laut.de-Kritik

Das ist nicht zeitlos, sondern einfach nur unmodern.

Review von

Jeanette Biedermann hat einen weiten künstlerischen Weg hinter sich. Von der Popgöre in Hotpants, die Roxettes "The Look" als "Rock My Life" plagiiert, bis hin zur Songwriterin ("Naked Truth" 2006) und Buhlschaft in Hofmannsthals "Jedermann". Mit Ewig setzt sie ihren Weg nun im reinen Bandkontext fort. Gut zwei Jahre nach dem Debüt "Wir Sind Ewig" soll nun die zweite Platte "Indianerehrenwort" endlich den ersehnten musikalischen Respekt verschaffen.

Das wird nicht leicht. Biedermann war all zu lang der lebende Beweis dafür, dass auch die hochgepriesene Erfahrung im Showbiz wenig nützt, wenn man seine Sache vollkommen inspirationslos durchzieht. Das "Indianerehrenwort" bietet immerhin neben dem gewohnten Grauen erstmals Spurenelemente musikalischer Besserung.

Mit Gitarrist Jörg Weißelbach hat sie den eigenen Gatten in der Band und Bassist Christian Bömkes steht als erfahrener Songwriter zur Seite. Gemeinsam inszenieren sie Ewig recht plakativ als Fleisch gewordene Marlboro-Werbung reloaded. Mit Indianerschmuck samt entrücktem Blick starrt die Combo den Hörer vom Booklet an. Die drei mühen sich sehr, den Spirit abenteuerlicher Romantik zu versprühen. Und sehen dabei doch eher aus wie etwas, das man vor langer Zeit versehentlich am "Herr Der Ringe"-Set liegen ließ.

Die ersten Minuten klingen schauerlich, wie man es bereits befürchtete. Zu viele Nummern bieten nicht mehr als bräsige Gefühlsimitate im vor sich hin delirierenden 8/15-Takt (etwa "Kraftwerk", "Indianerehrenwort"). Das ist nicht zeitlos. Es ist einfach nur unmodern.

Nachdem man eine Flut dieser Reisekatalogs-Jingles in Überlänge hinter sich hat, tauchen inmitten des Mediokren überraschend Fünkchen der Hoffnung auf. Immer wenn Ewig ihre Teleshopping-Ästhetik ein wenig über Bord werfen und das provinzielle Gedudel zugunsten minimaler Instrumentierung abstellen, wird es besser. "Ein Geschenk" oder "Wie Weit Noch" gehen - trotz eingebauter Rührseligkeit - als gut abgehangene Balladen durch.

Mit "Keiner Mehr Wach" und dem fluffigen "Sommer In Berlin" gelingen sogar zwei erfrischende Popstücke, die auch textlich endlich etwas weniger betulich hinter dem Ofen hervorkommen. Ermutigend! Damit bietet Ewigs "Indianerehrenwort" immerhin stellenweise etwas Licht am Ende des Beliebigkeitstunnels. Doch für ein wirklich sinnliches Album reicht es derzeit noch nicht ganz.

Trackliste

  1. 1. Kraftwerk
  2. 2. Indianerehrenwort
  3. 3. Wahre Helden
  4. 4. Keiner mehr Wach
  5. 5. Ein Geschenk
  6. 6. Bis Auf's Blut
  7. 7. Wie Weit Noch
  8. 8. Sommer In Berlin
  9. 9. Besser Als Du Dachtest
  10. 10. Das Leben Meiner Träume
  11. 11. Alles Was Du Siehst
  12. 12. So Laut Ich Kann
  13. 13. Ich Bin Zuhause

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Jeanette Biedermann verhält sich strukturell zu Ewig wie Tin Machine zu David Bowie. Statt Privatfernsehquatsch und popindustrieller Reißbrett-Tracks …

4 Kommentare mit 16 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Ach was, die ist mit Rhea Garvey verheiratet? :D

  • Vor 9 Jahren

    Normalerweise gehen mir solche Bands am verlängerten Rückgrat vorbei aber: Heilige Scheiße, wer nennt sein Album 2015 bitte „Indianerehrenwort“ ohne Rolf Zuckowski zu heißen?

  • Vor 9 Jahren

    Das Album ist klar unterbwertet und die Besprechung in dem selbstgefälligen Stil gehalten, für den Ulf Kubanke ja anscheinend bekannt ist.

    Süffisant und herablassend scheint es wirklich sein einziges Anliegen zu sein, die Künstler runterzuputzen. Auf die einzelnen Songs geht er gerade mal mit einem pointierten Halbsatz ein. Sehr lustig wirklich.

    Ich mag Indianerehrenwort. Musikalisch ist es solide Rockmusik mit hochwertigen deutschen Texten.

    Wenn sich zB mal den Refrain des titelgebenden Liedes ansieht. Da heist es:

    Noch in 10.000 Monden, wenn die Sterne verblassen,
    und das Eis auf den Flüssen nichts mehr von uns weiß,
    erinnert mein Herz sich sofort.
    Indianerehrenwort,
    mein Herz erinnert sich sofort,
    Indianerehrenwort

    Das finde ich lyrisch schon herausragend und sehr berührend. Aber darauf wird gar nicht eingegangen. Was bleibt ist eine typische Hetzschrift in Kubanke-Manier, die zur Meinungsbildung absolut nicht geeignet ist.

    • Vor 9 Jahren

      Hat sichs immer noch nicht ausgetrollt?

    • Vor 9 Jahren

      @Patriot:
      Du kommst nicht viel mit deutschsprachiger Musik in Berührung, hm?
      Gruß
      Skywise

    • Vor 9 Jahren

      Wie kommst du darauf? Höre genug an Musik auch deutschsprachige.

