laut.de-Kritik

Gelungen arrangierte Stücke mit Zeit zum Atmen.

Review von

Seit 1997 hatte sich Ethan Johns als Produzent und Begleitmusiker an verschiedenen Instrumenten einen Namen gemacht. Darunter mit Ryan Adams, Kings Of Leon, Kaiser Chiefs und Paul McCartney. Obwohl er seinen Job sozusagen in die Wiege gelegt bekam (sein Vater Glyn war Tontechniker und Co-Produzent von Led Zeppelins Debüt und "Who's Next" von The Who), ist sich der Brite nicht zu schade, unter eigenem Namen aktiv zu werden.

Auf Solopfaden wandelt er erst seit 2013, hat in drei Jahren allerdings schon drei Alben herausgebracht. Auf seinem ersten ließ er sich von einigen der Musiker begleiten, die er produziert hatte. Beim zweiten übernahm Kumpel Ryan Adams die Produktion. Für sein vorliegendes Drittes hat er erstmals eine richtige Band zusammenstellt.

"Ich wollte diesmal einfach nur singen und Gitarre spielen", erklärt Johns auf seiner Webseite. Als Mitstreiter suchte er sich erfahrene Kollegen aus. B.J. Cole veredelte mit seiner Pedal Steele seit den 1960er Jahren etliche Alben (unter vielen anderen war er bei Robert Plant, Robbie Williams, John Cale und Cat Stevens zu hören), Bassist Nick Pini hat mit Laura Marling gespielt, Jeremy Stacey ist unter anderem Noel Gallaghers Tour-Schlagzeuger. Für dieses Album stellte er sein Studio zur Verfügung und übernahm außerdem die Rolle des Produzenten.

Angesichts der geballten Erfahrung und der unkomplizierten Vorgehensweise – Johns übernachtete in seinem Wohnmobil vor Staceys Studio – sahen die Voraussetzungen für ein gelungenes Album gut aus. Der Opener klingt wie eine Mischung aus "When You Dance You Can Really Love", "Down By The River" und "Cortez The Killer" von Neil Young. Akustische Grundstimmung mit der Einlage fieser, kleiner Gitarrensoli und einem Gastbeitrag von Gillian Welch. Nicht wirklich originell, aber durchaus gelungen.

Das lässt sich über das gesamte Album sagen. "The Sun Only Rises" bietet entspannten Alt-Country, "I Don't Mind" folkige Töne mit Akkordeon. Eher entbehrlich fällt das frivole "Juanita" aus, das immerhin einen weiteren Beitrag von Gillian Welch auffährt. Doch die Klavierballade "It Won't Always Be This Way", irgendwo zwischen Randy Newman und Billy Joel, macht den Ausrutscher mehr als wett.

Der zweite Teil des Albums klingt melancholischer. Auf "Open Your Window" entfaltet sich B.J. Coles Pedal Steele eindrucksvoll und passt gut zum existentialistischen Text. "The further I go, the less that I know / Have to live with these times / I gotta find a way", reimt Ethans im Refrain.

Wie auch im folgenden "Six And Nine" hat Tom Petty deutliche Spuren hinterlassen. Spätestens hier zeigt sich, dass Johns seine Mühe hat, höhere Töne zu halten. Doch das stört nicht wirklich, seine ruhige, eher tiefe, Stimme kommt angenehm rüber, auch dank der exzellenten Abmischung, die ihn in die warm klingende Begleitung einbettet. Was an der traditionellen Aufnahmetechnik (16 Spuren, Tonband) liegen dürfte.

Den Schluss machen zwei folkige Balladen. "Dark Fire", begleitet von einer schön gezupften Gitarre, klingt fast schon trostlos, "I'm Coming Home" sorgt dagegen für einen moderat zuversichtlichen Abschluss.

Ein hörenswertes Album, also. Eines, das gelungen arrangierten Stücken Zeit zum Atmen gibt. Manchmal ist nach drei Minuten alles gesagt, manchmal dauert es eben sieben. Perfekt, um sich zurückzulehnen und konzentriert zuzuhören.

Trackliste

  1. 1. Silver Liner
  2. 2. The Sun Hardly Rises
  3. 3. I Don't Mind
  4. 4. Juanita
  5. 5. It Won't Always Be This Way
  6. 6. Open Your Window
  7. 7. Six And Nine
  8. 8. Dark Fire
  9. 9. I'm Coming Home

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