laut.de-Kritik

Gute Genre-Platte der "Mogwai-Klone".

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Die Kollegen vom Intro hatten neulich ein lesenswertes Postrock-Special. Musiker von Mogwai, Tortoise, Trans Am sowie der unvermeidliche Christof Ellinghaus von City Slang lieferten sich darin eine E-Mail-Debatte über die Historie des Genres und sprachen über die wichtigsten Platten der letzten 20 Jahre.

Die Amerikaner Explosions in the Sky kommen dabei mit ihrem 2001er-Album "Those Who Tell The Truth Shall Die, Those Who Tell The Truth Shall Live Forever" nicht besonders gut weg. "Nicht besonders aufregend", "Mogwai-Klone" und "Godspeed in leicht", urteilen die Kollegen wenig schmeichelhaft. Und doch haben die Texaner so manche, für die Pop-Kritik vermeintlich innovativere Band in der Publikumsgunst locker mal eben rechts überholt.

Vielleicht liegt es gerade daran, dass Explosions In The Sky schon vor zehn Jahren ihren handwerklichen und virtuosen Stil gefunden und ihren Fans seitdem keine angestrengten Flirts mit Krautrock, Elektronik, Metal oder Jazz zugemutet haben.

Die Vinyl-Version des aktuellen Albums wird mit zwei sogenannten Quadruple Gatefold Postern ausgeliefert, aus denen sich ein Haus mit Garten bauen lässt. Während die Kollegen oftmals stur Instrumentalspuren anhäufen und dann lustvoll von der Abrissbirne wieder zerbersten lassen, suchen Explosions In The Sky nicht erst mit "Take Care, Take Care, Take Care" einen konstruktiveren, wertschöpferischen Ansatz.

Schon der Opener "Last Known Surroundings" hat ein stabiles Fundament aus einfachen Klavierakkorden und geschliffenen Stakkato-Drums, dem sirenenhafte Feedbackschleifen, kristalline Gitarrenfiguren und das flirrende Postrock-Forte nichts anhaben können. Der Track steht trotz all seiner eingezogenen Zwischenetagen bombenfest – Explosions In The Sky sind keine Schildbürger, sondern gute Architekten.

In "Human Qualities" fließen die Mollakkorde nach drei Minuten ins Nichts, ehe sich der Track sammelt und nach fast sieben Minuten per Schlagzeug wuchtig ausbricht, wobei auch hier aus dem Hintergrund perlende, kleinteilige Melodien aufleuchten. Das dreieinhalbminütige "Trembling Hands" ist mit seinen geloopten Stmmen und seiner komprimierten Dynamik im Anschluss eine Art Post-Pop, an der sich sonst die jüngere, verkopfte Generation der (deutschen) Postrocker versucht. Kann man machen.

"Be Comfortable, Creature" gibt sich dreigeteilt: Erst spröde, dann hypnotisch rockend und am Ende sphärisch-majestätisch – damit wirkt der Track aber auch etwas arg flüssig. "Postcards From 1952" klingt mit seiner famos verdichteten Klimax hingegen wie ein Outtake von Mogwais melancholischem Klassiker "Come On, Die Young" aus dem Jahr 1999. Fazit: Gute Genre-Platte der "Mogwai-Klone".

Trackliste

  1. 1. Last Known Surroundings
  2. 2. Human Qualities
  3. 3. Trembling Hands
  4. 4. Be Comfortable, Creature
  5. 5. Postcard From 1952
  6. 6. Let Me Back In

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5 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    die clips hören sich etwas beliebig an im vergleich zu "earth". wurde nicht auch "earth" immer als ihr bestes album betrachtet?

  • Vor 12 Jahren

    Ich stimme zu, es kommt nicht an "Earth" heran (und auch nicht an "Truth"), finde es aber dennoch gelungen. Dass sie sich dabei nicht neu erfunden haben, macht mir überhaupt nichts aus, solange Songs wie "Last Known Surroundings" und "Let Me Back In" dabei sind. Habe mir bei "Mogwai-Klone" auch verwundert die Augen gerieben....

  • Vor 12 Jahren

    wieso "aua" und verwunderung? jetzt mal ehrlich, der ganze post-rock-brei könnte durchaus etwas mehr abwechslung vertragen und es hört sich doch tatsächlich alles sehr ähnlich an. gleiche tonlage, gleicher takt, gleiches konzept, gleicher aufbau... sogar die melodien sind fast immer dieselben. mochte post-rock, aber mir hängt das gitarrengejammer mitllerweile aus den ohren raus. und dann bringt EITS noch neue alte songs - nein danke :(

  • Vor 12 Jahren

    Weil Mogwai und EITS nun mal ziemlich verschieden sind und die Bezeichnung "Klone" absolut unpassend ist. Klar, der Post-Rock hatte schon bessere Phasen und EITS erfinden mit dieser Platte das Genre nicht neu. Sie zeigen aber, dass sie ihr Handwerk immer noch äusserst gut verstehen. Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. EITS als "Mogwai-Klone" zu bezeichnen zeugt einfach von mangelnder Auseinandersetzung mit den beiden Bands, Punkt.