Porträt

laut.de-Biographie

Culk

Deutschsprachige Musik ohne Bezug zu Wien erscheint 2018 zuweilen kaum noch denkbar. Überall sprießen Künstler und Bands aus Österreichs Hauptstadt in die Höhe: Der Nino Aus Wien, Wanda, Bilderbuch, Voodoo Jürgens, um nur ein paar der Etablierteren zu nennen.

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Doch auch Newcomer aus Wien präsentieren sich in den ausgehenden Zehnerjahren höchst spannend. Zum Beispiel die junge Band Culk. Die vier Mitzwanziger Sophie Löw (Vocals, Gitarre, Synth), Johannes Blindhofer (Gitarre), Benjamin Steiger (Bass, Gitarre) und Christoph Kuhn (Drums) sind mit ihrem am Postpunk der 80er und Alternative Rock der 60er geschulten Shoegaze gekommen, um zu bleiben.

Im Zentrum steht dabei Sängerin und Multiinstrumentalistin Sophie, deren unverwechselbarer Gesang über Aggression, passive Gewalt und die Komplexität des modernen Leben die Band endgültig aus der Masse heraushebt. Scheinbar mühelos singt sie sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch.

Die Musiklandschaft überschlagt sich schon ob dieser außergewöhnlichen Band, Deezer kürt sie gar zu einem der Newcomer des Jahres. Den Status als solche möchten sie natürlich festigen und begeben sich Ende 2018 ins Studio, um an ihrem Debütalbum zu tüfteln.

Culk - Generation Maximum
Culk Generation Maximum
Das Requiem für eine Jugend ohne Welt.
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Vor allem die Vorabsingle "Scham/Begierde" mit ihrer Dialektik im Titel überzeugt. Der österreichische Radiosender FM4 widmet ihr eine glühende Lobeshymne und vergleicht die Texte gar mit denen der feministischen Ikone Simone de Beauvoir.

Ein Jahr nach dem Debüt veröffentlichen die Wiener*innen den Nachfolger "Zerstreuen Über Euch". Während "Culk" noch zwischen deutschen und englischen Lyrics wechselte, singt Löw nun nur noch in ihrer Muttersprache. Das Album gerät um einiges politischer, die Songs klingen ausgefeilter. Culk arbeiten für ihr zweites Album mit dem Produzenten Wolfgang Möstl zusammen, der bereits für Voodoo Jürgens und den Nino aus Wien hinter den Reglern stand.

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Culk - Culk: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2019 Culk

Kritik von Connor Endt

Schrecklich schöner Post-Punk aus Wien. (0 Kommentare)

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Köln, Bumann und SOHN, 2024 Die Post-Punks aus Wien mit düsteren Sounds im ausverkauften Club. Der Support Liv Alma (Papercup) begeistert mit sphärischem Ambient.

Die Post-Punks aus Wien mit düsteren Sounds im ausverkauften Club. Der Support Liv Alma (Papercup) begeistert mit sphärischem Ambient., Köln, Bumann und SOHN, 2024 | © laut.de (Fotograf: Rinko Heidrich) Die Post-Punks aus Wien mit düsteren Sounds im ausverkauften Club. Der Support Liv Alma (Papercup) begeistert mit sphärischem Ambient., Köln, Bumann und SOHN, 2024 | © laut.de (Fotograf: Rinko Heidrich) Die Post-Punks aus Wien mit düsteren Sounds im ausverkauften Club. Der Support Liv Alma (Papercup) begeistert mit sphärischem Ambient., Köln, Bumann und SOHN, 2024 | © laut.de (Fotograf: Rinko Heidrich) Die Post-Punks aus Wien mit düsteren Sounds im ausverkauften Club. Der Support Liv Alma (Papercup) begeistert mit sphärischem Ambient., Köln, Bumann und SOHN, 2024 | © laut.de (Fotograf: Rinko Heidrich)

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1 Kommentar mit 13 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Verpennt Laut das zweite Album?

    • Vor 3 Jahren

      Die penetrant befindlichen Opfertexte der Platte müssten eigentlich voll das Ding der Redaktion sein. Bin jedenfalls auch ein Fan!

    • Vor 3 Jahren

      Da müssen unsere rechtslastigen Freunde eben drüber hinweghören, denn die Musik ist ganz gut geworden.

    • Vor 3 Jahren

      Als Linksextremen stören mich diese Texte auch etwas. Identitätsquatsch war halt schon immer konservativ, nicht links. Aber sie stören mich auch nur, weil die Musik geil ist, und sie den guten Eindruck etwas schmälern.

    • Vor 3 Jahren

      Wieso ist "Identitätsquatsch" schon immer konservativ? Ist die Kritik, die z. B. in "Dichterin" am generischen Maskulinum geäußert wird, nicht eher progressiv? Wie siehst du den Text von "Nacht"?

    • Vor 3 Jahren

      Es ist mMn. das Hauptproblem vieler heutiger Linker, daß sie über Dinge wie Mann-Sein und Frau-Sein im Rahmen von in Stein gemeißelten Identitätsmustern sprechen, während sie behaupten, diese auflösen zu wollen. Teil A ist der grundkonservative Mief, Teil B der dürftige linke, auflösende Anteil. Teil B hat nicht die geringste Chance, solange man darauf besteht, in rückständigen Dichotomien (Täter/Opfer usw.) zu verharren. Die linken Bemühungen sind im besten Falle Lippenbekenntnisse.

      Will hier kein ganzes Buch formulieren. Aber auf die Schnelle und der Klarheit halber: Geht es um tatsächliche Mißstände, wie z.B. gesetzliche, gäbe es in der Tat einiges zu tun. Nachdem ich aber lange versucht habe, der hiesigen linken Szene in den Hintern zu treten, um z.B. etwas gegen das Werbeverbot für Abtreibungen zu unternehmen (Demos, Petitionen, Briefe etc.), kam hier ebenso wenig Tatendrang auf wie in allen anderen Szenen, von denen ich mitbekam.