    • Vor 9 Jahren

      @Patriot:
      Wenn Du solche Zeilen "lyrisch schon herausragend" findest, frage ich mich, was sich neben Detlev Jöcker, Marius Müller-Westernhagen und G. G. Anderson sonst noch alles sein könnte ...
      Gruß
      Skywise

    • Vor 9 Jahren

      Kannst du mir denn darlegen, warum diese Zeilen deiner Meinung nach keinen lyrischen Gehalt aufweisen?

    • Vor 9 Jahren

      @Patriot:
      Weil mir das ganze aus verschiedenen Quellen zusammengeklöppelt vorkommt, sei es italienischen Sprichworten (Se la luna ti ama che cosa ti importa se le stelle si eclissano? - Wenn der Mond dich liebt, was macht es, wenn die Sterne verblassen?), aus irgendeiner verbogenen Willy-Michl-Attitüde, aus verschiedenen Liedtexten (ich wittere Ludwig Hirschs "Regen" sowie Mari Boines "Elle"), ... ich bemerke da ein Nichts an Originalität und ein Vieles aus Anleihen, und das leider noch nicht mal auf besonders bemerkenswerte Art.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 9 Jahren

      Na und? Ich würde es ja eher als eine Hommage an die genannten Künstler sehen. Das ist doch aller Ehren wert, wenn man so seine Bewunderung ausdrückt.

    • Vor 9 Jahren

      @Patriot:
      Indem man links und rechts Trude-Herr-Gedächtnis-Zeilen drankotzt wie
      "Wir haben unser Blut vermischt,
      geschworen, dass man sich nie vergisst
      und weißt du was das Beste ist,
      ein Indianer kennt keinen Schmerz.
      Ich mach die Augen zu und tanz,
      wir bleiben Freunde auf Distanz,
      ich nehm dich mit, raus in die Nacht,
      man geht, aber man geht nie ganz"

      oder lyrische Meisterleistungen wie
      "Sind die ältesten Lieder, auf immer vergessen,
      und fehlt von uns beiden auch jeder Beweis,
      erinnert mein Herz sich sofort"?

      Vergiß es. Das ist keine Bewunderung, das ist teils Leichenfledderei, teils eine verzweifelte, wenn nicht sogar erbarmungswürdige Suche nach irgendeinem Strohhalm in Form von Inspiration.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 9 Jahren

      Schön, dass der Isar-Indianer hier mal Erwähnung findet und sei es nur des Naturgelabers wegen.
      Props dafür an Skywise :sekt:

    • Vor 9 Jahren

      ...und Notitz an mich: sekt sieht ja wirklich nach Vorbeck aus, weia.
      Ist das hier vielleicht besser :wein: ?

    • Vor 9 Jahren

      :nerved: So, jetzt aber: :klatbier:

    • Vor 7 Jahren

      das lied, was du da zitierst, ist doch uralt

    • Vor 7 Jahren

      ja. das lied :koks:
      Äh, oder so ähnlich.

  • Vor 7 Jahren

    Ich wurde darum gebeten, mir mal völlig unvoreingenommen diese Platte anzuhören. Hab ich gemacht. Was bleibt hängen? Ehrlich gesagt nicht sonderlich viel. Aber von dem Verriss, den ich mir vorher schon so schön zurechtgelegt hatte, bleibt nach dem Hören auch nicht mehr viel übrig.

    Eines vorweg: Ja, Jeanette Biedermann kann tatsächlich singen. Scheint so als hätte ihr mal jemand gesagt, dass mit sie mit ihrer Stimme mal so 3-4 Halbtonschritte tiefer singen soll. Von dem eher einem Gekeife klingenden Singsang früherer Tage ist hier nichts mehr übrig. Dass sie auf diesen Rat gehört hat, ist ihr also sehr positiv anzurechnen.

    Das größte Problem, das ich mit dem Album habe ist, dass alles so sanft vor sich hinplätschert. Die Texte drehen sich dabei immer um dieselben Themen Liebe, Beziehungen, Freundschaft.
    Obwohl das Album nur 13 Tracks aufweist, von denen ledglich einer mal die 4-Minuten-Marke übersteigt, kam es mir so vor, als würde ich schon seit 2 Stunden dem ewig gleichen Lied zuhören.

    Immerhin, es waren keine quälenden "2 Stunden", denn das ist der Vorteil am dahinplätschern dieses Albums: Es nervt nicht, die Stimme ist angenehm, die Musiker halten sich in den richtigen Momenten zurück und sind in den richtigen Momenten gut zu hören. Oder kurz: Jedes Lied auf diesem Album ist absolut radiotauglich, mit allen Vor- und Nachteilen, die dieses Adjektiv so mit sich bringt.

    Positiv hervorzuheben ist der Song "Sommer in Berlin".
    "Alles was du siehst" hat Potential, hier hätte ich mir aber eine zum eher treibenden Beat besser passende Gesangsperformance gewünscht, mit viel mehr Text.
    Als Schwachpunkt habe ich "Das Leben meiner Träume" ausgemacht. Der Song klingt so sehr nach "GZSZ" und RTL-Nachmittagsprogramm, dass es schon fast wehtut. Und was "sternhagelglücklich" sein soll, weiß ich auch nicht. Bisher kannte ich nur "sternhagelvoll". :)

    Fazit: Radiotaugliche Musik, die sicherlich ihre Anhänger haben wird. Wenn jemand Geld dafür ausgibt, dann kann ich das sogar verstehen. Meine Musik ist es trotzdem nicht.