichtigste, dass man einfach ein gutes Gefühl dabei hat bzw. das irgendwie zum Album passt.

Aber der gleichnamige Song "Ganz normaler Wahnsinn" handelt ja schon konkret davon, wie wahnsinnig es eigentlich ist, ein Nachwuchstalent zu sein. "Vor dem Referat heulen gehen, aber den Tag davor mit 15 vor 6.000 Leuten stehen." rappst du. Jetzt bist du älter und weiser. Fandest du das alles im Nachhinein zu früh?

Ich sag immer: das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits ist es natürlich auch von Vorteil, wenn man erstmal in seinem stillen Kämmerlein an seiner Lebenserfahrung und seinen Fähigkeiten feilt, bis man wirklich bereit ist und ein Vollblutmusiker ist, und dann erst raus geht. Aber andererseits macht das meine Karriere auch aus, dass ich die Leute von Anfang an hab teilhaben lassen an meiner Musik - seit meinem 13. Lebensjahr - und eigentlich auch immer sehr persönliche Musik gemacht habe, d.h. die Leute konnten immer mein Seelenleben auf CD verfolgen.

Und ich hab ja auch sehr viele Erfahrungen erst dadurch machen können, dass ich so früh angefangen hab. Ich hätte ja z.B. nicht ansatzweise so viel Live-Erfahrung sammeln können, wenn ich einfach nur in meiner dunklen Kammer Mucke gemacht hätte und gedacht hätte: 'Okay - ich übe jetzt erst mal 12 Jahre'. Ich hab so viel erlebt, bin in so viele Städte gekommen, hab so viele Menschen kennengelernt, dass ich das auf jeden Fall niemals rückgängig machen wollen würde.

Oftmals ist das Problem der Wunderkinder ja, dass nicht mehr viel übrig bleibt, sobald sie keine Kinder mehr sind. Du wurdest als junges Rapwunder gehändelt. Wo verortest du dich im Moment denn selber, jetzt, wo du dem Wunderkindstatus entwachsen bist?

Also ich glaube, dass ich schon mit meinem letzten Album den Schritt da raus gemacht habe, also dass die Leute mich jetzt nicht mehr als den jungen Typen, der mal ganz früh angefangen hat, sondern schon eher als ernstzunehmenden Künstler wahrgenommen haben.

Es ist auch immer die Sache, wie man das selber vermarktet. Also ob man jetzt in seine Biographie schreibt: "Okay - ich bin das Wunderkind und möchte von euch Pressemenschen auch so gesehen werden" oder ob man eben sein Album in den Vordergrund stellt und das mach ich dieses Mal auf jeden Fall ganz klar. Ich hab natürlich 'ne Vergangenheit und die ist auch gut, aber letztlich geht's mir immer um die Musik und um den aktuellen Stand meiner Musik. Das ist dieses Mal auch wieder so.

"Ich bin eigentlich von pessimistischer Natur."

Du kamst damals auf den Plan und hast gleich mal ordentlich aufgeräumt mit der Szene, hast gerappt: "Es ist Zeit für 'ne neue Richtung". Was muss sich im deutschen Rap verändern, damit diese ewige Stagnation bzw. das ständige Widerkäuen schon dagewesener Sachen endlich aufhört?

Du spielst auf mein vorletztes Album an. Da hab ich den Song gemacht "Rap braucht Abitur" und damals hatte ich das Gefühl, dass dieses Gleichgewicht, was für mich immer herrschen sollte - jetzt rein in der Öffentlichkeit, wie Rap dargestellt wurde - nicht gegeben war. Es gab in der Szene auf jeden Fall schon immer 'ne Vielfalt, aber es kamen wenige Sachen an die Öffentlichkeit, die das richtige Bild von Rap gezeigt hätten.

Straßenrap hat in meiner Auffassung auch auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung. Es wäre schlimm, wenn es nicht erfolgreiche Rapper geben würde, die aus schwereren Verhältnissen kämen. Aber mir ist eben wichtig, dass auch die andere Seite der Medaille gezeigt wird, und das ist mittlerweile, find' ich, in einer sehr guten Entwicklung. Es kommen gerade sehr viele Leute an den Start, die auch eine andere Art von Rap vertreten und deswegen sehe ich die Entwicklung grade eigentlich sehr positiv.

Wer z.B.?

