laut.de-Kritik

Fehlt nur noch das Duett mit Tupac Shakur ...

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So sicher wie die Sonne kommt seit einigen Jahren im Juli oder August eine neue CD von Eva Cassidy heraus. Ein sich wiederholendes Ereignis, das durchaus zu freudiger Erwartung führen könnte, wäre da nicht das kleine Problem, dass Cassidy seit 1996 tot ist. Und den großen Erfolg erst zwei Jahre später mit dem Album "Songbird" feierte.

2003 zeigte schon "American Tune", dass die Ausschlachtung der Cassidy-Archive keine großen Neuheiten mehr hervorbringt. Deshalb haben die Verantwortlichen einen neuen Weg gewählt und eine Sammlung an Stücken zusammengestellt, die schon auf ihren anderen posthumen Alben außer "Songbird" vertreten waren. "These eleven songs were selected to create a second primer and companion album to the 1998 compilation 'Songbird'", lautet die heuchlerische Begründung im Booklet.

Welche musikalischen Erkenntnisse dabei entstehen sollen, bleibt auch nach mehrmaligem Hören rätselhaft. Cassidys Stimme wird aus natürlichen Gründen für alle Ewigkeit so bleiben, wie wir sie schon kennen: einfühlsam, warm und bewegend. Aber an den großen Louis Armstrong kommt sie in "Wonderful World" nie und nimmer heran. Ebenso wenig an Paul Simon, dessen "Kathy's Song" sie in einer Kurzfassung aufnahm, um Konzertveranstalter von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. "Eva hatte Angst, eine längere Version würde nur zu Langeweile führen", lautet die Erklärung im Booklet.

Ein Eindruck, der durchaus seine Begründung hat, wie der weitere Verlauf bestätigt. Das wenig bis unbekannte Material klingt mal jazziger, mal souliger, mal unerträglich schmalzgeschwängert (wie im abschließenden "Waly Waly"). Eine richtige Stimmung kommt nicht auf, zu unterschiedlich und konzeptlos ist es zusammengewürfelt. Das einzig Positive: "Yesterday" von den Beatles ist diesmal nicht dabei.

Vielleicht wieder im nächsten Sommer. Die Geschichte von Eva Cassidys musikalischem Leben nach dem Tod erinnert immer mehr an die Tupac Shakurs, dessen Namen ja auch unzählige posthume Alben ziert. Hey, das wäre doch mal was Neues: Eine gemeinsame Platte der blonden Weißen aus Washington und des bösen schwarzen Gangsta-Rappers aus Los Angeles. Technisch bestimmt kein Problem, ein bisschen Kohle käme zweifellos auch zusammen. Unnötiger als "Wonderful World" könnte das Ergebnis eh nicht ausfallen.

Trackliste

  1. 1. What A Wonderful World
  2. 2. Kathy's Song
  3. 3. Say Goodbye
  4. 4. Anniversary Song
  5. 5. How Can I Keep From Singing?
  6. 6. You Take Breath Away
  7. 7. Drowning In The Sea of Love
  8. 8. Penny To My Name
  9. 9. You've Changed
  10. 10. It Doesn't Matter Any More
  11. 11. Waly Waly

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    Ich persönlich habe das Gefühl, das es nicht ihr Ziel war, an irgend einen Künstler heranzukommen oder ihn musikalisch schlagen zu müssen.
    Ich finde es gelingt ihr- jedes Lied- das sie singt auf ihre eigene Art und Weise zu interpretieren!Und wenn es die Menschen noch hundertmal hören wollen wunderbar! Musik die die Seele berührt! Was will man denn mehr!!
    Technisch gesehen überzeugt sie mit einem gewaltigen Stimmumfang und einer riesen Portion Gefühl! Das soll ihr mal wer nachmachen
    Liebe Grüße yesteroon