      Die meisten "progressiven" Kräfte benötigen diese Fakten als Futter, damit ihre Ideen über Geschlechter ubd Identitäten zumindest halbwegs Berechtigung gewinnen. Darin unterscheiden sie sich kaum vom konservativen Muff, der Frauen ebenfalls als Opfer - gefühlt oder tatsählich - benötigte, um sich zu bestätigen. Daher so viele Parallelen. Unter Anderem deshalb betrachte ich Identitätstheorien in aller Regel als rückständig, nicht progressiv oder gar "links". Links ist es nur, wenn man tatsählichen Opfern auch tatsählich und konkret zu helfen gedenkt und sie nicht mißbraucht.

    • Vor 3 Jahren

      Ergänzung: Vor allem missbraucht für Ablenkung bzw. für Spaltung. Die wenigsten surfen (vor allem in der Lebenswirklichkeit) auf der Judith-Butler-Welle, wodurch die Schärfe in dieser Diskussion viel mehr Spaltung als Fortschritt hervorruft. Daher ist das durch aus konservativ, auch m.E.

    • Vor 3 Jahren

      Naja, so schwer zu verstehen ist das eigentlich alles auch nicht. Wenn sich nach einem bestimmten Muster abspielende Ungerechtigkeiten trotz gut gemeinten, aber auch recht naiven Appellen, dass sich doch alle gleich und fair behandeln sollen, nicht beseitigen lassen, bleibt einem halt wenig anderes übrig als diese Ungerechtigkeiten gezielt und systematisch anzugehen. Und dazu muss man sie halt benennen können. Und nichts anderes ist Identitätspolitik halt letztlich.
      Natürlich muss man dann auch erkennen, dass das Arbeiten mit Kategorisierungen zur Aufhebung negativer Kategorisierungen bestenfalls Mittel zum Zweck und nicht eigentliches Ziel sein kann. Von daher ist das irgendwo auch immer Drahtseilakt, weil man die Kategorisierungen halt mitunter braucht um gezielt Positives bewirken zu können, man sie sich aber gleichzeitig nicht zu eigen machen und bei der nächstbesten Gelegenheit wieder verwerfen sollte.

    • Vor 3 Jahren

      Ähnlich sehe ich das auch, Gleep. In den größeren Diskursen gelingt dieser Drahtseilakt (der eigentlich keiner sein müßte, wenn er klarer wäre) selten, weshalb u.A. rechte Trolle es oft nur zu leicht haben, sie zunichte zu machen.

      Eine andere Bremse dieser Identitätszuschreibungen (Identitätstheorien) ist die Frage, was daraus folgt und was damit anzufangen ist. Vergewaltigungen in der Ehe und Straftaten gegenüber Frauen sind vermutlich nicht deshalb weniger geworden, weil festgestellt wurde, daß Männer nun mal Täter und Frauen nun mal Opfer sind, sondern vor allem auch deshalb, weil auf die Straßen gegangen und schließlich Gesetze erlassen und Polizisten geschult wurden.

    • Vor 3 Jahren

      Zementieren denn nun Dinge wie das generische Maskulinum Ungleichheiten oder nicht? Wenn dem so ist, dann muss man doch dagegen angehen? Klar, Straftaten oder Vergewaltigungen in der Ehe sind nun einmal greifbarer und "schlimmer" als irgendwelche Formulierungen in Texten. Man muss doch aber auf allen Ebenen gegen das Patriarchat ankämpfen?

    • Vor 3 Jahren

      "Das Patriarchat" ist so ziemlich die ungenaueste Idee aus diesem Wust. Wirkt auf mich ungefähr wie die Idee der unsichtbaren Hand im Kapitalismus.

      Beim konkreten generischen Maskulinum sind mir noch keine Studien oder Mechanismen untergekommen, die es mir problematisch erscheinen lassen. Die Geschlechtszuschreibungen passieren in den mir bekannten Studien erst auf spezifische Nachfrage, was sie ziemlich unbrauchbar macht. Ich denke, in der Alltagsrealität verwendet es ausnahmslos jeder von uns, ohne daß wir bewußt oder unbewußt an Geschlechtsmerkmale denken. Ist aber ein ganz eigenes Faß. Vielleicht irre ich mich auch, und das grammatikalische Mißverständnis sitzt tief im Jungschen Unterbewußten oder wo auch immer.

    • Vor 3 Jahren

      Dass Sprache das Denken beeinflusst (Propaganda) ist ja nichts neues. Nur erzeugt diese Art der Erziehung immer sich bekämpfende Lager. Das ist auch den Sprachrohren bewusst. Die Frage hierbei ist mE das Motiv. Das muss dann jeder für sich entscheiden, inwiefern man vertraut oder man für sich eher ein trojanisches Pferd vermutet. Messen lassen, muss sich aber jede Art der sprachlichen Umerziehung an konkreten, wahrhaftig Veränderungen.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Naja, eigentlich könnte man all solche dummen Fragen und Grabenkämpfe auch umgehen, indem man sich einfach auf eine neue, neutrale Formulierung einigt. Selbst der größte Torfkopp sollte ja erkennen können, dass ein generisches Maskulinum zumindest doppeldeutig ist und ungünstig interpretiert werden kann. Natürlich gibt es wichtigere Sachen. Aber einfach ein anderes Wort zu benutzen kostet keinen Cent. Es hat also keine wirklichen Nachteile, außer dass es halt immer welche Abgehängten gibt, die jede Änderung schon der Änderung wegen schlechtheißen