laut.de-Kritik

Etikettenschwindel mit großen Namen.

Review von

Er hat den dreckigen Süden mit groß gemacht: DJ Drama, bekannt für seine "Gangsta Grillz"-Mixtapereihe und die gemeinsamen "Dedication"-Tapes mit Lil Wayne. Ähnlich wie Snapchat-König DJ Khaled schart auch er namhafte Rapper für Kollaborationen um sich. 2012 ist dabei das Album "Quality Street Music" herausgekommen, auf dem damals brandaktuelle Acts und Newcomer wie Kendrick Lamar oder Childish Gambino ihre Parts zum Besten gaben.

Nun bringt der Disc Jockey aus Philadelphia den Nachfolger in die Läden und fischt sich dafür, ganz dem Albumtitel entsprechend, wieder große Namen von den Straßen. Lil Wayne, Young Thug, Post Malone, Mac Miller – da läuft dem geneigten Ami-Rap-Fan schon mal das Wasser im Munde zusammen. Doch dass große Acts nicht gleich eine große Platte machen, das beweist "Quality Street Music 2" auf nahezu jedem Track.

Aber eins nach dem anderen. Denn das von Dramas Langzeitpartner Lil Wayne gespittete "Intro" überzeugt durchaus. Powergeladen quiekt Weezy seine Zeilen auf den atmosphärischen Piano-Beat. Am Ende ist man es sogar fast gewillt zu glauben, was DJ Drama großspurig ankündigt: "It's about the quality, it's about the streets. But most importantly, it's about the music." Ein Eindruck, der sich jedoch nicht besonders lange hält.

Spätestens wenn der schmierige Prügelknabe Chris Brown auf "Wishing" seine schmalzigen Sexfantasien präsentiert, wird das große Verfehlen von "Quality Street Music 2" klar: besonders viel "Street" findet man auf dieser Platte nicht. Stattdessen bekommt man viel zu oft langsame Nummern, die mal in die Richtung zweitklassiger Stripclub-R'n'B gehen, mal einfach nur zum Fremdschämen sind. So etwa, wenn Post Malone, Mac Miller und Lil Uzi Vert auf dem einschläfernden "Camera" pubertär von ihrem privaten Pornodreh berichten.

Auch die Kollabo "Can I" der beiden Atlanta-MCs Young Thug und T.I. leistet da keine Abhilfe. Statt einem nach vorne preschenden Banger, wie man ihn von dem Duo gewohnt ist, liefern auch sie einen faden und lyrisch unspektakulären Lovesong. Wenigstens raptechnisch begeistert T.I. in seinem Part an einigen, wenigen Stellen. Zwischen all dem poppigen Einheitsbrei fällt düsterer Gangstarap, wie "Body For My Zip Code" von Young Life, Dave East und Freddie Gibbs um so mehr auf. Die groben, bedrohlichen Parts der Protagonisten passen optimal auf das reduzierte Instrumental mit seinen harten Drums. Gerade im krassen Kontrast zum Rest des Albums hat man hier zur Abwechslung einmal das Gefühl, wirklich die "Street" zu hören.

Highlights wie diese muss man auf DJ Dramas neuer Platte mit der Lupe suchen. Von "Big Money" lässt man sich aufgrund der charakteristischen Hook von Rich Homie Quan noch gerne mitreißen. Skeme und Lil Uzi Vert, ebenfalls auf dem Song gefeaturet, machen zusätzlich auf dicke Hose und liefern dank reichlich Flowvariationen recht ordentliche Parts ab. Für den einzigen kleinen Hit des Albums spult man aber lieber direkt ans Ende.

Der letzte Track "Right Back" fällt insbesondere durch den einprägsamen Refrain von Quitschestimme Young Thug auf. Seine eigenwillige Vortragsweise in Verbindung mit dem schrillen Beat versprüht reichlich Turn-Up-Energie, sodass man schließlich gewillt ist mitzuspringen, wenn es heißt: "Got it jumpin' like Jordan."

Die meiste Zeit löst DJ Drama mit "Quality Street Music 2" aber wenig bis gar keine Gefühle aus. Der Großteil seiner Gaststars rappt wie im Energiesparmodus und auch die Produktionen klingen weitgehend wie eine mittelmäßige Rekonstruktionen der Beat-Trends vergangener Jahre. Die Platte wirkt wie eine lieblos zusammengeklatschte Compilation diverser Kollaborationen, die ansonsten auf den nächsten Free-Mixtapes der jeweiligen Rapper gelandet wären. Wirklich Neuartiges findet man auf diesem Album genauso wenig, wie einen besonders hohen Qualitätsanspruch. So ist "Quality Street Music 2" am Ende nicht mehr, als Etikettenschwindel, den man mit großen Namen zu vertuschen versucht.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Big Money (C4 Remix)
  3. 3. Wishing
  4. 4. Audible
  5. 5. Body For My Zipcode
  6. 6. Can I
  7. 7. Onyx
  8. 8. Camera
  9. 9. Back And Forth
  10. 10. Right Back

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1 Kommentar

  • Vor 7 Jahren

    Wird hier plötzlich irgendein DJ Drama Random Release gereviewed...aha. War doch völlig klar, dass wir es hier mit lauwarmer Ausschussware zu tun haben. Wer steckt schon Hoffnungen in solche Releases!?