laut.de-Kritik

Nostalgische Zeitreise, ausnahmsweise auch ganz ohne Thema.

Review von

An Eskays letztes Lebenszeichen in Form einer EP mit dem schönen Titel "Geschenkt" erinnert sich kaum noch jemand. "Nun, knapp fünf Jahre später, 'gibbet noch wat dazu', wie man im Pott sagen würde." Verrät das Presseinfo. Lakonischer gehts wohl kaum.

Sein Herzblut verschwendet Eskay jedenfalls weder an das Austüfteln immer beeindruckenderer Superlative, um sein neues Werk anzupreisen, noch an die Gestaltung ansprechender Beipack-Zettel. Wozu auch? Die landen über kurz oder lang ohnehin in der Tonne.

Nein, des Duisburgers Wetterbericht kommt unaufgeregt daher - für Rap-Verhältnisse sogar erstaunlich bodenständig. Ein ordentliches Mixtape will "Heiter Bis Wolkig" darstellen. Nicht mehr.

Diese Mission gelingt wunderbar, wenngleich sich der Eindruck, in ein Zeitloch gestürzt zu sein, über die komplette Distanz nicht abschütteln lässt. Ein bisschen angestaubt tönen Beats und Texte schon.

Aber es war ja schließlich nicht alles schlecht, "Damals". Wer die 90er und den Hip Hop dieser Dekade bei halbwegs vollem Bewusstsein mitbekommen hat, wird die nostalgischen "Weißt du noch"-Spielchen gerne mitspielen.

Mit der klassischen Mixtape-Einstellung setzt "Heiter Bis Wolkig" auf eine Mischung aus neuen und recycleten Instrumentals. Schöne Bassläufe aus dem Hause Seppobeats ("Hier Wie Da") und insbesondere Eskays Eigenproduktion voller unkonventionell hüpfender Klaviernoten ("Ja & Nein") lassen jedoch vermuten: Hätte man auf Aufwärmerei verzichtet, hätte sich Einiges mehr herausholen lassen.

Zumal auch Negundo mit von leichter Hand gespieltem Schlagzeug und smoothem Saxophon in "Er" oder Till Infinity, der für "Searchin'" ein weiches Soundbett aufschüttelt, einen prima Job an den Reglern erledigen.

Ob Liebeserklärung ans Genre ("Nur Rap, Nur Musik"), verhaltene Systemkritik ("Hier Wie Da") oder gepflegtes Wunschdenken ("Ich Will ..."): Eskay serviert all das höchst entspannt - was auch das Zuhören zu einer zurückgelehnten Angelegenheit macht.

Rap-technische Überflüge bleiben zwar ebenso aus wie musikalische Revolten. Zu Eskays erklärter Haltung passt sein selbstvergessener, alle Trends missachtender Vortrag jedoch gut: "Ich mach' den Scheiß in erster Linie nur für mich. Mein Ziel ist nicht primär, dass man mich bundesweit kennt."

Doch wie ganz richtig erkannt: "Die Zeit vergeht, auch wenn man versucht, Uhren abzuschaffen." Ein Rap-Aufguss von der Ärzte "Elke" ("Deine Perle") reißt 2010 halt noch in etwa so vom Hocker wie die miserable Aufnahmequalität von "Up & Down".

Eine nette Idee, in "Moviestar" Parallelen zwischen der eigenen Person diversen Leinwand-Helden aufzuzeigen. Bricht man die Nummer jedoch ab, ohne ihr einen runden Schluss zu gönnen, drängt sich der Eindruck auf, als seien Eskay mitten in der Aufzählung schlicht die Ideen ausgegangen.

Letzten Endes erscheint all dies jedoch "Halb So Schlimm", so lange man, wie Eskay, eine positive Grundeinstellung vor sich her trägt. Da kann man auf ein Thema auch mal gleich ganz verzichten.

"Wat scheib' ich'n heute ma? Brauch ich überhaupt'n Thema?" "Kein Thema" beweist: Nö. Wenn man es richtig anstellt, darf man Metaphern und Geschichten genauso stecken lassen, wie Inhalt und ein Reimschema. Aber nur ausnahmsweise.

Trackliste

  1. 1. Intro (Das Wetter)
  2. 2. Damals (Back In The 90s)
  3. 3. Deine Perle
  4. 4. Er
  5. 5. Nur Rap, Nur Musik
  6. 6. Manchmal
  7. 7. Gee Anthem 2
  8. 8. Hier Wie Da feat. Asylum 7
  9. 9. Larry
  10. 10. Kein Thema
  11. 11. Up & Down
  12. 12. Searchin'
  13. 13. Moviestar
  14. 14. Halb So Schlimm
  15. 15. Ich Will ...
  16. 16. Glaubst Du?
  17. 17. Viel
  18. 18. Ja & Nein

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