laut.de-Kritik

Der Band bluten die Hände, dem Auditorium die Ohren.

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Es gibt sie, die Platten, bei denen der männliche Jugendliche vor lauter Hormonüberschuss und freudigem Entzücken unkontrolliert an die Wand ejakuliert. Die erste Begegnung eines Gitarren-Freaks mit AC/DC, Metallica oder den Queens gehört in diese Kategorie. Wenn die Gitarren-Riffs ertönen, das Testosteron fließt und die Band rockt, hüpfen die Titten der Groupies munter im Dekolleté auf und nieder, und alles versinkt im Rausch der Pheromone.

Und genau hier setzt "We Sweat Blood" von den Kanadiern Danko Jones an. 35 Minuten Fuckin' Hell-Mucke am obersten Limit der Qualitäts-Skala. Nach der guten halben Stunde Musik, die da über einen hinweg rollt, stellt sich zuerst einmal Sprachlosigkeit ein, ob der Wucht, die das Trio hier in Wirbelwind-Manier entfacht. Sie perfektionieren das Prinzip des dreiminütigen voll auf die Zwölf-Rockers bis zur gnadenlosen Perfektion. Kurz anzählen und das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken ist angesagt, bildlich vermittelt durch das grenzgeniale wie simple Cover der Platte, das es minimalistisch auf den Punkt bringt: der Band bluten die Hände. Und dem Auditorium die Ohren. Kaum ein Album in den letzten Jahren hat einem dermaßen die Löffel versengt wie "We Sweat Blood".

Abgesehen von den Lyrics, die bestenfalls als cool anzusehen sind, rotzen und grooven sich Danko Jones nahezu spielend durchs Tableau. Als Referenzpunkte seien mal ganz grob MC5 und die erwähnte Band um Angus Young erwähnt. Wenn seit einiger Zeit vermehrt von Retro- und Garagen-Bands die Rede ist, kloppt sie alle in die Tonne, denn gegen die drei sehen sie alle aus wie Milchbubis. Hier kommt der große böse Bruder und zeigt, wer den Größten hat.

Von "Forget My Name" bis zum finalen Titeltrack geht ein Burner nach dem anderen an den Start, so dass nach der kurzen Spielzeit postwendend die weiße Flagge winkt, als Zeichen der Kapitulation. Bei den erwähnten Körpersäften darf natürlich auch das gute alte Adrenalin nicht fehlen. An Gründen zur Ausschüttung sollte es nicht mangeln. Wer nicht genug von diesem Kick bekommen kann, erfährt mit "We Sweat Blood" die Vollbedienung. Sehr, sehr großer Kopfschüttel-Sport, ganz grandios - und haltet euch von Wänden fern!

Trackliste

  1. 1. Forget My Name
  2. 2. Dance
  3. 3. I Love Living In The City
  4. 4. I Want You
  5. 5. Heartbreak's A Blessing
  6. 6. Wait A Minute
  7. 7. Strut
  8. 8. Home To Hell
  9. 9. Hot Damn Woman
  10. 10. The Cross
  11. 11. Love Travel
  12. 12. We Sweat Blood

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