laut.de-Kritik

Nach 14 Jahren steht nun das Reunion-Album in den Regalen.

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Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es viele Metalfans gibt, die sich der Bedeutung von Celtic Frost und deren Vorgängerband Hellhammer nicht bewusst sind. Nachdem es den Schweizern gegen Ende ihrer Laufbahn ja auch selber recht souverän gelungen war, ihren guten Ruf zu demontieren, liegt nun nach 14 Jahren tatsächlich das Reunion-Album in den Regalen.

'Simple as fuck' sind wohl die Worte, die Celtic Frost 2006 am besten beschreiben. Wer mit dem Trio bislang noch nichts zu tun hatte, wird sich vielleicht fragen, warum um eine Band so ein Wirbel gemacht wird, die noch weniger Akkorde verbraucht als The Ramones? Tatsache ist aber einfach, dass das Trio diese wenigen Akkorde nach wie vor ungewohnt treffsicher einsetzt.

Ich muss allerdings gestehen, dass mit der Zugang zu "Monotheist" bisher versagt blieb. Mit "Progeny" steigen Tom, Martin und Franco noch relativ zügig in das Album ein, vermeiden aber schon hier alles, was irgendwie nach unnötiger Abwechslung klingen könnte. Das mag für manche der absoluten Erfüllung gleichkommen, mich hat Monotonie aber noch nie sonderlich gereizt. Erst zum Ende hin gewinnt der Track an Melodie, Abwechslung und Atmosphäre.

Dem folgt das zähflüssige "Ground", das auch nicht gerade mit enormen Tonfolgen glänzt, aber zumindest eine Düsternis und Erhabenheit verströmt, die man in dieser Art von den Schweizern durchaus kennt. Ungewohnt filigran zittert danach der Beginn von "A Dying God Coming Into Human Flesh" durch die Speaker. Obwohl sich die Nummer dank verzerrtem Gesang und Gitarren bald steigert, behält sie doch den filigranen Touch bei, der im Mittelteil schon beinahe sakral klingt.

Weiblicher Gesang läutet "Drown In Ashes" ein, und man meint sich schon fast bei den Sisters Of Mercy, denn auch Tom klingt ungewohnt gotisch. Ähnliche Anklänge waren schon auf "Into The Pandemonium" auszumachen und finden hier wohl ihre Fortsetzung. "Os Abysmi Daath" knüpft an den Stil von "Ground" an, wirkt auf seine Art aber weitaus majestätischer. Der gespenstische Mittelteil der Nummer klingt allerdings recht konstruiert und fügt sich nur bedingt in den Song ein.

Zurück auf gotisches Terrain bewegen sich Celtic Frost mit "Obscured", bei dem sich Tom wieder im Duett mit einer Gastsängerin übt. Für mich eines der stimmungsvollsten Songs des Albums, doch ob da alle Frost-Fans so darüber denken, wage ich zu bezweifeln. Die werden sich eher an Stücke wie "Domain Of Decay" und vor allem "Ain Elohim" halten.

Für den Totalausfall "Totengott", der die Trilogie "Triptych" einleitet - fällt mir spontan allerdings echt keine Entschuldigung ein. Lärmorgien wie diese wurden von mir schon immer als Scheiße bezeichnet, und daran ändert sich auch nichts, nur weil da Celtic Frost drauf steht. Dafür holt das folgende "Synagoga Satanae" die Kohlen wieder aus dem Feuer, auch wenn sich der Track zum Ende hin ziemlich zieht. Da kann Tom beten was er will.

Das abschließende klassische Requiem "Winter" überzeugt mich hingegen voll und ganz, auch wenn ich mich fragen muss, wo denn "Chapter Two" geblieben ist. Abgesehen davon sind diese paar Minuten an Melancholie höchstens noch von Apocalyptica zu toppen. So endet "Monotheist" also und lässt den Rezensenten ziemlich verloren zurück.

Reicht das Erbe der Band aus, um "Monotheist" als großes Werk in der heutigen Musikwelt zu etablieren, oder wurden die Schweizer von ihren Kindern und der Zeit schon überholt? Die Antworten werden hier gewiss sehr gegensätzlich ausfallen und auch ich bin mir in meinem Urteil noch alles andere als sicher.

Trackliste

  1. 1. Progeny
  2. 2. Ground
  3. 3. A Dying God Coming Into Human Flesh
  4. 4. Drown In Ashes
  5. 5. Os Abysmi Vel Daath
  6. 6. Obscured
  7. 7. Domain Of Decay
  8. 8. Ain Elohim
  9. 9. Totengott
  10. 10. Synagoga Satanae
  11. 11. Winter (Requiem, Chapter Three: Finale)

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59 Kommentare, davon 56 auf Unterseiten

  • Vor 15 Jahren

    für mich, der mit to mega therion und dem pandaemonium aufgewachsen ist, gibt es natürlich schon mal vorschußlorbeeren, weil die überhaupt mal zurückgekommen sind, vor dem erneuten split.

    ein song wie A Dying God Coming Into Human Flesh wird sicherlich schon für sich genommen das herz jedes doomfreundes höher schlagen lassen.
    die kritik an der angeblich musikalischen plattheit empfinde ich als etwas unfäir.

    auch als musikalische doompioniere können c f das rad ja nicht 2mal erfinden.

    warum also sollte man denen, die genau das machen - nicht mehr und nicht weniger - was sie machen wollen und was sie schließlich miterfunden haben, den mangelnden willen zur veränderung oder modernisierung vorwerfen.

    klar verhält sich moderner doom in all seinen spielarten zu cf, wie intelligent techno zu kraftwerk. spaß machen beide trotzdem.

    die zusätzlich vorhandene gelegentliche hinwendung zu gothic-elementen und weiblicher duettpartnerin werden geschmackvoll und songdienlich eingeflochten, nicht etwa anbiedernd trendy.

    schade, daß es schon wieder vorbei ist.

  • Vor 14 Jahren

    wow..zufällig grade reingehört in "A Dying God Coming Into Human Flesh"

    ist das krass

  • Vor 11 Jahren

    Läuft bei mir seit ein paar Tagen rauf und runter, das Teil. Wie konnte mir das 6 Jahre lang entgehen?