Marteria z.B. hat's ja allen vorgemacht mit seinem letzten Album und Casper steht jetzt in den Startlöchern, wird durch die Decke gehen - das sind jetzt z.B. zwei Beispiele. "Z.B. zwei Beispiele" - ist auch nicht schlecht (lacht).

Was hältst du denn persönlich von jemandem wie Casper?

Finde ich super! Ich glaube, dass er mit seinem Album auf jeden Fall das erfüllen wird, was viele von ihm erwartet haben. Ich hab immer - auch schon bei seinem letzten Album "Hin zur Sonne" - gedacht, dass es eigentlich geil wäre, wenn er so ein bisschen mehr die Indieschiene fahren würde, weil er eben auch aus diesem Kontext kommt und das viel besser passt, als wenn er jetzt Boombap-Beats rappt. Deswegen finde ich das ganz gut, was er macht.

Im Interview mit Kollege Gässlein hast du gesagt, du checkst jede Rapplatte - was hat der Markt im Moment, außer "XOXO" von Casper, aktuell für dich an gutem Stuff zu bieten?

Das ist jetzt nicht extrem aktuell, aber was mich zuletzt sehr überzeugt hat, war z.B. das Kanye West-Album. Das letzte - das fand ich extrem gut. Und ansonsten klar: Drake hab ich auch gefeiert, feier ich auch immer die neuen Songs, die rauskommen. Und ja ... da gibt's schon so das ein oder andere, was ich feier.

Wer hat eigentlich die Beats auf deinem neuen Album produziert? Wieder die Beatgees?

Ja - hauptsächlich haben wieder die Beatgees produziert, wie auch schon meine letzten beiden Alben. Nur dass dieses Mal noch ZPYZ dabei ist - das ist 'ne Band aus Berlin, die so ein bisschen mit ihrem letzten Album, das "2080" heißt, unseren Toursoundtrack gemacht hat. Wir haben das die ganze Zeit im Tourbus gehört und ich hab dann irgendwann so spaßeshalber gesagt: "Ey - wenn ich mein nächstes Album mache, produzieren das auf jeden Fall die Beatgees und ZPYZ." Und jetzt ist es halt letztlich echt so gekommen und das ist ziemlich geil. Die haben auf jeden Fall noch einiges zum Album beigetragen, auch zwei Produktionen komplett alleine gemacht.

Auf "Ganz Normaler Wahnsinn" geht es, wie auch auf deinem letzten Album "Wer Bist Du", wieder viel um Abschied, Aufbruch, Stationen auf dem Weg zum Erwachsenwerden und zu neuer Selbständigkeit. Wie sieht diese neue Selbstständigkeit im Moment eigentlich aus?

Also, ich bin vor kurzem nach Berlin gezogen - im Dezember. Es war mir einfach auch wichtig mal in 'ne andere Stadt zu kommen und Berlin war für mich sehr naheliegend. Ich hab mein ganzes Leben lang in Braunschweig gewohnt - das ist auch 'ne coole Stadt, um aufzuwachsen, in meinen Augen nicht zu klein, nicht zu groß, hat so ungefähr 260.000 bis 270.000 Einwohner - aber irgendwann war's dann einfach mal an der Zeit. Da ich auch schon ein sehr gutes Umfeld hab in Berlin - ich hab viele Freunde da, hab mein Management da, meine Produzenten, mein Label sitzt da - war's einfach extrem naheliegend, wenn ich noch mal umziehe, auf jeden Fall nach Berlin zu ziehen - von daher ... jo ... läuft das ganz gut mit der Selbstständigkeit.

Du wohnst jetzt also allein?

Ja nee - ich wohn' mit meinem Steuerberater zusammen (lacht).

Du sagst, du hast es "satt am Zweifel zu verzweifeln". Hört man Tracks wie "Zweifellos" oder "Irgendwas mit Medien", hat man aber stark den Eindruck, du beschäftigst dich trotz deinem Erfolg mit der Möglichkeit des Scheiterns und mit den Alternativen zu einer Rapkarriere.

