laut.de-Kritik

Death'n'Roll bleibt Death'n'Roll.

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Das zweite Album innert zweier Jahre: Entombed A.D. haben also auch mit Suffix hinter dem geschichtsträchtigen Bandnamen wieder in den Veröffentlichungsrhythmus früherer Tage gefunden. Wobei natürlich immer noch die Frage im Raum steht, ob "Dead Dawn" nun das zweite oder elfte Album der Truppe um Brüllmeister L.G. Petrov ist. Seis drum: Den Vergleich mit dem direkten Vorgänger braucht die Scheibe jedenfalls nicht zu scheuen. Die Schweden spielen ihre Stärken, sägende Riffs, Heaviness und Petrovs grollendes Donnergurgeln, gekonnt aus und bemühen sich merklich darum, ein rundes Gesamtpaket abzuliefern.

"Midas In Reverse" gibt gleich zu Beginn ein forsches Tempo vor, wobei noch Zeit für einen Breakdown-Teil samt schicker Melodien aus der Axt von Nico Elgstrand bleibt. Ordentlich Drive und eine ähnliche Bauart legt auch "Down To Mars To Ride" an den Tag, das nach akustischem Einstieg ebenfalls nichts falsch macht. Auf dem knackigen "Total Death" überwiegt dagegen nicht der Death-, sondern klar der Roll-Faktor: Petrov hat auch hörbar Spaß an der Nummer, wovon man sich nur zu gerne anstecken lässt.

Der Abwechslung zuliebe lassen die Schweden an anderen Stellen doomig-langsame Klänge aus den Boxen tropfen. Erster Kandidat dieser Kategorie: "As The World Fell". Kompositorisch passiert hier leider nicht allzu viel, das träge Gitarrengeschrubbe erscheint daher schnell einmal eintönig. Besser macht es "Hubris Fall": Der zweite fiese Kriecher fährt die Instrumentierung in den Strophen auf ein Minimum zurück, was im Wechsel mit dem wuchtigen Refrain einfach besser ins Genick fährt.

Im Balladesken halten sich Entombed A.D. glücklicherweise nicht länger als nötig auf, Highlights lassen sich anderswo setzen. Wobei ein Fuß auf dem Gaspedal freilich noch keinen Hit garantiert: "The Winner Has Lost" etwa steigt mit Schwung und klassischem Rock-Riffing in den Ring, aber ohne das nötige Kampfgewicht, um den Hörer auszuknocken. "Not What It Seems" bleibt für einen Rausschmeißer eher blass und ist schnell wieder vergessen.

In der Endabrechnung überwiegt dann aber das Positive. Das Titelstück etwa ist ein echter Brecher, der mit der Wucht einer Dampflok einfährt und gekonnt zwischen rasanten Schüben und massigem Midtempo changiert. Den Schlusspart veredelt Elgstrand hier mit famoser Gniedelarbeit. Spätestens mit dem todesgeil nach vorne preschenden "Black Survival" sichert sich die Scheibe ihre Existenzberechtigung. Der geneigte Death'n'Roller sollte also definitiv ein Ohr riskieren, ganz egal, ob man "Dead Dawn" nun als Album Nummer zwei oder elf ansieht.

Trackliste

  1. 1. Midas In Reverse
  2. 2. Dead Dawn
  3. 3. Down To Mars To Ride
  4. 4. As The World Fell
  5. 5. Total Death
  6. 6. The Winner Has Lost
  7. 7. Silent Assassin
  8. 8. Hubris Fall
  9. 9. Black Survival
  10. 10. Not What It Seems

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LAUT.DE-PORTRÄT Entombed

Die direkte Vorgängerband von Entombed ist Nihilist. Dort spielen schon seit 1987 Nicke Andersson (dr) und Alex Hellid (g) mit ständig wechselndem Line-Up.

1 Kommentar

  • Vor 8 Jahren

    definitiv besser als der vorgänger, welcher hier mit 3 zählern über gebühr bejubelt wurde, somit geht die wertung von herrn bieler für "dead dawn" schon ok.
    wer's kauft erlebt bestimmt nicht die größte enttäuschung seines lebens, persönlich höre ich mir dann aber doch lieber die werke an, als man noch ohne suffix firmierte.
    demzufolge ist "dead dawn" dann natürlich auch album nr. 2 ;-)