laut.de-Kritik

Selbstporträt mit Blixa.

Review von

Es war einmal eine Band, die die FernsehzuschauerInnen mit Waschmaschinenkrach und brachialen Trommelattacken unter halber-mensch-hohen Autobahnbrücken aus wohlverdienter Fernsehruhe riss. Von dieser klangtechnischen Radikalität ist seitdem mehr als eine kleine Ecke eingestürzt; auf vorliegendem Album "Perpetuum Mobile" ist sie nur noch als schwaches Echo aus einer fernen Zeit vernehmbar.

Beziehungsweise als ein schwaches Rauschen: mit Druckluft erzeugte Töne aus allerlei Rohren und Schläuchen dominieren das Klangbild des Openers "Ich Gehe Jetzt". Dabei entstehen durchaus ganz neue und überraschende Klangfarben, die sich allerdings anders als früher sehr harmonisch in das Gesamtbild einfügen. Luftige Klänge aller Art spielen auch im weiteren Verlauf der Platte eine große Rolle.

Nicht umsonst heißt ein Track "Ein Leichtes Leises Säuseln", ein anderer "Ozean Und Brandung". Maßgeblicher Bezugspunkt dieses Sounds ist nicht mehr die Stadt sondern die Natur. Ständig wispert irgendwo ein Wind, pfeift ein Lüftchen und bringt allerlei imaginäres Blattwerk zum Rascheln und Rasseln.

Fließend und harmonisch gestalten sich auch die Übergänge zwischen den Stücken, weshalb man die Platte sehr gut am Stück hören kann. Der größte Unterschied zu den alten Neubauten aber sind die hypnotisch, fast trance-artig kreisenden Rhythmen, die kaum noch Brüche aufweisen. Paradebeispiel in dieser Hinsicht ist der Titeltrack, während "Selbstporträt Mit Kater" als einziges Stück klingt wie klopfendes Kopfweh.

Muss man also die rhythmischen Umsturzversuche eines FM Einheit vermissen? Nur wenn man von der Idee der permanenten Revolution nicht lassen kann. Für sich genommen nämlich steht das neue Neubauten-Album ziemlich einzigartig da, fast wie ein monolithischer Block, mit nichts anderem vergleichbar.

Oder eben wie ein "Perpetuum Mobile", das sich, getrieben von Blixas brüchiger Stimme und Alexander Hackes festem Bass, unendlich um sich selber dreht. Dabei geben Blixa Bargelds Lyriks deutliche Hinweise darauf, wie ein perpetuum mobile nur funktionieren kann: indem es sich um Kritik nicht kümmert und nicht kritisiert, sondern berührungslos, ungebremst und letztlich gleichgültig seine Bahnen zieht.

Trackliste

  1. 1. Ich Gehen Jetzt
  2. 2. Perpetuum Mobile
  3. 3. Ein Leichtes Leises Säuseln
  4. 4. Selbstportrait Mit Kater
  5. 5. Boreas
  6. 6. Ein Seltener Vogel
  7. 7. Ozean Und Brandung
  8. 8. Paradiesseits
  9. 9. Youme & Meyou
  10. 10. Der Weg Ins Freie
  11. 11. Dead Friends (Around The Corner)
  12. 12. Grundstück

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