laut.de-Kritik

Zwei blitzende Schekel in einem Haufen Katzengold.

Review von

Mehr als vier Jahre hat es gedauert, bis die Altvorderen an der Klezmer-Balkan-Front ein neues Album auf den vorweihnachtlichen Markt werfen. "Everybody's Child" ist das erst fünfte Album in immerhin 17 Jahren Bandgeschichte. Was damals exotisches Neuland war, ist heute nicht nur in und um Berlin zum trendy Worldmusic-Genre mutiert.

Und genau hier stößt die Platte leider an recht deutliche Grenzen. Zahnlos und weitgehend belanglos verkommt die ehemals so interessante Combo um Frontfrau Alexandra Dimitroff zur Lieferantin langweiliger Konsensmusik.

Das Rezept ist an und für sich fast ein Selbstläufer: Ost-Folk und Shtetl-Mucke treffen auf westliche Ingredenzien wie Pop, Ska, Jazz oder Latin. Leider verpassen die Berliner die hervorragende Gelegenheit, daras packende Cocktails für die Ohren zu mixen. Das Genre wird auf der Easy Listenig-Ebene ungewohnt oberflächlich heruntergebrochen und verliert dabei die Magie ehemaliger Zeiten.

Schon die Vocals der guten Alexandra sind eher laues Streichholz denn lodernde Fackel. Das quält bereits beim Opener "Katerino Mome". Wo es gilt, kraftvoll zupackende Leidenschaft heraus zu lassen, misslingen ihr die gestreckten Töne komplett und brechen manchmal fast amateurhaft weg. Sie ruft den Song mehr als das sie ihn inbrünstig singt.

Desgleichen beim Titeltrack. Auch dieses goj-musikstudentische Sparflammen-Gejüdel ist über Albumlänge nichts Halbes, geschweige denn Ganzes. Wer sich dem Klezmer nähert, muss ihn emotional verstehen. Brave Allerweltsinterpretationen für den Weißweinschorle gestählten Hipster-Community-Brunch sind so überflüssig wie ein Kropf. Das einschläfernde "Was Ist Los" darf man hier getrost als Negativbeispiel heranziehen.

"Die Sonne" taugt ebenso nur als lahmer Mädchenpop der Sorte pseudo-niedlich und bar jeglicher Relevanz. Die angejazzten Kabintettstückchen zwischendrin sind kaum mehr als ein Feigenblatt künstlerischer artsy-fartsy-Attitüde. Mit den männlichen Vocals von "Baby Sommer" landet die ehemals tolle Kuzine dann vollends im Edelstahl-Regal gänzlich oberflächlicher Cappuccino-Musik.

Was der Mann jedoch auf dem eigentlich schön melancholischen "Waltz Of Flowers" anrichtet, ist dann schon ein echtes Sprachverbrechen. Die furchtbar ungelenk deutsche Aussprache der englischen Lyrics richtet das arme Lied komplett hin. Alle Ausstrahlung geht flöten.

Bevor man nun gelangweilt die CD abhaken möchte, blitzt doch noch der vor allem live stets präsente Charme des Quintetts auf. "Monsterlied" punktet haargenau mit gelungenem Knuffel-Humor, der musikalisch zwischen Monty Python und der Sesamstrasse angesiedelt ist.

Auch der "Orange Diver's Dance" geht als endlich mal lässig gestrickte Pop-Nummer mit leicht melancholischem Itzig-Touch recht gut ins Ohr. Doch was nützen schon zwei blitzende Schekel in einem Haufen Katzengold? Beim nächsten Mal bitte mehr Seele und vernünftigen Gesang. Dann klappt's auch mit dem Golem.

Trackliste

  1. 1. Katerino Mome
  2. 2. Les Petits Verts
  3. 3. Everybody's Child
  4. 4. Was Ist Los
  5. 5. Die Sonne
  6. 6. Baby Sommer
  7. 7. Monsterlied
  8. 8. Abashar
  9. 9. Waltz Of Flowers
  10. 10. Orange Diver's Dance

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1 Kommentar

  • Vor 5 Jahren

    Na ja der Herr Kubanke....gefällt sich bestimmt ganz doll. Hat ihm vor Gericht wohl keiner so richtig zugehört und nun muss er hier rumsauen. Warum kriegt Ihr es nicht hin, dass die richtigen Videos zu den Bands gepostet sind? Komische Plattform!
    Die Musik der Kuzine ist toll!!!