Ja - ich bin eigentlich eher von pessimistischer Natur, d.h. wenn ich ein Problem abgearbeitet habe, dann seh ich schon wieder das nächste und mir fällt's immer schwer, wirklich mal zu genießen. Jeder Mensch hat so Sachen, wo er denkt, 'okay, das nehm ich mir jetzt mal vor zu ändern', weil es einfach so 'ne Marotte ist, die nicht sein muss. Einerseits treibt die einen zwar mit Sicherheit auch voran - man ist immer sehr zielorientiert - aber andererseits ist es eben schade, weil einem dadurch ein paar schöne Momente flöten gehen, wo man eigentlich einfach mal alles hätte beiseite schieben müssen und einfach mal hätte sagen müssen: "Okay, das ist jetzt einfach geil, so wie's is! Es is einfach alles perfekt." - so diese Unbeschwertheit.

Die hast du selten?

Die hab ich eher selten - auf jeden Fall. Und das ist so das, was ich mir immer wieder vornehme, und wo ich aber, denke ich, auch auf einem ganz guten Weg bin. Aber deswegen ist das auch Thema auf dem Album.

Du willst an etwas Unbeschwertheit arbeiten, heißt das, du lässt andere Pläne, wie Studium etc., jetzt erstmal außen vor?

Ja. Ich gebe mit meinem Album "Ganz Normaler Wahnsinn" eigentlich so ein bisschen die Antwort auf mein letztes Album "Wer Bist Du?". Das war sehr fragend und sehr zerrissen und sehr selbstzweifelnd und das Album jetzt ist eigentlich extrem selbstbewusst und einfach viel entschiedener und viel mehr in der Aufbruchstimmung.

"Statt den Moment zu genießen, muss gefilmt werden."

Auf deinem aktuellen Album beschäftigst du dich intensiv mit der Perversion Internet und Sozial Network. Chatschweine wie Helmut und Facebook bekommen ordentlich Saft in den Hintern geblasen. Du bist allerdings selbst auf Facebook mit über 4.000 "Freunden". Wie stehst Du dazu?

Das beschäftigt mich schon sehr, deshalb habe ich auf dem Album drei Songs, die das eben thematisieren. Das ist ein kleiner Konzeptteil auf dem Album. Die Songs kommen auch mit Absicht hintereinander, also "Gefällt mir", "Irgendwas mit Medien" und "Russisch Chatroulette". Das ist einfach bei mir sehr nah dran. Ich hatte damals den Fehler gemacht, dass ich mein privates Facebookprofil direkt für Promozwecke nutzen wollte. Ich wurde eher so dazu gezwungen: "Mach dir jetzt mal ein Facebook-Profil!"

Ich war immer eher Gegner von so Social Networks, war z.B. nie bei Studi- oder Schüler-VZ oder so, außer mal als Fakeaccount - also jemand hat einen Fakeaccount von mir gemacht, ich hab jetzt keine Spionageaccounts gemacht oder so (lacht).

Jetzt habe ich bei Facebook so ca. 5.000 Freunde oder so - es gibt ja ein Freundeslimit bei privaten Accounts - und da sieht man einfach den Gossip von Leuten, die man nicht kennt, von 12- bis 16-Jährigen, und da denkt man sich schon: 'Krass - da ist die Schamgrenze schon extrem weit unten'. Und ich frag mich eben, wie weit das noch gehen kann. Meine Generation ist schon mit dem Internet aufgewachsen - ich bin nur so tief in die Mucke eingetaucht, weil ich Internetzugang hatte - und das wird, denke ich noch viel extremer.

Deswegen sehe ich das Ganze schon sehr kritisch, obwohl ich eben genau weiß, was das Internet für Vorteile hat. Auch Facebook hat riesige Vorteile - alleine schon aus marketingtechnischen Gründen. Was man da für Einblicke in Statistiken hat oder so - nicht nur auf Musiker bezogen, sondern auch generell für irgendwelche Firmen - für die ist Facebook im Moment einfach alles! Da gibt's nix anderes. Aber trotzdem gibt's eben bestimmte Sachen, wo ich denke, das sollte man auch mit 'nem kritischen Auge sehen und deswegen flammt das Thema auch immer wieder auf meinem Album auf.

Meinst du denn, dass ein Teil des Zaubers der Jugend verloren geht durch das ganze Gechatte? Früher – du bist schon mehr mit dem Internet aufgewachsen als ich - hingen wir in Kellern oder draußen rum, haben gefeiert, Musik gehört und uns ganz dem Moment verschrieben, heute wird alles festgehalten, nur um dann letztlich ein cooles Bild für Facebook zu haben.

