laut.de-Kritik

Den Produzenten ist dieser Junge offenbar piepegal.

Review von

Das musste ja kommen: Während Deutschland munter den nächsten "Superstar" sucht, kriechen traditionell die Teilnehmer der Vorjahresstaffeln aus den Löchern, um vom gerade wieder angeknipsten Scheinwerferlicht auch noch ein paar Strahlen abzugreifen. So war es immer schon, so bleibt es wohl, bis auch das Flaggschiff unter den Castingshows final abgesoffen sein wird.

2012 spuckte das Format gleich zwei Knaben aus, die sich zielgruppengerecht ausschlachten ließen. Dieter Bohlen jagte nicht nur den Gewinner, sondern auch den Zweitplatzierten durch seine Fließband-Produktion. Von Daniele Negroni hat er inzwischen abgelassen. Das macht gar nichts.

Es nützt aber auch erschütternd wenig. An Stelle des DSDS-Jury-Chefs "kümmert" sich inzwischen ein ganzer Strauß Produzenten um den Nachwuchssänger, darunter - etwa mit den Beatgees oder Shelly Peiken - durchaus Kandidaten, die internationale Erfolge im Portfolio führen. Ein Händchen dafür, eventuell vorhandene Besonderheiten ihres Schützlings zu unterstreichen, zeigt keiner der zahlreichen Beteiligten. Vielleicht ist ihnen allen Daniele Negroni aber auch herzlich egal.

Herauszufinden, wer der Junge eigentlich ist, in welche Richtung er sich bewegen will, was er möglicherweise zu erzählen hat, diese Mühe hat sich ganz offensichtlich niemand gemacht. Statt dessen lässt man ihn abwechselnd einen Abklatsch von Chris Brown (gelegentlich), Jon Bon Jovi (häufiger) oder Olly Murs (ständig) geben - nur eben eine Version mit papageienbunt koloriertem Schopf.

"Bulletproof" bietet nichts, aber auch gar nichts, das man nicht an anderer Stelle ausgiebig, zudem zumeist weit besser, schon längst gehört hat. Schnurgerade pumpende Bässe, ein wenig Strandparty, eine Prise Prolldisco, ein, zwei angerockte Popnummern fürs Mainstreamradio, aufgehübscht mit homöopathischen Dosen Dubstep, leichtem Kirmes-Vibe ("Why Do I Do") oder einem Anflug Rock'n'Roll ("Somebody To Love"). Schlecht tönt das alles nicht, eine Revolution lässt sich damit aber nicht lostreten, nicht "On 45" - und auch sonst nirgends.

Der einzige Eindruck, den die dreizehn Tracks hinterlassen, ist der der völligen Orientierungslosigkeit. Negroni hat nichts mitzuteilen. Falls doch, verraten die Texte, die er zum Besten gibt, nichts davon. "She's all I need: a weekend fantasy." Zwar darf Daniele mit großen Vokabeln wie "Love And Pain" jonglieren. Überstrapazierte Reime, abgegriffene Bilder und ausgeleierte Floskeln kommen allerdings nirgends über den Tiefgang einer Reißzwecke hinaus.

"She drives me crazy, I'm crazy 'bout my baby." Na, herzlichen Glückwunsch. Die allgegenwärtig beschworene Verrücktheit nimmt man Daniele Negroni nur schwer ab, so lange er noch nicht einmal einen Zwergenaufstand probt, nicht das klitzekleinste Wagnis eingeht. Statt dessen gibt er ebenso mut- wie ideenlose, stromlinienförmige Massenkost von sich.

Von seiner viel gerühmten chronisch guten Laune lässt "Bulletproof" kaum noch etwas erkennen. Ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal besitzt Daniele Negroni ohnehin nicht - oder die Verantwortlichen haben es erfolgreich versteckt. Wenigstens hat ihn jemand von dem Irrglauben kuriert, er müsse seiner Stimme krampfhaft einen rockigen Stempel aufdrücken. Ich zeigte mich äußerst verbunden, könnte man Daniele zusätzlich noch vom Rappen abhalten.

Trackliste

  1. 1. Hold On My Heart
  2. 2. Easy 2 Love
  3. 3. Bulletproof
  4. 4. Who's That Girl
  5. 5. Love And Pain
  6. 6. Another Way
  7. 7. Walking On Water
  8. 8. Why Do I Do
  9. 9. Revolution On 45
  10. 10. Overdrive
  11. 11. Perfect Misfit
  12. 12. Somebody To Love
  13. 13. Elevator 2 Heaven

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44 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    lustig.... trotzdem immer wieder arm, dass ihr von laut.de meint, über so etwas berichten zu müssen. wenn hier nicht ab und zu auch mal interessante Bands/Künstler und Infos kommen würden, hätte ich diese Seite gewiss seit 2 Jahren nicht mehr besucht.
    Ihr entwickelt euch zum RTL der Internet-Musik-Seiten. Ihr macht euch über diese grottigen DSDS-Typen lustig, nur um euch selbst zu profilieren.
    Na, herzlichen Glückwunsch (um den Autor zu zitieren).
    Lasst diese Pfeifen einfach aus dem Spiel, dafür interessiert sich hier eh keiner!

  • Vor 10 Jahren

    Ach wo, gerade die Verrisse rechtfertigen laut.de - auch wenn Freddy hier über Dinge lamentiert, die sie schon gefühlte millionen Mal in ähnlichen Rezis zum Ausdruck gebracht hat.

    Aber die regelmäßigen Berichte über all den DSDSVoiceOfGermany-Scheißdreck könnte man sich in der Tat sparen. Mir ist auch nicht ganz klar, welche Zielgruppe damit bedient werden soll. Jeder DSDS-Fan macht doch geflissentlich einen großen Bogen um laut.de - oder?

  • Vor 10 Jahren

    Stichwort: Werbeeinnahmen.
    Diese Berichte bringen Klicks und Klicks bringen Geld (zumindest bei abgeschaltetem AdBlocker). Geld, mit dem Redakteure bezahlt werden können, die dann auch über vernünftige Musik schreiben. ;)