laut.de-Kritik

Das kann unmöglich alles nur Bohlens Schuld sein ...

Review von

Der schräge Daniel gilt ja als der eigentliche Gewinner der DSDS-Show. Immerhin traute man ihm noch am ehesten eine eigenständige Showkarriere zu, zumindest im Vergleich mit den ganzen anderen Schnarchnasen ist der Einäugige eben doch König. Nun erscheint mit "Positive Energie" das Album-Debüt des Popstars von Bohlens Gnaden und erstickt alle Zuversicht, Daniels Karriere betreffend, im Keim.

Denn wieder staunt man sehr, wie der ehemalige moderne Schwätzer es schafft, zwölf Lieder ohne jeglichen eigenen kreativen Beitrag zu schreiben und trotzdem von Plagiatsklagen verschont zu bleiben. Es scheint eben das größte Talent des singenden Solariums Bohlen zu sein, so zu klauen, dass es jeder hört, aber keiner beweisen kann. Und der arme Daniel, möchte man ihn fast bedauern, muss die abgekupferten Versatzstücke aufführen und so tun, als mache ihm das auch noch Spaß.

Im Video zu "Heartbeat" hatte Dieter Bohlen bereits die üblichen Melodie-Versatzstücke heraus gekramt und seinem gesanglich minder begabten Schützling einige sehr einprägsame Zeilen in Mickymaus-Stimmlage auf den Leib geschrieben. Dazu schüttelt der Jüngling als Teufelchen oder als Basketball-Spielerin die Hüften wie der beste Thomas Anders-Ersatz ever. Die erste Single "You Drive Me Crazy" konnte ja schon in den Charts großen Erfolg verbuchen. Bei dem Track beweist Daniel wie auch in "Heartbeat" eine gehörige Portion Selbstironie: "ich bin gar kein Sänger, ich tu' nur so" scheint das dünne Piepsstimmchen signalisieren zu wollen. In anderen Tracks versteckt sich die 'Superstar' hinter breiten Backgroundchor-Spuren, richtig derbe peinlich wird's aber, wo sich Daniel ohne jede Zweideutigkeit als Rockstar versucht.

Mit "I Don't Wanna Live Another Life" hat Bohlen einen Song im expressiven Elton John-Stil geschrieben, doch als Rockröhre ist Küblböck leider ein Totalausfall. Wie eine billige Kopie wirkt auch "Love Of My Life", doch auch als Bon Jovi-Verschnitt macht der Newcomer keine gute Figur. Immerhin: ein (an sich) guter Song ist auf der Scheibe drauf, nämlich der, den Bohlen nicht geschrieben hat. Doch an dem schlappen Orbison-Cover "Pretty Woman" zeigt sich, dass doch nicht alles Bohlens Schuld sein kann. Sondern dass Daniel als Sänger ungefähr so talentiert ist wie ein Wolle Petry für ganz Arme. Vielleicht sollte er es doch mal als Schauspieler versuchen, von DSDS zu GZSZ, das macht doch Sinn.

Irgendwie gemahnt das alles an den schrägen Zlatko. Falls sich noch jemand erinnern will ...

Trackliste

  1. 1. Heartbeat
  2. 2. You Drive Me Crazy
  3. 3. Love Is In The Air
  4. 4. I Don't Wanna Live Another Life
  5. 5. Love Of My Life
  6. 6. Little Satellite
  7. 7. Heartbreaker
  8. 8. Pretty Woman
  9. 9. R+R Hero
  10. 10. Life Is Too Short
  11. 11. Call Me Mr. Lover
  12. 12. Superman
  13. 13. Everytime You Go Away

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Daniel Küblböck

2002/03 sucht Deutschland erstmals den Superstar. Und bekommt Alexander. Der 17-jährige Daniel Küblböck aus Eggenfelden in Bayern schafft es aber immerhin …

4 Kommentare mit 5 Antworten