Ja - das sage ich auch auf meinem Album auf "So soll's sein": "Statt den Moment zu genießen, muss gefilmt werden". Das ist auf jeden Fall immer ganz lustig zu sehen, wie die Leute eigentlich gerade einen der besten Momente ihres Lebens haben und ihr Handy zücken. Wo du so denkst: 'Ey - du verpasst einfach gerade so den krassen Moment! Aber gut hast es halt gefilmt.' Das finde ich sehr extrem und das ist eigentlich charakteristisch für dieses ganze Internetphänomen, das man denkt, man darf auf keinen Fall was verpassen und man muss die ganze Zeit up to date bleiben, obwohl man dabei eigentlich total viel verpasst.

Zu "Sonne schneit" - da interessiert mich noch: Was ist die Sonne, was ist der Schnee? Geht es darum, wie klein alle Sorgen werden, sobald wir etwas sehen, was wir noch nicht kennen? Oder um was geht's in dem Song eigentlich?

In "Sonne schneit" geht's eigentlich um alles und gleichzeitig auch um nichts. Es ist so, dass die Strophen sich ein bisschen um den Alltagstrott drehen - um diese Monotonie, diesen täglich gleichen Ablauf, um dieses Festgefahrene. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Der Refrain ist dann eben der Aufbruch bzw. es geht darum, dass man irgendwas erlebt, was einen komplett ins Positive umkehrt bzw. irgendwas Unerwartetes passiert, wo man denkt: 'okay - krass!' Und das kann für jeden eigentlich alles Mögliche sein, ob es jetzt die Geburt von seinem Kind oder einfach irgendwas anderes ist, womit man nicht gerechnet hätte, was einem eine ganz andere Perspektive auf das komplette Leben gibt - das ist eigentlich "Sonne schneit" für mich.

"Wir schweigen es tot" verstehe ich jetzt einfach mal autobiographisch: Welche Leichen hast du im Keller, über die du gerne mit mir reden würdest?

Lacht.

Oder gibt's keine?

(Schmunzelt). Da kannst du ja meinen Mitbewohner, meinen Steuerberater, fragen, was ich für Leichen im Keller hab.

Der Song ist auf jeden Fall auch autobiographisch, aber ich lasse solche Sachen immer gerne bewusst offen bzw. geh da immer schon krass an die Grenze, weil meine Musik, wie gesagt, sehr persönlich ist. Ich sag in den Songs auch meistens das, was ich zu den Songs sagen will und weiter hinaus eigentlich nicht.

Und - ähm - ich denke, das kennt einfach jeder, dass man 'ne Beziehung zu irgendeinem Menschen hat, egal, ob das jetzt die Eltern sind oder 'ne Liebesbeziehung oder einfach ein guter Freund, wo es so ist: eigentlich liegt die ganze Zeit irgendwas in der Luft und eigentlich denken beide das Gleiche und eigentlich begehen beide denselben Fehler, aber keiner bringt's eben zur Sprache. Beide lächeln sich an, aber das Lachen ist eben nicht echt. Darum geht es in "Wir schweigen es tot".

Eine letzte Frage zum Abschied nehmen: "Du musst, was du liebst verliern, es kommt zurück irgendwann und bleibt für immer bei dir", rappst du. Du hast für deinen Weg sicherlich viel aufgeben müssen, viel Abschied nehmen müssen ... Woher nimmst du die Gewissheit, dass es wiederkommt?

Hmm - puhh - schwierige Frage ...

Hast du das so schon mal erlebt? Oder ist das ein gewisser Grundoptimismus - obwohl du ja vorher noch gesagt hast, du bist kein Optimist?

Das ist, glaube ich, einfach 'ne gute Ansicht, mit der man durch's Leben kommt, wenn man sich einfach sagt: "okay - manchmal muss man eben loslassen und das Positive, was man dabei loslässt, kommt irgendwann auch in 'ner anderen Art und Weise wieder." Das wollte ich eigentlich mit der Zeile sagen. Und das kann man, denke ich, auch schwer konkret in irgendwelche Alltagssituationen übertragen, das ist einfach so 'ne Einstellung, von der man sich wünscht, dass sie stimmt. Da bin ich dann mal für 'nen kleinen Moment Optimist in dem Song (lacht).

Gut. Dann behalt dir das! Danke für's Interview und viel Spaß beim Auftritt!

Danke auch. Danke auch.

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