laut.de-Kritik

Die Refrain-Königin gibt sich elegant wie eh und je.

Review von

"Weil mein Debüt so erfolgreich war, traute sich keiner, mir reinzureden", verrät Dido über die Arbeiten an ihrem zweiten Album. Irgendwie klingt sie erleichtert, die Frau aus Nord-London, die 1999 mit "No Angel" aus dem Nichts einen Megaseller schuf, der zwölf Millionen Mal über die Ladentische ging. Dabei muss der Druck enorm gewesen sein, denn Schuld am kometenhaften Aufstieg der Popsängerin hatte Rap-Rüpel Eminem, der ihre Stimme für seinen Welthit "Stan" samplete.

Wie immer es im Inneren von Dido Armstrong ausgesehen haben mag, für ihr neues Album ist sie nicht dem Drang des überheblichen Experimentierens erlegen, der einen oftmals auf die falsche Fährte lockt. Die kleine Schwester des Faithless-Chefs Rollo, dessen sparsame Beat-Programmierung nach wie vor ein Glücksfall ist, konzentrierte sich einfach auf ihre Stärken, die im Schreiben melancholischer Popsongs zwischen Pop, Folk und Dance liegen.

Eine Prise Hip Hop immerhin streute sie auch über ihr Gericht. Schwere Beats gehen in "Do You Have A Little Time" mit orchestralen Moll-Arrangements eine düstere Symbiose ein, und auch "Who Makes You Feel" schmeckt ausgezeichnet: Dido reduziert ihr Organ zu Beginn auf ein Hauchen, während sanfte Beats, Streicher und ein Sprachsample unter ihr den instrumentalen Boden bereiten, der sie zu einem ihrer berüchtigten Refrains ansetzen lässt.

Überhaupt Refrains, machen wir uns nichts vor, da ist die Songwriterin halt am stärksten. Das beweist ihre aktuelle Single "White Flag", die sicheren Hits "Don't Leave Home" und "Life For Rent" mit sanfter Akustikgitarre oder das opulent arrangierte "See The Sun"; allesamt Kandidaten, die um die Nachfolge ihres besten Songs "Here With Me" buhlen. Bemerkenswert ist vor allem die Eleganz, mit der die Songwriterin hier Empfindungen und Alltagsgeschichten mit ihrer zarten Stimme gewohnt zurückhaltend interpretiert. Eher blass klingen dagegen "Mary's In India" und "This Land Is Mine"; sobald der Refrain einen nicht berührt, scheint irgendwie auch der Song durchzufallen.

Im Dance-Bereich belegt "Sand In My Shoes" diese These, während man hinter "Stoned" glatt die unantastbaren Pet Shop Boys am Beat-Pult vermuten könnte. Mit einem Hidden Track, der so manch andere Nummer locker überholt, zeigt uns die Refrain-Königin dann noch mal, was den Unterschied zwischen ihr und Kolleginnen wie Shania Twain ausmacht: der Mut zum schlichten Vortrag, aus dem Schönheit erwächst.

Trackliste

  1. 1. White Flag
  2. 2. Stoned
  3. 3. Life For Rent
  4. 4. Mary's In India
  5. 5. See You When You're 40
  6. 6. Don't Leave Home
  7. 7. Who Makes You Feel
  8. 8. Sand In My Shoes
  9. 9. Do You Have A Little Time
  10. 10. This Land Is Mine
  11. 11. See The Sun

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34 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Nachdem "Life for Rent" nun schon seit über 1 Woche ungehört bei mir zuhause rum lag, hab ich mittlerweile endlich die Zeit gefunden, mir die Scheibe ein paar mal anzuhören. Der erste Eindruck: Wow! Besser als die Debütplatte "No Angel". Eine Perle reiht sich an die nächste, wobei für mich vor allem die Songs "White Flag", "Stoned", "Life for Rent", "See you when you're 40" und "Sand in my Shoes" herausragen. Eine rundum gelungene Platte, der richtige Sound für den Sonntags-Brunch :smug:

    Meine Wertung: 4 Punkte

  • Vor 14 Jahren

    ich verstehe die wertung nach all den jahren immer noch net^^ nur 3 punkte? 5 ganz klar
    "I will go down with this ship"

  • Vor 14 Jahren

    Hast du 5 1/2 Jahre gewartet, dass sich was ändert?
    Die Bewertung ist absolut OK!

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