laut.de-Kritik

Geglückter Spagat zwischen Pop und Anspruch.

Review von

Geständnis: Auch Rezensenten erliegen gern mal der Vorverurteilung. Eine neue Christopher Cross ist im Anmarsch und sicher bestenfalls als 'nett' zu etikettieren. Halbherziges Anspielen der Tracks, rasch parate (Vor)Urteilsbildung. Tage später der erste komplette Durchlauf. Und die beschämende Erkenntnis: In "Secret Ladders" einfach nur oberflächlich reinhören und zu früh zum nächsten Track weiterskippen, ist die falsche Vorgehensweise. Denn dadurch beraubt man sich der Entdeckung einer Menge ausgefeilt inszenierter Kleinode.

Zum Start lässt Cross allzu butterweichem Melodie-Schmelz außen vor und unternimmt mit "Reverend Blowhard" einen Ausflug in den Blues. Mit richtig viel Nährwert, rumpelnden Beats und stilecht greinender Gitarre. Ständig nimmt der Track neue Wendungen, geht einer anderen Witterung nach, schaut sich um auf einem Nebenweg. Effektiv eingeschobene Soli und eine ausdrucksstarke weibliche Gaststimme sorgen für weitere Kurzweil.

Keine Frage: Der Opener macht mächtig Appetit. Auf voller Albenlänge kann der gebürtige Texaner dieses Niveau zwar nicht immer halten, doch wirklich belanglose Nummern finden sich auf "Secret Ladder" nur in unbedeutender Zahl. Fürs Songwriting ließ sich der Musiker von seinem großen Vorbild Joni Mitchell inspirieren, was in der Qualität der Kompositionen hörbar zum Tragen kommt.

Textlich beschwört Cross keine heile Welt, sondern teilt z. B. treffsicher gegen TV-Prediger und die amerikanische Regierung aus. Immer wieder schleicht sich übers ganze Album hinweg ein Hauch Melancholie in die Songs ein. Die unbeschwerten Jahre scheinen für den einstigen Grammy-Gewinner vorbei. Auch wenn er das Augenmerk nach wie vor auf Eingängkeit legt, steht für ihn das nuancenreich und differenziert ausgearbeitete Songkonstrukt im Vordergrund.

Das glückt meisterlich in "Wonderland". Zu Beginn wirft sich Cross eine dezent swingende Rock'n'Roll-Weste über, bis sich die Nummer für den Refrain umorientiert und zum Fadeout lang ausgespielte Gitarrenparts das Kommando übernehmen. Gelesen klingts nach Stückwerk, gehört ist "Wonderland" einfach nur ein starker Titel. "The Times I Need You" stellt die musikalische Anlehnung an Brian Wilsons-Kompositionen dar, inklusive stilechter Beach Boys-Chöre.

Auf "Got To Be A Better Way" zelebriert Cross beispielhaft seinen ganz persönlichen Stil in Form eines unaufdringlich treibenden Popsongs mit einnehmender Melodie. Gitarre und Saxophon kommen über ihr Dasein als Staffage zwar nicht hinaus, sorgen aber dennoch für stimmige Tupfer im Hintergrund. "Light The World" sticht dank effektvoll eingesetzter afrikanischer Rhythmen und Gastsänger Michael McDonald positiv hervor.

Die "Secret Ladder" gefällt mit Balladen und Midtempo-Nummern bestückter Longplayer, der dank ausgefeilter Kompositionstechnik und einer blitzsauberen Produktion einen runden stimmigen Eindruck hinterlässt. Ein klassisches Altherrenalbum, gewiss, doch von besonderer Güteklasse. Ein großer Welthit der Kaliber "Arthur's Theme" oder "Sailing" findet sich hier nicht. Dafür bietet "Secret Ladder" eine feine Song-Kollektion, die sich bestens für besinnliche Herbststunden am Abend eignet.

Trackliste

  1. 1. Reverend Blowhard
  2. 2. I Don't See It Your Way
  3. 3. The Times I Need You
  4. 4. Island Of Anger
  5. 5. V
  6. 6. Experiment
  7. 7. Simple
  8. 8. Wonderland
  9. 9. Light The World
  10. 10. With Me Now
  11. 11. Got To Be A Better Way
  12. 12. A Letter To My Children

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