laut.de-Kritik

Zu geduldig, zu harmonisch, zu gesetzt?

Review von

Liebe Leserin, lieber Leser, vorweg eine Warnung: Wer nicht einen gewissen Hang zur Sentimentalität hegt, wird an "Mine Is Yours" wenig Spaß haben. Denn eine ausgeprägte Lust an Liebesleid und -freud ist Voraussetzung, um Zugang zur dritten Scheibe der Cold War Kids zu finden.

Schon der Titel verrät: Das Augenmerk richtet sich auf die emotionalen Momente des Lebens. Das mag kaum stets eine Vorliebe für gefühlsgeladenes Songwriting. Aber selbst beim empfindsamsten Sentimentalo unter uns dürfte die Platte einen zwiegespaltenen Eindruck hinterlassen.

Denn "Mine Is Yours" markiert eine Kurskorrektur. Was früher knarzig, gebrochen, stellenweise gar kakophon anmutete, klingt heute blank, sauber und nicht selten bieder. Die reizvollen Unreinheiten sind weitestgehend ausgemerzt, der Biss scheint den Jungs auf dem Weg zum Erwachsenwerden etwas abhanden gekommen zu sein.

"Finally Begin" zum Beispiel. Eingängige Melodien und makellose Strukturen mögen nicht zwingend zu den Eigenschaften eines Songs gehören, die man kritikwürdig findet. Doch tönt das alles nicht etwas zu geduldig, zu harmonisch und gesetzt? Die Sonne im Golden State brennt den stillgestandenen Cold War Kids offenbar ein Loch in die Indiematte. Wo ist der Blues, wo die Leidenschaft geblieben?

Allen Änderungen zum Trotz steht Nathan Willetts Gesang nach wie vor im Mittelpunkt. Der Junge schmachtet und leidet, müht und windet sich unter der Schmerzenslast, die ein Dasein im Mikrokosmos Ver- und Entliebter mit sich bringt, dass einem die Augen feucht werden könnten. Und doch glaubt man, seinem Klagen anzuhören, dass mittlerweile nicht mehr die pure Sehnsucht den Soul in seine Stimme furcht.

Glücklicherweise ist nicht alles zahm und artig geraten. "Louder Than Ever" löst das titelgebende Versprechen ein, wenn ein dickes Drumset zu krachender Gitarre poltert. "Cold Toes" und "Royal Blues" erzeugen dank Mundharmonika und Soul-Sahnehäubchen stickige Stimmung und werden zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

Textlich schwanken die Kids zwischen Beziehungs-Binsenweisheiten ("I'm the one that's acting like I'm so strong / You're the one that's acting like nothing's wrong") und schön schlichten Metaphern ("I know you were born with a heart of gold / But I want a purple heart that cannot be sold"). Die scheinbare Trivialität der täglichen Beziehungsabsurditäten bringt die Band noch immer gekonnt auf den Punkt.

So erinnert die Platte in ihren starken Momenten daran, dass man vor einiger Zeit noch erfolgreich gegen den Indie-Mainstream anpaddelte. In solchen Augenblicken bringen hitzige Gitarren und dröhnende Bassline die Luft zum Flirren. Den Indie-Blues-Rock der beiden Vorgängeralben können die Kids noch - das Brodeln einstiger Perlen deutet sich in den Strophen an. Doch allzu oft löst sich das Schrammelige gen Refrain in Gefälligkeit auf.

Das mag nicht zuletzt am Produzenten liegen. Jacquire King schliff schon Rohheiten anderer Bands zurecht. Kaum verwunderlich also, dass das Werk in schwachen Momenten so klingt, als zwinge man die Kings Of Leon mit der Pistole auf der Brust dazu, den Eierbären von Snow Patrol neue Songs auf den Leib zu schreiben.

Da mag zwar ein Ohrwurm hinten bei rauskommen. Doch Ohrwürmer zeichnet meist vor allem eines aus: Man hat keine Wahl.

Trackliste

  1. 1. Mine Is Yours
  2. 2. Louder Than Ever
  3. 3. Royal Blue
  4. 4. Finally Begin
  5. 5. Out Of The Wilderness
  6. 6. Skip The Charades
  7. 7. Sensitive Kid
  8. 8. Bulldozer
  9. 9. Broken Open
  10. 10. Cold Toes
  11. 11. Upside Down

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