laut.de-Kritik

Hier geht eine Boombap-Rakete nach der anderen hoch.

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"It's already on heavy rotation! And it's funky, it's disco, it's Hip Hop and it's classic", kündigt eine sexy Radiostimme die Single "Must B The Music" an. Damit versenkt sie den sprichwörtlichen Nagel bereits in der Holzdiele.

Das Pariser Produzenten-Duo Chocolate und Khalid, die sich bei diesem Projekt als 2 & 4 bezeichnen, schmiedet ein Beatkonstrukt zusammen, das sich aus dem Besten der Disco- und Funk-Samples der 70er Jahre bedient. Um dem unbändigen Hörvergnügen den letzten Schliff zu verpassen, formen die Franzosen eine Klang-Ästhetik aus dem Vibe der Golden Era und dem verträumten Hauch der Soul-Musik.

Das Album erzählt in kunterbunten Farben von zwei Weed rauchenden Sofahockern, die dem Hip Hop frönen und davon tagträumen, selbst zu großen Shootingstars zu mutieren. Dafür nehmen Pos aka Plug 1 und Dave aka Plug 2 die Rollen als Deen und Jacob ein - ihre ganz eigenen Alter Egos. Das Konzept steht. Den Belehrungen von Deens Mutter zum Trotz, nehmen die beiden imaginären Kumpels ein Demo-Tape auf, steigen dick ins Rap-Biz ein – mit all seinen Facetten.

Ein fröhlich gelaunter Frühlingsbeat umgarnt die "Opening Credits", die den schönen Albumstart mit einer Schimpftirade von Deens Mom enden lassen. "Pushin' Aside, Pushin' Along" dient den zwei Hauptakteuren, sich dem Publikum vorzustellen. Über feinster Sample-Vorlage setzen sie den Rap-Traum langsam in die Wirklichkeit um: "Sorry ma, Im a microphone fiend!" Dabei behalten sie stets das Motto "First come, First Serve, get what you deserve" im Auge, das auch zum Titel dieser LP führte.

Ob nun tänzelnde Gitarren, ein hinter der Snare herhumpelnder Bass oder die vereinzelt eingestreuten Bläser dominieren, der musikalische Hintergrund legt Wert auf eingängige, teils käsige Gute-Laune-Melodien. "Must B The Music" sticht dabei besonders hervor. "We Made It" sitzt direkt daneben und braucht sich nicht zu verstecken.

Dunkelgraue Wolken ziehen auf. "Clash Symphony" gerät düsterer. Ein dichter Bass beschwört ein Gewitter herauf, das sich mittels eines Pianos noch zusätzlich auflädt. Der Erfolg birgt auch Schattenseiten, die auf dem Konzeptalbum zum ersten Mal durchblitzen.

In Cannes genießt das sprechsingende Duo unter der Mittelmeersonne das "Pop Life": Am Strand gräbt man französische Schönheiten an. Es ist Brunftzeit. Ein kurzer Rap-Part mit anschließender Flirterei füllen diese fünf Minuten.

Was beim ersten, vielleicht auch noch beim zweiten Durchhören noch ein Schmunzeln provoziert, bringt mich hier an die Grenze der Skit-Toleranz. Ihr Klassiker "3 Feet High And Rising" gilt als Vater dieser Form, Witzeleien auf einem Album zu verpacken. Auch halbgare Songideen doch noch unterzubringen, erlaubt diese Ausdrucksmöglichkeit. Und auch wenn sie Brücken zwischen den Tracks schlagen, kommt man hier nicht umhin, einen gewissen Ski(t)p-Alarm auszulösen.

Von der Überhand nehmenden Interlude-Flut abgesehen, gelingt den beiden Ostküstlern alles auf dieser knappen Stunde Musik - vom ersten bis zum letzten Stück ("Move 'Em In, Move 'Em Out"), das noch einmal für richtig Bewegung in den Hüften sorgt. Da geht eine Boombap-Rakete nach der anderen hoch.

Die beiden Plugs liefern kein hochphilosophisches Material ab, über das die Menschheit noch jahrelang hirnen wird. Müssen sie auch nicht, denn "es gibt keine echte Message. Es ist einfach für Menschen, die Musik lieben. Es ist nicht nur Rap, es ist auch Disco-Musik. Wir leben Soul-Musik. Wir machen Musik für alle, die Musik genießen wollen."

Trackliste

  1. 1. Opening Credits
  2. 2. Pushin' Aside, Pushin' Along
  3. 3. The Work
  4. 4. Small Disasters
  5. 5. We Made It
  6. 6. We Made It (Interlude)
  7. 7. Must B The Music
  8. 8. Goon TV (Interlude)
  9. 9. The Book Of Life
  10. 10. Clash Symphony
  11. 11. Pop Life
  12. 12. Tennis
  13. 13. The Top Chefs
  14. 14. Backstage (Interlude)
  15. 15. Move 'Em In, Move 'Em Out
  16. 16. Ending Credits

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